Restless Leg Syndrom (RLS, ruhelosen Beine)

Hinter dem Begriff Restless Legs verbirgt sich das „Syndrom der ruhelosen Beine“, auch Restless Legs Syndrom, kurz: RLS genannt. Es ist eine chronische, neurologische Erkrankung, die gerade für ansonsten gesunde Patienten sehr belastend sein kann.

Vor allem nachts tritt das Symptom der unruhigen Beine auf. Vor allem nachts tritt das Symptom der unruhigen Beine auf. (Foto by: ryanking999 / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist das Restless Leg Syndrom: Dabei kommt es vor allem nachts und während Ruhephasen zu einem störenden Bewegungsdrank der Beine.
  • Symptome: Trotz Müdigkeit können die Beine sich nicht entspannen und die Muskulatur verkrampft sich.
  • Ursache: Oftmals kann eine Ursache nicht genau festgestellt werden. Häufig kommt es jedoch bei einer Hormonveränderung wie bei einer Schwangerschaft vor. Auch Nebenwirkungen von Medikamenten und psychische Auslöser sind möglich.
  • Behandlung: Je nach Ursache, gibt es eine Vielzahl an Behandlugnsmöglichkeiten. Medikamente, Therapien wie auch eigene Maßnahen können das Problem erleichtern oder beheben.

Was ist RLS?

Bei RLS führen Beine, Füße und gelegentlich auch die Arme ein Eigenleben und wollen sich bewegen. Dieser Bewegungsdrang tritt meistens in Ruhephasen und vor allem auch nachts auf. Die Betroffenen haben daher Probleme, zur Ruhe zu kommen, können nicht still liegen und es fällt ihnen schwer, ein- oder durchzuschlafen.

Stattdessen haben sie einen unwiderstehlichen Drang, ihre Beine und Füße zu bewegen.

Ist RLS gefährlich?

Gefährlich ist RLS zwar nicht, jedoch sind die Betroffenen über Tag durch den Ruhe- und Schlafmangel übermüdet. Doch sobald sie sich hinlegen, beginnt der Teufelskreis von vorne. Viele Betroffene leiden nicht nur nachts unter den Symptomen, sondern kommen auch zuhause vor dem Fernseher, im Kino oder beim Essen nicht zur Ruhe.

Häufigkeit von RLS

Wissenschaftler haben dieses Phänomen bereits im 18. Jahrhundert beschrieben. Heute schätzen Experten, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung von einem behandlungsbedürftigen RLS betroffen sind, die meisten davon sind über 65 Jahre alt.

Die Erkrankung häuft sich mit dem Alter, wobei Frauen fast doppelt so oft davon betroffen sind wie Männer.

RLS bei Kindern

Mittlerweile kommt das Syndrom auch bei Kindern vor. Meist handelt es sich jedoch um eine abgeschwächte Form, die leicht zu behandeln ist. Hier schließen die Experten aber auch nicht aus, dass es sich um eine Spiegelung des Verhaltens von Erwachsenen handelt. Das bedeutet, dass die Kinder Symptome entwickeln, die sie von einem Elternteil her kennen.

Welcher Arzt ist der richtige Ansprechpartner?

Gleich bei den ersten Missempfindungen in den Beinen sollten die Betroffenen einen Neurologen hinzuziehen.

Symptome bei RLS

Diese Missempfindungen können dabei sehr individuell sein: Die Muskulatur zieht oder verkrampft sich manchmal auch schmerzhaft, wobei ein gleichzeitiger Bewegungsdrang besteht.

Der hinzugezogene Neurologe kann herausfinden, was der Erkrankung zugrunde liegt und sie entsprechend behandeln.

RLS-Betroffenen fällt es oft schwer sich zu entspannen. RLS-Betroffenen fällt es oft schwer sich zu entspannen. (Foto by: XXX / Depositphotos)

Ursachen für RLS

Die Mediziner unterscheiden zwischen zweierlei Erkrankungsursachen, einem idiopathischen und einem sekundären Restless Legs Syndrom.

Idiopathisches RLS

Idiopathisch bedeutet, dass es keine Ursache gibt oder sie einfach noch nicht bekannt ist. Die Ärzte vermuten, dass der Dopaminstoffwechsel oder aber auch der Eisenstoffwechsel bei den Betroffenen gestört ist und es so zu der Unruhe kommt.

