Lymphozyten

Stellt der Arzt einen Mangel oder erhöhte Anzahl an weißen Blutkörperchen fest, entnimmt er dem Patienten Blut. Dies gibt Auskunft über den tatsächlichen Zustand des körpereigenen Immunsystems.

Lymphozyten Der Lymphozyten-Wert wird mittels Bluttest festgestellt. (Foto by: DragonImages / Depositphotos)

Was sind Lymphozyten?

Lymphozyten gehören zu den sogenannten Leukozyten, den weißen Blutkörperchen. Sie machen dabei einen Anteil von 25 bis 40 Prozent aus. Weiße Blutkörperchen sind wichtig für das körpereigene Immunsystem, da sie Krankheitserreger abwehren.

Sind die Werte erhöht oder zu niedrig, kann dies ein Hinweis auf verschiedene Erkrankungen sein.

Arten der Lymphozyten

Unterschieden werden die Lymphozyten in drei Typen:

  • den B-Lymphozyten
  • den T-Lymphozyten
  • den sogenannten "Killerzellen" (NK-Zellen)

Diese haben nicht nur verschiedene Aufgaben, sie sehen auch unterschiedlich aus und werden in verschiedenen Bereichen des Körpers produziert.

NK-Zellen (Killerzellen)

Diese Zellen haben ihren Namen auf Grund ihrer Funktion im Körper. Sie erkennen infizierte Zellen oder sogar Tumorzellen und können diese direkt zerstören.

B-Lymphozyten

Die B-Lymphozyten wehren Krankheitserreger mittels Antikörpern ab. Diese Immunglobuline werden nach dem erstmaligen Kontakt mit den Erregern, vom Körper produziert. Nach diesem Prinzip funktionieren zum Beispiel auch Schutzimpfungen.

Die B-Lymphozyten reifen im Knochenmark. Der englische Begriff für Knochenmark ist "bone", daher haben die B-Lymphozyten auch ihren Namen.

Folgende Unterformen sind bekannt:

  • Plasmablasten
  • naive B-Zellen (antigenunerfahren)
  • Plasmazellen
  • B-Gedächtniszellen

T-Lymphozyten

Die sogenannten T-Lymphozyten treten bei der Immunabwehr, direkt mit den fremden Stoffen bzw. virusbefallenen Zellen, in Kontakt. Dabei produzieren sie ebenfalls Abwehrstoffe, wobei es sich aber nicht um Antikörper handelt.

Auch die T-Lymphozyten haben ihren Namen aufgrund des Reifungsortes im Körper, dem Thymus. Hierbei handelt es sich um ein Organ des lymphatischen Systems.

Folgende Unterformen gibt es:

  • naive T-Zellen
  • T-Killerzellen
  • T-Helferzellen
  • Regulatorische T-Zellen
  • T-Gedächtniszellen

Gemeinsamkeiten der B- und T-Lymphozyten

Lymphozyten besitzen einen runden bzw. ovalen Kern. Je nach Größe wird zwischen kleinen (9 µm) und großen (20 µm) Lymphozyten unterschieden.

Von jedem Lymphozyten-Typ gibt es kurz- oder langlebige, wobei die langlebigen in der Lage sind, sich die Erreger einer überstandenen Infektion zu merken. Infiziert sich nun der Körper erneut mit diesen Erregern, können die Lymphozyten schneller reagieren. Aus diesem Grund werden sie auch als "Gedächtniszellen" bezeichnet.

Ein Großteil der Abwehrzellen befindet sich nicht im Blut sondern im Knochenmark oder den lymphatischen Organen. Zu diesen Organen zählen der Thymus, die Milz und die Mandeln. Die Zellen häufen sich erst bei einer Entzündung oder Infektion im Körper, auch im Blut an.

Aufgaben der Lymphozyten

Lymphozyten sind ein Teil des Immunsystems und haben die Aufgabe, den Organismus vor schädlichen Fremdstoffen zu schützen. Zu den Fremdstoffen gehören beispielsweise Krankheitserreger wie Viren und Bakterien, aber auch Krebszellen.

Nachdem die Lymphozyten einen Krankheitserreger identifiziert haben, greifen sie die Erreger sofort mit dem Ziel an, diese zu vernichten. Dazu produzieren die Lymphozyten Abwehrzellen, die die Erreger markieren und damit für körpereigene Fress- bzw. Killerzellen angreifbar machen.

Normalwerte der Lymphozyten

Der Lymphozyten-Wert sollte bei 1500/µl (25%) bis 3000/µl (45%) liegen. Der Lymphozyten-Wert sollte bei 1500/µl (25%) bis 3000/µl (45%) liegen. (Foto by: fotoquique / Depositphotos)

Die Werte können durch ein Differenzialblutbild (ein Routinebluttest), mitsamt ihrer Untertypen, bestimmt werden.

