Reizdarmsyndrom (Reizdarm)

Das Reizdarmsyndrom ist eine häufig vorkommende Funktionsstörung des Verdauungstrakts. Es führt zu mehreren unterschiedlichen Beschwerden, die über einen längeren Zeitraum immer wieder auftreten können. In den meisten Fällen werden keine organischen Ursachen gefunden.

Reizdarmsyndrom Reizdarmsyndrom ist eine häufig vorkommende Funktionsstörung des Verdauungstrakts. (Foto by: michaeljung / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist ein Reizdarmsyndrom: Dabei handelt es sich um eine Funktionsstörung im Verdauungstrakt die als äußerst unangenehm empfunden wird.
  • Symptome: Mögliche Anzeichen sind Blähungen, Schmerzen im Bauch, Durchfall oder Verstopfung.
  • Ursachen: Mögliche Ursachen sind eine Reizung der Darmschleimhäute, eine gestörte Darmflora, zu wenig Ballaststoffe, aber auch Stress und Depressionen.
  • Behandlung: Meist werden die Symptome behandelt oder gelindert. So gibt es eine Vielzahl an Hausmitteln um den Magen zu beruhigen (z.B. Pfefferminz), aber auch der Abbau von Stress und eine gesunde Ernährung mit Bewegung sind wichtig.
  • Vorbeugung: Eine direkte Vorbeugung ist nicht möglich. Wichtig ist jedoch ein gesunder Lebensstil durch Ernährung und Bewegung.

Was ist das Reizdarmsyndrom

Ein Reizdarm ist zwar keineswegs bösartig, gefährlich oder gar ansteckend, dennoch wird er von den meisten Betroffenen als sehr unangenehm empfunden.

Die wiederkehrenden Symptome beeinträchtigen nämlich nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch die Lebensqualität: Die Betroffenen, bei denen es sich in den meisten Fällen um Frauen handelt, fühlen sich unwohl und verlieren die Lust an Aktivitäten jeglicher Art.

Schätzungen zufolge leiden weltweit bis zu zwölf Prozent aller Menschen an einem Reizdarmsyndrom.

Warum die Funktionsstörung bei Frauen besonders häufig diagnostiziert wird, ist noch immer unklar, Experten vermuten aber, dass die Geschlechtshormone einen großen Einfluss ausüben.

Die ersten Beschwerden machen sich oft zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr bemerkbar.

Werden trotz gründlicher ärztlicher Untersuchungen keine krankhaften Veränderungen des Magen-Darm-Traktes festgestellt, gehen die Mediziner von einem Reizdarmsyndrom aus.

Die Häufigkeit der Beschwerden ist bei diesem Krankheitsbild typischerweise sehr unterschiedlich. Viele Patienten leiden nur in besonderen Stressphasen unter den Symptomen, es kommt aber auch vor, dass die Beschwerden dauerhaft wahrgenommen werden.

Auffallend ist jedoch, dass die Symptome in der Nacht fast immer verschwinden.

Ursachen eines Reizdarmsyndroms

Noch immer liegen die Ursachen für das Reizdarmsyndrom weitestgehend im Dunkeln.

Informationsaustauschstörung

Es wird aber vermutet, dass bei Betroffenen der Informationsaustausch zwischen Darm und Gehirn gestört ist. Eine Schlüsselrolle spielt diesbezüglich der Nerven-Botenstoff Serotonin, der unter anderem auch für die Schmerzwahrnehmung und die Steuerung der Darmfunktionen zuständig ist. Für diese Vermutung spricht die Tatsache, dass von den Patienten häufig bereits normale Verdauungsvorgänge übertrieben stark und schmerzhaft wahrgenommen werden.

Entzündung der Darmschleimhaut

Andere wissenschaftliche Untersuchungen machen entzündliche Prozesse der Darmschleimhaut für das Reizdarmsyndrom verantwortlich.

In diesem Fall würden winzig kleine Entzündungen die Produktion von bestimmten Hormonen fördern, die dann wiederum die Nervenzellen im Darm reizen.

Gestörte Darmflora

Auch eine gestörte Darmflora gilt als möglicher Verursacher der Krankheit.

