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Was sind Immunglobuline
Ihrer Form nach erinnern sie an den Buchstaben Ypsilon. Deshalb sind Immunglobuline auch unter dem Namen Gamma-Globuline bekannt. Mit den oberen beiden ihrer Pole verbinden sie sich mit dem Erreger, der unschädlich gemacht werden soll. Mit dem unteren Pol legen sie an körpereigene Zellen an, die den Fremdkörper anschließend ausschalten. So werden drohende Infektionen abgewendet.
Ein jedes Immunglobulin koppelt stets nur an bestimmte Strukturen (Antigene) des jeweiligen Krankheitserregers an. Antikörper beispielsweise gegen einen Grippevirus bleiben wirkungslos, wenn es etwa um die Bekämpfung einer Lungenentzündung geht.
Diese spezielle Ausrichtung der Antikörper wird schon bei ihrem Entstehen festgelegt. Sie werden von weißen Blutkörperchen gebildet, die mit dem jeweiligen Fremdstoff in Berührung gekommen sind. Als Reaktion stellen sie den entsprechenden Antikörper zur Verfügung, der auf den Eindringling fokussiert ist und ihn vernichten soll. Auf diese Weise werden nicht nur Viren an ihrer Verbreitung gehindert, sondern ebenso Bakterien in ihrer giftigen Wirkung neutralisiert.
Unterteilung der Immunglobuline
Die Immunglobuline (Ig) werden in fünf Klassen unterteilt:
- IgG
- IgA
- IgM
- IgD
- IgE
In welcher Konzentration Immunglobuline jeweils vorkommen, kann mit jedem üblichen Blutbild (Serum) bestimmt werden. Daneben lassen sich IgA im Speichel oder in der Tränenflüssigkeit, IgM im Nabelschnurblut ermitteln. Vier Fünftel der gesamten Immunglobuline im Blut sind IgG.
Wann liegt die Konzentration der Antikörper im Normbereich?
Die Normalwerte im Blutserum eines Erwachsenen liegen für die jeweiligen Immunglobuline in folgenden Bereichen:
- - IgG 6,8 bis 14,45 Gramm pro Liter
- - IgA 0,75 bis 4,07 Gramm pro Liter
- - IgM 0,34 bis 2,48 Gramm pro Liter
- - IgD 3 bis 140 Milligramm pro Liter
- - IgE unter 100 IE (Internationale Einheiten) pro Milliliter
Die Konzentration der Antikörper wird mit einer Blutuntersuchung und der folgenden Untersuchung im Labor überprüft, wenn Verdachtsmomente auf chronische Entzündungen oder verschiedene Immundefekte bestehen.
Auch eine generelle Infektanfälligkeit oder die ungebremste Vermehrung von Immunglobulinen im Blut können Anlass für die Bestimmung der Werte sein. Oft bedingen chronische Leberkerkrankungen wie Leberzirrhose oder Hepatitis einen solchen Test.
Die Feststellung von Ig-Konzentrationen im Blut ist jedoch kein Standardverfahren in der Diagnose. Sie wird nur dann durchgeführt, wenn bestimmte Mängel der Immunabwehr zu vermuten sind. Das trifft beispielsweise auf Infektionskrankheiten wie Syphilis (Lues) oder HIV zu, bei denen ganz gezielt nur nach einer konkreten Art von Antikörpern gesucht wird.
Worauf können zu hohe oder zu niedrige Immunglobulin-Werte hinweisen?
Zu niedrige Immunglobulinwerte
Zu niedrige Immunglobulinwerte entstehen häufig durch Erkrankungen beziehungsweise Behandlungen, welche die Produktion von Antikörpern verringern. Das können Plasmozytom, ein stark erhöhter Cortisolspiegel im Blut (Cushing-Syndrom), viele bakterielle Infektionen, Schilddrüsenunterfunktion, verschiedene bösartige Tumore, Diabetes mellitus oder Blutvergiftungen sein.
Auch Strahlentherapie und Chemotherapie sowie heftige Verbrennungen können zu kritischen Ig-Senkungen führen. Der häufigste Immundefekt ist ein zu niedriger IgA-Wert. Er wirkt sich negativ auf viele Atemwegserkrankungen und Nierenerkrankungen aus. Bei Leukämie ist oft ein verringerter IgG-Wert zu registrieren.
Zu hohe Immunglobulinwerte
Für zu hohe Immunglobulinwerte können mehrere Ig-Klassen (polyklonale Vermehrung) oder nur eine Klasse (monoklonale Vermehrung) verantwortlich sein.
Zum Beispiel gehen Lebererkrankungen in Folge von massivem Alkoholmissbrauch mit erhöhten Werten von IgA, IgM beziehungsweise IgG einher. Oft weist ein stark gestiegener Immunglobulin-A-Wert auf akute Infektionen hin. Allergien wie zum Beispiel Pollenallergie (Heuschnupfen), aber ebenso Asthma oder Neurodermitis können entstehen, wenn der Immunglobulin-E-Wert zu hoch ist.
Wie Immunität gegen Infektionen entsteht
Nachdem sich die Immunglobuline gebildet und ihren Erstkontakt mit Erregern hinter sich haben, bleiben sie in dezimierter Stückzahl im Körper vorrätig. Dann ist ein Zustand erreicht, in dem der jeweilige Mensch immun gegen diesen Erreger ist.
Unter optimalen Umständen passiert dies innerhalb von zwei Wochen nach der Infektion. Dieses Prinzip erklärt ebenso die Wirksamkeit von Schutzimpfungen gegen bestimmte Erreger wie etwa das Grippevirus. Abgeschwächte oder modifizierte Krankheitskeime werden in die Blutbahn geschickt, so dass sich die jeweiligen Antikörper bilden, die dann dauerhaft zur Abwehr der Infektion bereit sind.
Nicht selten kommt es aber vor, dass die Immunglobuline fehlkonstruiert sind und sich gegen die körpereigenen Stoffe richten. Die Folge sind Entzündungen, die bis zur Zerstörung körpereigenen Gewebes führen können. Solche sogenannten Autoimmunkrankheiten sind beispielsweise Rheuma, Diabetes I, Morbus Crohn oder Multiple Sklerose (MS).
Immunglobuline können mittlerweile auch künstlich hergestellt und somit ganz gezielt gegen Krankheiten wie spezielle Krebsarten oder chronische Darmleiden eingesetzt werden. Darüber hinaus kann mittels einer spezifischen Immuntherapie das Abwehrsystem des Körpers geschult werden, damit es besser auf verschiedene Allergien reagieren kann.
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