Blutvergiftung (Sepsis)

Gerät eine Infektion im menschlichen Körper außer Kontrolle, so kann es zu einer Sepsis bzw. Blutvergiftung kommen. Da die Erkrankung durchaus lebensgefährlich ist, muss eine Therapie sehr rasch erfolgen.

Sepsis Gerät eine Infektion im menschlichen Körper außer Kontrolle, so kann es zu einer Sepsis kommen. (Foto by: roobcio / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist eine Blutvergiftung: Dabei kommt es zu einer Vermehrung von Infektionserregern, deren Gift sich im Körper durch die Blutbahnen verbreitet.
  • Symptome: Die Symptome können je nach Ort der Infektion unterschiedlich ausfallen. Häufig kommt es jedoch zu Fieber oder einer Untertemperatur, einem schlechten Allgemeinzustand, einer Beschleunigung von Atmung und Herzschlag, sowie Verwirrtheit.
  • Ansteckung & Ursachen: Meist liegt einer Sepsis eine Infektion im Körper zu Grunde, wie zum Beispiel einer Lungenentzündung, die sich dann im Körper weiter ausbreitet.
  • Behandlung: Die Behandlung erfolgt meist durch Antibiotika oder einer Infusion. Nebenbei werden dann noch die Schmerzen behandelt, bis sich der Körper erholen kann.
  • Mögliche Komplikationen: Eine schwere Sepsis kann zu Organversagen, oder einem septischen Schock führen und auch tödlich enden.
  • Vorbeugung: Eine Sepsis ist nur schwer vorzubeugen. Wichtig ist ein starkes Immunsystem, sowie eine Impfung von Kindern gegen Pneumokokken.

Was ist eine Blutvergiftung

Laut aktuellen Studien gehört die Blutvergiftung zur dritthäufigsten Todesursache in Österreich.

Eine Sepsis entsteht durch eine Vermehrung von Infektionserregern, deren Gifte anschließend im Körper verbreitet werden. Sehr oft geht sie von einem Infektionsherd aus, der lokal begrenzt ist, beispielsweise von entzündetem Lungengewebe oder von einem entzündeten Blinddarm.

Gelangen die Krankheitserreger dann in den Blutkreislauf, so breitet sich die Entzündung im gesamten Körper aus. In weiterer Folge kann es zu lebensgefährlichen Störungen der Vitalfunktionen sowie zu einem Multiorganversagen kommen.

Die klassische Definiton der Sepsis stammt von Hugo Schottmüller (1914), der erklärt: "Eine Sepsis liegt dann vor, wenn sich innerhalb des Körpers ein Herd gebildet hat, von dem kontinuierlich oder periodisch pathogene Bakterien in den Kreislauf gelangen und zwar derart, dass durch diese Invasion subjektive und objektive Krankheitserscheinungen ausgelöst werden." (Schottmüller, Hugo: Verhandlungen des 31. Deutschen Kongresses für Innere Medizin, Band 31, 1914, S. 257-280)

Ursachen für eine Sepsis (Blutvergiftung)

Infektion

Grundsätzlich geht eine Sepsis immer von einer Infektion aus, die durch Bakterien, Pilze, Viren oder Protozoen (zum Beispiel Malaria-Erreger) verursacht wird. Das Immunsystem reagiert darauf in Form einer Entzündung, das betreffende Gewebe wird stärker durchblutet und die Durchlässigkeit in den Blutgefäßen verringert sich.

Aus diesem Grund werden große Mengen von Leukozyten (weiße Blutkörperchen) zum Infektionsherd transportiert, wo die Erreger beseitigt werden. Manchmal reichen die Abwehrkräfte jedoch nicht aus, um die Infektion zu begrenzen. Dann können sich die Erreger ungehindert ausbreiten und in den Blutkreislauf gelangen. In weiterer Folge wird der gesamte Körper von der Entzündung befallen, was in der Fachsprache als Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom (SIRS) bezeichnet wird.

Lebenswichtige Organe können versagen und wird der Patient nicht intensivmedizinisch versorgt, so stirbt er.

Schwergrade einer Sepsis

In der Medizin können drei Schweregrade einer Sepsis unterschieden werden:

1. Die einfache Sepsis

Diese Form entwickelt sich beispielsweise aus einer Lungenentzündung, einem Zahnabszess oder einer Magen-Darm-Entzündung. Die Patienten werden medikamentös aber nicht intensivmedizinisch behandelt.

2. Schwere Sepsis

Bei einer schweren Sepsis kommt es zu einem Organversagen, ein Aufenthalt auf der Intensivstation ist daher unbedingt erforderlich.

3. Septischer Schock

Wenn der Blutdruck extrem herabfällt, spricht man von einem septischen Schock, bei dem ein Multiorganversagen auftreten kann.

Ein besonders hohes Risiko an einer Sepsis zu erkranken haben folgende Personengruppen:

  • Frühgeborene
  • sehr alte Menschen
  • Patienten mit einem geschwächten Immunsystem (z.B. auf Grund einer Kortison- oder Chemotherapie)
  • Menschen mit großflächigen Wunden
  • Menschen, die an einer Suchterkrankung leiden

Symptome einer Blutvergiftung?

Die frühen Symptome einer Sepsis sind nicht spezifisch und können auch bei anderen Erkrankungen auftreten. Dazu zählen:

  • ein schlechter Allgemeinzustand
  • eine beschleunigte Atmung
  • ein beschleunigter Herzschlag
  • erhitzte Haut oder Hautausschlag
  • Verwirrtheit
  • hohes Fieber

Bei sehr jungen bzw. sehr alten Menschen tritt anstelle des Fiebers jedoch Untertemperatur auf.

