Probiotika: Gut für den Darm

Der Darm wurde lange Zeit als lebenswichtiges Organ vollkommen unterschätzt. Die Gesundheit des menschlichen Verdauungssystems ist weitaus wichtiger, als man es ihm zumutet. Umso mehr ein Grund, sich um die Gesunderhaltung des Darms aktiv zu bemühen.

gesunde Darmflora dank Probiotika Probiotika beeinflussen das Darmmilieu auf positive Weise. (Foto by: piotr_marcinski / Depositphotos)

Im menschlichen Darm, speziell im Dickdarm, leben Billionen von Bakterien, die bei der Verwertung von Nahrungsmitteln mithelfen und zum Funktionieren des Immunsystems beitragen. Außerdem produziert die Darmflora das für die Blutgerinnung wichtige Vitamin K und regt die Darmbewegungen an.

Wenn von Darmgesundheit die Rede ist, fallen auch sehr schnell die Begriffe Probiotika und Präbiotika, die dabei eine wichtige Rolle spielen. Damit wollen wir uns nachfolgend eingehend beschäftigen.

Was sind Probiotika und wie wirken diese?

Der Name Probiotika setzt sich zusammen aus den lateinischen Wörtern pro = für und bios, das Wort für Leben. Somit handelt es sich bei Probiotika um lebendige Mikroorganismen, die das Darmmilieu positiv beeinflussen. Schädliche Darmbakterien werden dabei verdrängt und deren Wachstum gehemmt.

Studien haben ergeben, dass sich Probiotika positiv auf unsere Gesundheit auswirken und zahlreiche Krankheiten verhindern oder doch zumindest positiv beeinflussen können.

Studien zum Thema Probiotika

Menschen nahmen schon immer gutartige Mikroorganismen (Probiotika) zu sich, wie sie zum Beispiel in Joghurts enthalten sind, weil man den Eindruck hatte, dass sie den Menschen gut tun.

Aber erst in neuerer Zeit wird die Wirksamkeit solcher von außen zugeführter Probiotika auch wissenschaftlich untersucht. Zu den führenden Forschern auf diesem Gebiet gehört der Mikrobiologe Jeff Gordon, der im amerikanischen St. Louis, an der Washington University forscht.

So sieht Jeff Gordon ein dynamisches Zusammenspiel von Nahrung und Mikroorganismen, das langfristige Auswirkungen auf den Wirt hat. Gordon, aber auch andere Forscher denken darüber nach, wie durch die gezielte Gabe von Mikroorganismen, Krankheiten positiv beeinflusst werden können, deren Ausgangspunkt bei den Darmbakterien liegt. Aber da besteht zurzeit noch einiger Forschungsbedarf.

Was Probiotika für unsere Gesundheit tun können

Probiotika verbessern das Immunsystem

Klinische Studien haben nachgewiesen, dass durch Probiotika sogar das multiple Organversagen, eine Haupttodesursache unter Intensivpatienten, verhindert werden kann.

Probiotika wirken sich positiv auf Asthma, Allergien und Hauterkrankungen aus

Das wird durch die Stärkung des Immunsystems erreicht. Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft und noch Monate danach Probiotika erhalten haben, hatten später unter weniger Ekzemen zu leiden, wie die Kontrollgruppe, die Placebos erhalten hatte.

Probiotika helfen bei Nahrungsunverträglichkeiten

Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie Milchintoleranz, Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) und Nahrungsmittelallergie können dadurch stark reduziert werden.

Probiotika bei Histaminintoleranz

Hierbei ist es wichtig Probiotika zu wählen die histaminsenkend sind. Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem die probiotischen Bakterien der Gattung Lactobacillus und Bifidobacteria bei einer Histaminintoleranz helfen können. Sie sorgen dafür, dass die Darmflora wieder aufgebaut wird und vermindern die Durchlässigkeit des Darms.

Probiotika gegen Darmerkrankungen

Chronische und entzündliche Darmerkrankungen können deutlich zurückgedrängt und die Dauer eines Durchfalls verkürzt werden.