Da die Lymphozyten im Normalfall einen Anteil von 25 bis 40 Prozent der Gesamtleukozytenzahl ausmachen, sollte sich der Wert dementsprechend verhalten. Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es nicht. Der Wert sollte bei 1500/µl (25%) bis 3000/µl (45%) liegen.

Die Werte können sich je nach Labor stark unterscheiden. Außerdem können Schwankungen der Werte, bezüglich der Tageszeit oder der Jahreszeit, auftreten, ohne dass ein Krankheitswert vorliegt.

Die einzelnen Laborwerte sind zudem nicht immer aussagekräftig, sie stehen immer im Zusammenhang mit anderen Werten sowie dem zeitlichen Verlauf.

Lymphozyten relativ

Bei Blutanalysen wird im Befund gelegentlich ein relativer Wert an Lymphozyten angegeben. Das bedeutet, dass die Zahl der Lymphozyten, die in der Probe gezählt wurden, nicht in einer absoluten Zahl, sondern als Anteil an den weißen Blutkörperchen insgesamt angegeben wird. Zum Beispiel bedeutet der Wert „Lymphozyten relativ 25“ bedeutet, dass ein Viertel aller weißen Blutkörperchen Lymphozyten sind.

Lymphozyten absolut

Eine weitere Methode, die Zahl der Lymphozyten in einer Probe zu messen, ist die absolute Angabe, im Befund oft als „Lymphozyten absolut“ beschrieben. Anders als bei der relativen Darstellung wird der absoluten angegeben, wie viele Lymphozyten sich in einer bestimmten Volumeneinheit wie Mikroliter befinden.

Die Angabe Lymphozyten 1200 absolut / µl bedeutet, dass sich in einem Mikroliter Blut 1200 Lymphozyten-Zellen befinden. Die absolute der Menge an Lymphozyten sorgt für eine bessere Vergleichbarkeit von Werten untereinander als die relative Angabe, da hier der Bezugsrahmen immer gleich ist.

Sind die Lymphozyte-Werte erhöht oder zu niedrig, kann dies auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. Sind die Lymphozyte-Werte erhöht oder zu niedrig, kann dies auf verschiedene Erkrankungen hinweisen. (Foto by: Lenets_Tatsiana / Depositphotos)

Lymphozytentypisierung

Eine Lymphozytentypisierung wird von einem Arzt vorgenommen, wenn bei einem Patienten der Immunstatus festgestellt werden soll. Im Blut befinden sich mehrere Arten von Lymphozyten, die im Detail jeweils unterschiedliche Funktionen für das Immunsystem haben.

Die Lymphozytentypisierung erfasst dabei systematisch, welche Typen von Lymphozyten sich im Blut befinden. Dadurch wird eine Aussage möglich, ob gegebenenfalls Störungen in der Immunabwehr vorliegen und welche Funktionen durch das Immunsystem nicht oder nicht mehr erfüllt werden können. Die Lymphozytentypisierung ist damit eine wichtige Diagnosehilfe in der Immunologie.

Lymphozyten-Wert in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft ändern sich zahlreiche Blutwerte der Frau.

Ein sinkender Lymphozyten-Wert deutet meist auf eine leichte Infektion hin, die der Körper bekämpft. Die betroffenen Frauen bemerken oft gar keine Symptome einer Krankheit. Der Gynäkologe wird die Entwicklung der Lymphozyten-Werte jedoch beobachten und gegebenenfalls eine Therapie der Grunderkrankung einleiten.

Sinnvoll ist gerade bei einer Schwangerschaft jedoch die Abklärung, ob eventuell Stresssituationen bestehen, die ebenfalls zu einer Erhöhung der Lymphozyten-Werte führen können. Dann empfiehlt sich der zielgerichtete Stressabbau als wirkungsvolle Maßnahme.

Niedrige Werte (Lymphopenie)

Diese liegen unter dem Normalwert von 1500/µl. Die Immunabwehr wurde durch verschiedene Ursachen gestört und kann nicht mehr einwandfrei funktionieren.

Mögliche Ursachen können sein:

  • einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. Zytostatika, Kortison)
  • bei einigen Arten von Krebs (z. B. Morbus Hodgkin)
  • im Falle eines schweren Lupus erythematodes
  • eine Harnvergiftung (Urämie)
  • Hyperkortisolismus (zu hoher Cortisonspiegel im Blut)
  • Autoimmunkrankheiten
  • AIDS-Erkrankung

Zu niedriger Lymphozyten-Wert bei Erkältung

Ein zu niedriger Lymphozyten-Wert bei einer Erkältung deutet darauf hin, dass die Erkältung keinen bakteriellen, sondern einen viralen Ursprung hat.

Bei einer Erkältung wäre das auch der häufigste Fall, denn die meisten Erkältungen werden durch Rhino-Viren ausgelöst. Während bei einer bakteriellen Erkrankung die Lymphozyten-Werte steigen, weil das Immunsystem massenhaft Antikörper produziert, um die Infektion zu bekämpfen, sinkt die Zahl der Abwehrzellen bei einer Virusinfektion, da weiße Blutkörperchen massenhaft verbraucht werden, die der Körper nicht schnell genug nachproduzieren kann.