Essverhalten

Auch das Essverhalten spielt eine große Rolle: Unverträglichkeiten, zu wenig Ballaststoffe oder eine ungesunde und fettreiche Ernährung können ebenfalls dazu führen, dass sich die Symptome zeitweise verschlimmern.

Weitere Ursachen

In bestimmten Situationen oder Lebensabschnitten kommt es zudem meist zu einer deutlichen Verschlimmerung der Beschwerden.

Seelische Belastungen wie Stress, Ärger und Kummer gehören genauso dazu wie schwere körperliche Arbeiten.

Letztendlich kann das Reizdarmsyndrom aber auch als unerwünschte Nebenwirkung bestimmter Medikamente auftreten. In diesem Fall verschwinden die Symptome aber normalerweise wieder, wenn das Medikament abgesetzt wird.

Symptome eines Reizdarmsyndroms

Die typischen Symptome eines Reizdarmsyndroms sind sehr vielfältig.

Schmerzen

Fast immer machen sich Schmerzen im gesamten Bauchbereich bemerkbar, außerdem kann es zu Krämpfen und verschiedenen Missempfindungen kommen.

Der Betroffene hat das Gefühl, dass sich die Schmerzen nach dem Stuhlgang zunächst einmal bessern, im weiteren Verlauf des Tages können sie aber wieder stärker werden.

In den Nächten sind die Patienten dagegen fast immer beschwerdefrei.

Stuhlkonsistenz

Auch die Zusammensetzung des Stuhls bereitet vielen Betroffenen Sorgen: Er kann sehr hart, extrem wässrig oder breiig und manchmal sogar schleimig sein.

Blähungen

Nicht zuletzt macht sich ein Reizdarm auch fast immer durch besonders häufig auftretende Blähungen bemerkbar, was für die Patienten besonders unangenehm ist.

Auch die ansonsten kaum vernehmbaren Darmgeräusche sind in diesem Fall dann sehr laut und hörbar.

Weitere Symptome

Aber neben den Schmerzen werden häufig auch zahlreiche andere Beschwerden wahrgenommen.

Manchmal klagen Patienten über ein ausgeprägtes Druckgefühl im Ober- oder Unterbauch. Auffälligkeiten beim Stuhlgang sind ebenfalls ganz charakteristisch für einen Reizdarm.

In vielen Fällen hat der Betroffene unverhältnismäßig oft unter Durchfall oder Verstopfung zu leiden, es kann aber auch sein, dass der Darm mit einem ständigen Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung reagiert.

Ein Reizdarmsyndrom kann darüber hinaus aber auch eine Begleiterscheinung einer anderen Krankheit sein. Depressionen, Migräne und starke Schlafstörungen sind diesbezüglich nur einige Beispiele.

Untersuchungen und Diagnose

Anamnese

Zunächst einmal wird der Arzt ein sehr ausführliches Gespräch mit dem Patienten führen.

Der Betroffene sollte die Symptome so detailliert wie möglich beschreiben, wobei sich schon im Vorfeld das Führen eines Tagebuches empfiehlt. So kann sich der Arzt ein genaues Bild über Dauer und Zeit der Beschwerden machen.

Körperliche Untersuchung

Anschließend folgt eine gründliche Untersuchung:

Der Bauch wird sorgfältig abgetastet und abgehört, eventuell wird auch eine rektale Untersuchung durchgeführt. Dabei tastet der Arzt den Enddarm ab und überprüft, ob sich unter Umständen Blut im Stuhl befindet.

In erster Linie kommt es darauf an, Erkrankungen oder organische Veränderungen auszuschließen. Erst wenn dies ohne Zweifel geschehen kann, kommt ein Reizdarm als Ursache für die Beschwerden infrage.

Blutuntersuchung

Gegebenenfalls wird der Arzt zu diesem Zweck aber noch weitere Untersuchungen durchführen.

So kann beispielsweise eine Blutuntersuchung Aufschluss über eine mögliche Entzündung im Körper geben.

Vor allem die Blutsenkung spielt dabei eine große Rolle. Außerdem kann der Arzt mit einer Blutuntersuchung die Leber- und Nierenwerte bestimmen, um Erkrankungen dieser Organe auszuschließen.