Probiotika gegen Pilzinfektionen

Um Darmpilze und anderen Pilzinfektionen, die den ganzen Körper befallen können, keine Chance zu geben, ist mittels Probiotika für eine gesunde Darmflora zu sorgen.

Probiotika als Krebsvorsorge

Eine gesunde Darmflora kann einen Darmkrebs verhindern helfen, während Antibiotika das Darmkrebsrisiko erhöhen. Probiotika können aber auch der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen entgegenwirken.

Probiotika als Strahlenschutz

Eine gute Darmflora beugt Folgeschäden an Dünn- und Dickdarm durch Durchfall vor. Außerdem kann Probiotika die Haut vor den Schäden der UV-Strahlung schützen, indem das Immunsystem der Haut aktiviert wird.

Probiotika schützen vor den Schäden durch Antibiotika

Sie helfen die Darmflora nach Einnahme von Antibiotika wieder aufzubauen. Da aber auch in Milch- und Fleischprodukten oft Antibiotikarückstände zu finden sind, sollte man täglich Probiotika zu sich nehmen, vor allem wenn man häufig Milch- und Fleischprodukte zu sich nimmt.

Probiotika bei neurologischen- und mentalen Leiden

Studien belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen Darmflora und Autismus gibt. Durch die tägliche Einnahme von probiotischen Bakterien verschwanden die Anzeichen von Autismus fast vollkommem.

Probiotika können den Cholesterinspiegel senken

Speziell der Lactobacillus reuteri hilft bei der Senkung des Cholesterinspiegels.

Abnehmen mit Probiotika, die Art der Probiotika ist entscheidend

Unter dem Oberbegriff Probiotika wird eine Reihe verschiedener Mikroorganismen verstanden, die eine große Anzahl an Milchsäurebakterien enthalten, die auch unter dem Fachbegriff Lactobacillales bekannt sind.

Sie leisten nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Darmgesundheit, sondern sie können auch beim Abnehmen helfen. Denn wie Untersuchungen herausfanden, haben übergewichtige Menschen und Tiere eine andere Darmflorazusammensetzung als Normalgewichtige der Spezies.

Als man normalgewichtigen Mäusen, die Darmbakterienzusammensetzung ihrer übergewichtigen Artgenossen einpflanzte, nahmen diese schnell an Gewicht zu, ohne dabei ein Mehr an Nahrung zu erhalten. Da Adipositas zu den Volkskrankheiten in den Industrieländern gehört, wird die Wichtigkeit einer gesunden Darmflora klar.

So gab man zwei Versuchsgruppen über vier Wochen hinweg 1000 Kalorien zusätzlich zu ihrem täglichen Essen. Die eine Gruppe erhielt dazu ein probiotisches Präparat, die Andere lediglich ein Placebo. Während die Gruppe mit dem Placebo zunahm, konnte die Probiotikagruppe das Gewicht halten. Denn Probiotika hemmen die Fettabsorption und unterstützen die vermehrte Ausscheidung von aufgenommenem Nahrungsfett, außerdem fördern sie die Sättigung, haben Einfluss auf die Fettverbrennung und wirken präventiv gegen das Bauchfett.

Besonders erfolgreich war dabei die Gewichtsreduktion mit den Milchsäurebakterien Lactobacillus Gasseri. Bei den Frauen ließ sich außerdem noch ein besonderer wirksamer Gewichtsverlust durch das Probiotikum Lactobacillus rhamnosus feststellen. Bei den Männern ließ sich kein diesbezüglicher Effekt nachweisen.

Probiotika Naturjoghurt sorgt für eine gesunde Darmflora. (Foto by: Dmyrto_Z / Depositphotos)

Probiotika – Einnahmeformen

Probiotika gibt es in Pulver- oder Kapselform aber auch in flüssiger Form.

Die richtige Einnahmezeit und Dosierung von Probiotika

Will man mit Probiotika ganz spezielle Leiden lindern oder heilen, dann braucht man eine höhere Dosierung, sodass probiotische Lebensmittel dafür nicht die geeignete Menge liefern können.