Die Messung der Lymphozyten-Werte bei einer Erkältung kann wichtig sein, wenn auf die virale Erkrankung beispielsweise eine gefährliche bakterielle Lungenentzündung folgt.

Niedrigen Lymphozyten-Wert erhöhen

Um einen niedrigen Lymphozten-Wert zu erhöhen, ist es wichtig, der Ursache für den niedrigen Wert auf den Grund zu gehen und diese Ursache dann gezielt zu bekämpfen. Denn ein niedriger ist selbst keine Krankheit im engeren Sinn, sondern ein Symptom einer oder mehrerer Krankheiten.

Der Lymphozyten-Wert kann auf eine Medikamente-Einnahme zurückzuführen sein. Nach Absetzen des Medikamentes beziehungsweise dem Anpassen der Dosis wird sich der Lymphozyten-Wert schnell wieder normalisieren.

Bei komplexen und schweren Krankheiten wie HIV, Morbus Hodgkin oder SARS legen die Ärzte den Fokus auf die Behandlung der Krankheit selbst. Nach einer erfolgreichen Therapie werden auch die Lymphozyten-Werte sich wieder normalisieren. Neben der Behandlung der Grunderkrankung kann auch Vitamin Dl im Zusammenhang mit Sonnenbädern helfen. In Einzelfällen ist die Verabreichung von Medikamenten wie Cholecalciferol angezeigt.

Bei einem erhöhten bzw. niedrigen Wert ist es wichtig, der Ursachen dafür auf den Grund zu gehen. Bei einem erhöhten bzw. niedrigen Wert ist es wichtig, der Ursachen dafür auf den Grund zu gehen. (Foto by: pressmaster / Depositphotos)

Erhöhte Werte (Lymphozytose)

Diese liegen über dem Normalwert von 3000/µl. Hier liegt eine Entzündung oder Infektion im Körper vor, die das Immunsystem bekämpft.

Mögliche Ursachen können sein:

Erhöhter Lymphozyten-Wert Schilddrüse

Wenn im Rahmen eines Blutbildes ein erhöhter Lymphozyten-Wert festgestellt wird, kann das ein Hinweis auf eine Erkrankung der Schilddrüse sein und zwar konkret der Schilddrüsenüberfunktion.

Sofern andere Ursachen für die erhöhten Werte ausgeschlossen werden können, kann der Arzt die Schilddrüse zielgerichtet auf eine Überfunktion hin überprüfen und im Fall eines Befundes die entsprechende Therapie einleiten.

Erhöhter Lymphozyten-Wert bei Rheuma

Rheuma ist eine Erkrankung des Immunsystems, bei dem sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet.

T-Lymphozyten sind dann nicht in der Lage zwischen nützlichen und schädlichen Zellen zu unterscheiden und greifen daher neben Krankheitserregern auch harmlose körpereigene Zellen an. Diese defekten T-Lymphozyten werden vom Immunsystem ebenfalls als defekt und gefährlich erkannt und dann von Granulozyten vernichtet.

Zu Beginn einer Rheuma-Erkrankung sinkt daher die Zahl der Lymphozyten zunächst. Im weiteren Verlauf der Erkrankung erkennen sind jedoch immer mehr T-Lymphozyten nicht mehr in der Lage, körpereigene und fremde Zellen zu unterscheiden. Es kommt daher rasch zu einer Überproduktion solcher Zellen. In der Folge steigt der Lymphozyten-Wert bei Rheuma im Verlauf der Krankheit oft signifikant an.

Erhöhter Lymphozyten-Wert durch Stress

Stress macht krank – hinter dieser Binsenweisheit steckt eindeutig ein wahrer Kern. Wenn der Körper in Stress gerät, dann ändert sich die Arbeitsweise des Immunsystems sofort.

Das Immunsystem reduziert die spezifische Abwehr und feuert mehr in die Breite, indem es die unspezifische Abwehr verstärkt. Das hat den Sinn, dass schwere Verletzungen durch den Körper nötigenfalls besser kompensiert werden können. Dabei baut der Körper bestimmte natürliche Barrieren wie Entzündungen auf, die mögliche Erreger blockieren sollen. Durch die erhöhte Aktivität bei der unspezifischen Abwehr produziert der Körper massenhaft weiße Blutkörperchen wie Fresszellen und natürliche Killerzellen, die zu den Lymphozyten gehören. Im Ergebnis steigt natürlich auch der entsprechende Blutwert an.

Ist der Stress jedoch chronisch, dann kommt der Körper auf Dauer mit der extremen Produktion von Zellen für die unspezifische Abwehr nicht mehr hinterher und das Immunsystem insgesamt kann Schaden nehmen. Daher ist ein stressbedingt erhöhter Lymphozyten-Wert ein wichtiges Warnsignal, das ernst genommen werden muss.


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Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 06.04.2017
Überarbeitet am: 21.08.2020

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