Röntgenuntersuchung, Ultraschalluntersuchung, Darm- oder Magenspiegelung

Auch Ultraschalluntersuchungen des Bauchraums, eine Darmspiegelung oder Magenspiegelung sowie Röntgenuntersuchungen des Rückens sind Möglichkeiten, mit denen sich der Arzt Klarheit verschaffen kann.

Test auf Unverträglichkeiten

Ein Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten könnte außerdem ebenfalls sinnvoll sein: Eine eventuelle Laktoseintoleranz oder auch andere Lebensmittelallergien lösen nämlich häufig ähnliche Symptome aus.

Behandlung, Therapie & Komplikationen

Linderung der Beschwerden

Da die tatsächliche Ursache des Reizdarmsyndroms in den seltensten Fällen festgestellt werden kann, zielt die Behandlung in erster Linie auf eine Linderung der verschiedenen Beschwerden ab.

Eine standardisierte Reizdarm-Behandlung gibt es zudem nicht, da jeder Mensch unterschiedlich starke Symptome haben kann.

Hausmittel gegen Bauchkrämpfe

Wärmeflasche bei Reizdarmsyndrom Eine Wärmeflasche auf den Bauch gelegt, kann die Schmerzen bei Reizdarmsyndrom lindern. (Foto by: piotr_marcinski / Depositphotos)

Hausmittel wie beispielsweise Pfefferminz, Anis, Fenchel und Kümmel sind hervorragend geeignet, um auf wirkungsvolle und dennoch auch schonende Weise Krämpfe im Bauch zu lindern.

Auch eine Wärmeflasche, die auf den Bauch gelegt wird, sorgt dafür, dass die Schmerzen gelindert werden.

Alternativ kann der Arzt aber auch krampflösende Mittel verschreiben, die besonders bei stärkeren Beschwerden ratsam sind.

Außerdem verordnet er meist spezielle Medikamente gegen Blähungen, Durchfall oder Verstopfung.

Stress abbauen

Sollte der Verdacht bestehen, dass der Reizdarm durch Stress oder psychische Probleme ausgelöst wird, empfehlen sich verschiedene Entspannungstechniken und gegebenenfalls auch eine Therapie.

Antidepressiva werden dagegen meist nur ungern verschrieben, da sie den tatsächlichen Beschwerden nicht auf den Grund gehen.

Gesunder Lebensstil

Wichtig ist auch eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Viele Ballaststoffe und Schlaf können ebenfalls zu einer deutlichen Verbesserung führen.

Mit Komplikationen muss bei einem Reizdarmsyndrom nicht gerechnet werden.

Die Erkrankung bleibt auch nach einem längeren Verlauf weitestgehend harmlos, auch wenn die Beschwerden natürlich unangenehm sind.

Gerüchte, nach denen ein Reizdarmsyndrom nach längerer Zeit krebsauslösend sein kann, entsprechen keineswegs der Wahrheit und wurden frei erfunden. Außerdem hat die Erkrankung keinerlei Einfluss auf die Lebenserwartung.

Prävention und was ich selbst tun kann

Prävention Reizdarmsyndrom Mit einer gesunden Ernährung und Lebensweise kann einem Reizdarmsyndrom vorgebeugt werden. (Foto by: nupix / Depositphotos)

Unmittelbar vorbeugen kann ein Mensch einem Reizdarm leider nicht. Es ist aber natürlich möglich, generell auf eine gesunde Lebensweise zu achten.

Zusammenfassend sind das im Prinzip folgende Punkte:

  • eine fettarme und ballaststoffreiche Ernährung
  • eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr
  • körperliche Bewegung
  • ein regelmäßiger erholsamer Schlaf
  • Vermeidung von Stress

Wer auf bestimmte Lebensmittel allergisch reagiert, sollte darauf unbedingt verzichten und sie aus der Küche verbannen. Nahrungsmittel, die Blähungen auslösen können, dürfen zwar hin und wieder verzehrt werden, dabei sollte es sich aber stets um kleine Portionen handeln.

Für besonders stressanfällige Menschen empfehlen sich regelmäßige Entspannungsübungen wie Yoga oder progressive Muskelentspannung.


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ICD-10: K58, K58.0, K58.9 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 07.01.2014
Überarbeitet am: 07.07.2020

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