Mit speziell gekauften Probiotika kann man genau die Bakterienstämme kaufen, die für die Krankheit, die behandelt werden soll, am besten geeignet sind. Die jeweilige Dosierung ist dem Beipackzettel des betreffenden Medikaments zu entnehmen.

Da sich Probiotika nur vorübergehend im Darm ansiedeln können, müssen diese kontinuierlich täglich eingenommen werden. Aber auch die Keimzahl ist wichtig. Um einen positiven Einfluss auf die Darmflora zu erzielen sind täglich zwischen 100 Millionen und einer Milliarde probiotischer Bakterien einzunehmen. Bei Arzneimitteln ist ein genauer Gehalt an Probiotika auf dem Beipackzettel oder der Verpackung angegeben.

Damit die geschluckten Probiotika sich gerne im Darm aufhalten, ist mit sogenannten Präbiotika, wie der Gabe von Inulin, nachzuhelfen. Es wird empfohlen, die Probiotika zu den Mahlzeiten oder über den Tag verteilt mit jeweils einem Glas Wasser einzunehmen.

Natürliche probiotische Lebensmittel

Probiotische Lebensmittel Kimchi, Salzgurken und Sauerkraut zählen zu den probiotischen Lebensmitteln. (Foto by: PixelsAway / Depositphotos)

Von den ungefähr 400 verschiedenen probiotischen Bakterien, sind die Wichtigsten die Milchsäurebakterien, da diese säuretolerant sind und somit sich erst im Darm verbreiten. Die zehn besten probiotischen Lebensmittel sind:

1. Joghurt

Joghurt verbessert die Darmflora und hilft gegen Durchfall und Verstopfung.

2. Kefir

Kefir, enthält neben Bakterien auch Hefen, hat eine entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung und hilft bei Verdauungsbeschwerden.

3. Sauerkraut

Sauerkraut enthält zahlreiche lebende, probiotische Bakterienkulturen. Es enthält außer den gesunden Milchsäurebakterien auch Vitamin C, Vitamin B12 und Ballaststoffe. Sauerkraut stärkt das Immunsystem und die hohe Anzahl an Ballaststoffen sorgt für eine geregelte Verdauung. Es muss aber frisches Sauerkraut sein, denn das pasteurisierte Dosensauerkraut enthält durch den Verarbeitungsprozess keine probiotischen Bakterien und Vitamine mehr.

4. Miso

Miso, die japanische Gewürzpaste enthält reichlich probiotische Milchsäurebakterien.

5. Salzgurken

Salzgurken, die durch Milchsäuregärung haltbar gemacht wurden. Sie unterstützen eine geregelte Verdauung und stärken das Immunsystem. Solche Gurken, die ohne Zugabe von Essig sauer wurden, sind meist nicht im Supermarkt erhältlich.

6. Kombucha

Kombucha, der fermentierte Tee

7. Apfelessig

Apfelessig, außer seinen probiotischen Heilwirkungen soll er auch gegen Gicht, Arthritis und Erkältungen helfen.

8. Käse

Käse, besonders empfehlenswert sind dabei Gouda, Cheddar, Parmesankäse und Mozzarella.

9. Temeh

Temeh, wird aus fermentierten Sojabohnen oder Körnern hergestellt. Er ist von weicher Textur und ist für Veganer geeignet.

10. Kimchi

Kimchi, das koreanische Gericht aus fermentiertem Chinakohl.

Probiotika und die Pille

Probiotika haben keinen Einfluss auf die verhütende Wirkung der Antibabypille, noch setzen sie diese herab. Nur bei Frauen, die auf diese Mikroorganismen mit Durchfall reagieren, kann der Schutz vor Empfängnis nicht mehr hundertprozentig gewährleistet werden.

Probiotika während der Schwangerschaft

Auch Schwangere profitieren von probiotischen Bakterien, denn Probiotika können bakterielle Infektionen und Pilzinfektionen in der Scheide verhindern, die zu Fehlgeburten und Frühgeburten führen können.