Je nach Infektionsort können auch andere Symptome hinzukommen: So treten bei Lungeninfektionen eitriger Auswurf oder Kurzatmigkeit auf, bei Infektionen der Harnwege kann es zu Schmerzen beim Urinieren kommen, bei Hirnhautentzündungen leiden die Patienten unter starken Kopfschmerzen bzw. einer gesteigerten Lichtempfindlichkeit.

Des Weiteren ist bei vielen Sepsis-Patienten die Zahl der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) erhöht, die Nierenfunktionen können beeinträchtigt sein und es kommt zu einer Verschlechterung der Durchblutung, wodurch sich kleine Gerinnsel bilden, die die Kapillaren (Blutgefäße) verengen.

Untersuchungen und Diagnose

Untersuchung Blutvergiftung Eine Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung. (Foto by: kamolrat / Depositphotos)

Für Patienten und Patientinnen ab 16 wurde von Experten ein Kriterienkatalog erstellt, der für die Diagnose einer Sepsis herangezogen wird. So muss zunächst durch eine Blut- bzw. Urinprobe oder einen Wundabstrich eine Infektion mikrobiologisch nachgewiesen werden. Das Feststellen einer Lungenentzündung erfolgt mit Hilfe einer Röntgenaufnahme.

Außerdem wird gemessen, ob die Patienten an Fieber (mindestens 38 Grad) bzw. Untertemperatur (36 Grad oder weniger) leiden. Mit Hilfe eines großen Blutbildes sind auch Veränderungen des Leukozytenspiegels feststellbar.

Die Herzfrequenz liegt bei mindestens 90 Schlägen in der Minute (Tachykardie) und der Sauerstoffgehalt im arteriellen Blut sinkt unter einen bestimmten Wert. Leiden die Betroffenen an Desorientiertheit oder einem Delirium, so kann dies auf eine akute Gehirnschädigung hinweisen.

Wenn bestimmte Kriterien zusammentreffen, so liegt eine schwere Sepsis vor, bei Blutdruckabfall spricht man in der Medizin von einem septischen Schock. Dieser kann auch mit einem speziellen Bluttest, dem so genannten Procalcitonin-Test (PCT) bestätigt bzw. ausgeräumt werden.

Behandlung, Therapie und Komplikationen

Behandlung der Infektion

Um eine Sepsis erfolgreich therapieren zu können, muss zunächst der Auslöser - die Infektion - behandelt werden. Dafür muss man jedoch den Herd der Infektion kennen, der allerdings nicht immer ausfindig gemacht werden kann. Lässt sich dieser lokalisieren, so wird er "saniert" bzw. beseitigt.

Behandlung mit Antibiotika

Eine einfache Sepsis wird in der Regel mit Medikamenten (zum Beispiel Antibiotika) behandelt.

Intensivmedizinische Betreuung

Liegt eine schwere Sepsis oder ein septischer Schock vor, so werden die Patienten intensivmedizinisch betreut. Zunächst werden Antibiotika verabreicht und der Infektionsherd eventuell operativ entfernt (zum Beispiel bei Vorliegen einer Blinddarmentzündung).

Infusionen

Oft erhalten die Patienten Infusionen mit Nährlösungen, Flüssigkeit, Blutzellen bzw. Plasma. Wurden auch Organe in Mitleidenschaft gezogen, so müssen die Betroffenen manchmal künstlich beatmet werden.

Schmerz- und Beruhigungsmittel

Viele Patienten erhalten darüber hinaus auch Schmerz- oder Beruhigungsmittel, in einigen Fällen werden gerinnungshemmende Medikamente verabreicht, um Thrombosen vorzubeugen.

Sehr wichtig ist eine frühzeitige Erkennung einer Sepsis, denn je früher diese behandelt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Erfolgt die Therapie zu spät, so kann es zu einem Multiorganversagen kommen, relativ hoch ist die Sterblichkeitsrate auch bei einem septischen Schock. Oftmals leiden Sepsis-Patienten nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus auch an Spätfolgen wie Muskelschwäche, Nervenschäden oder Depressionen.

Prävention und was ich selbst tun kann

Impfung Eine Impfung kann viele Krankheiten vorbeugen. (Foto by: csakisti / Depositphotos)

Da jede Infektion zu einer Sepsis führen kann, ist es sehr schwierig einer Blutvergiftung gezielt vorzubeugen. Grundsätzlich sollte das Immunsystem gestärkt und Ansteckungen vermieden werden, denn was gegen eine Infektionskrankheit hilft, kann auch vor einer Sepsis schützen.

Vor allem Kinder und alte Menschen sind für Pneumokokken-Infektionen sehr empfänglich. In weiterer Folge kann dies zu Mittelohrentzündungen, Lungenentzündung, Hirnhautentzündungen bzw. Sepsis führen.

Heutzutage gibt es bereits wirksame Impfungen, mit denen Pneumokokken immunisiert werden können, wodurch die Ausbreitung der Erreger unterbunden wird. Auch Personen, bei denen die Milz entfernt wurde, sollten sich gegen Meningokokken, Haemophilus bzw. Pneumokokken impfen, da dieser Personenkreis ein hohes Risiko hat, an einer Sepsis zu erkranken.


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ICD-10: A39.2, A40, A41, R65 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 09.04.2013
Überarbeitet am: 30.06.2020

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