Auch für das Kind ist eine gesunde Vaginal- und Darmflora der Mutter von Vorteil, denn das sind die ersten Bakterien, mit denen es in Kontakt kommt und die für den Aufbau der kindlichen Darmflora vorteilhaft sind.

Probiotika und Stillen

Die sind sowohl für die Mutter als auch das Kind gut. Es sollte dann aber auch zu einem qualitativ hochwertigen Produkt gegriffen werden, die das Immunsystem wirkungsvoll unterstützen.

Probiotika bei Babys

Wenn Säuglinge einen Mangel an guten Darmbakterien haben, kann das zu diversen Krankheitssymptomen führen.

Allergische Hautreaktionen, aber auch Koliken können die Folge sein, die für das Baby sehr unangenehm sind und zu stundenlangem Schreien führen können. Wie Studien beweisen, können Probiotika auch hier die Lösung sein und Abhilfe schaffen.

Probiotika bei Kindern

Die Probiotika für Kinder bestehen aus speziell für diese ausgewählten Darmbakterienstämmen. Diese helfen dabei, eine gesunde Darmflora bei Kindern aufzubauen. Das kann zum Beispiel hilfreich sein, wenn die Kinder unter Koliken oder Neurodermitis leiden oder um das Immunsystem bei Infektanfälligkeit zu stärken.

Müssen Kinder vorübergehend Antibiotika nehmen, dann sollte danach immer die Gabe von Probiotika folgen, so wie bei älteren Personen auch, um die Nebenwirkungen abzuschwächen oder zu verhindern.

Probiotika und Alkohol

Da Probiotika aber für eine gesunde Darmflora sorgen, stellt gelegentlicher, moderater Alkoholgenuss kein Problem für den Darm dar. Durch Alkoholmissbrauch wird jedoch die Darmwand (Darmbarriere) durchlässig, sodass Darmbakterien der Darmflora in den Blutkreislauf gelangen und dort Entzündungen verursachen können.

Welche Nebenwirkungen auftreten?

Prinzipiell sind Probiotika sehr gut verträglich. Allerdings kann es auch bei Probiotika, wie bei allen anderen Arzneimitteln auch, zu einigen wenigen Fällen kommen, wo die Betreffenden mit Durchfall darauf reagieren. In diesem Fall sollte der Betreffende bei seinem Arzt oder Apotheker nachfragen. Auch der Beipackzettel kann wertvolle Hinweise enthalten.

Was ist der Unterschied zwischen Probiotika und Präbiotika?

An unseren Darmwänden leben Billionen von Mikroorganismen, wobei die meisten unserer Gesundheit zuträglich sind und in einem ökologischen Gleichgewicht leben.

Wird dieses Gleichgewicht durch Medikamente, wie etwa Antibiotika gestört, gerät das mikrobielle Ökosystem unseres Körpers ins Wanken. Das kann der Beginn vieler Krankheiten, wie unter anderem Allergien und Diabetes mellitus, sein.

Probiotika und Präbiotika sollen nun dabei helfen, das Ökosystem des Darms aufrechtzuerhalten oder gar zu verbessern. Während Probiotika lebende Mikroorganismen sind, handelt es sich bei Präbiotika um Ballaststoffe, die die Darmflora nicht verdaut.

Die Präbiotika verändern die Aktivität und Zusammensetzung der im Darm befindlichen Bakterien. Dadurch können sich sogenannte gute Darmbakterien, wie zum Beispiel Laktobazillen und Bifidobakterien vermehrt ansiedeln, während die "schlechten" Darmbakterien reduziert werden.

Zu den bekanntesten Präbiotika gehören:

  • Inulin
  • Galacto-Oligosaccride (GOS)
  • Fructo-Ologosaccharide (FOS)

FOS und Inulin kommen in zahlreichen Nahrungsmitteln, wie Lauch, Spargel, Zwiebel und Chicorée vor.


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Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 14.09.2017
Überarbeitet am: 28.10.2020

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