Selbst genetische Aspekte können die Ärzte hier nicht ausschließen. Das bedeutet, dass die Krankheit möglicherweise vererbbar ist. Für diese These spricht die Tatsache, dass RLS oft familiär gehäuft vorkommt.

Sekundäres RLS

Einem sekundären RLS liegen möglicherweise Hormonveränderungen zugrunde, wie sie beispielsweise nach einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren auftreten.

Auch Stoffwechselstörungen, Eisenmangel oder selbst neurologische Erkrankungen können das Auftreten eines RLS begünstigen.

Werden hier die Grunderkrankungen behandelt, kann sich das Syndrom entscheidend verbessern oder sogar ganz verschwinden.

Ist die zugrunde liegende Hormonveränderung schwangerschaftsbedingt, wird der Arzt dazu raten, die Schwangerschaft abzuwarten. Meist normalisiert sich das Befinden der Patientin nach der Entbindung wieder.

Möglicherweise ist das Syndrom auch eine Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten, wie beispielsweise Antidepressive oder Neuroleptika. Dies wird der behandelnde Neurologe feststellen und gegebenenfalls andere Medikamente verordnen.

Psychische Ursachen oder Auslöser für die Erkrankung sind derzeit nicht bekannt. Allerdings führt das Syndrom durch den Schlafentzug zu einer verminderten Lebensqualität und im Folgeverlauf möglicherweise zu psychischen Problemen.

Medikamente zur Behandlung des RLS-Syndroms

Mittlerweile kann auch ein idiopathisches RLS-Syndrom gut behandelt werden. Meist kommen dabei Medikamente zum Einsatz, die auch bei Parkinson helfen, wie beispielsweise das sogenannte L-Dopa. Es handelt sich dabei um eine Vorstufe des Botenstoffs Dopamin. Ebenfalls hilfreich sind auch Dopamin-Agonisten. Diese Medikamente sind für RLS-Patienten relativ niedrig dosiert und werden als Tabletten, Kapseln, Injektionen oder auch als 24-Stunden-Pflaster verabreicht. Der Dopaminagonist Rotigotin beispielsweise wird gern als Wirkstoffpflaster verschrieben. Dieses Pflaster wird auf die Haut aufgetragen, wonach sein Wirkstoff 24 Stunden lang gleichmäßig über die Haut abgegeben wird.

Auch Eisenpräparate können dem einen oder anderen Betroffenen helfen, ebenfalls bestimmte Opioide. Das sind Substanzen, die eine morphinartige Wirkung zeigen.

Die meisten Patienten sprechen auf diese Behandlung gut an. Eine Heilung ist allerdings nicht möglich: Wer zu RLS neigt, wird wieder unter zuckenden Beinen zu leiden haben, sobald er die Medikamente weglässt.

Behandlung durch TENS

Wenn dem RLS-Syndrom gestörte Nervensignale zugrunde liegen, kann eine Elektrostimulation helfen. Entsprechende Geräte (TENS) verfügen über ein bis vier Elektroden, die bei einer RLS an der Nackenmuskulatur befestigt werden. Nun wird ein leichter, schmerzloser Stromimpuls von nur 100 Hertz durch die Elektroden geleitet. Dabei sollen die gestörten Nervensignale unterbrochen und gleichzeitig die Nerven beruhigt werden. Eine solche Behandlung muss allerdings mehrfach durchgeführt werden, bevor abgeschätzt werden kann, ob sie im individuellen Fall einen Erfolg bringt.

Solche TENS-Behandlungen werden von ausgewählten Ärzten und Therapeuten angeboten, es gibt aber auch Heimgeräte, die einfach zu bedienen sind.

Behandlung durch Akupunktur

Manche Ärzte behandeln das Restless Leg Syndrom nach den Prinzipien der Ohr-Akupunktur. Dazu werden Titannadeln von der Größe einer Stecknadelspitze in bestimmte Akupunkturpunkte am Ohr implantiert. Diese Punkte sollen über die Nerven im Gehirn mit den Basalganglien verbunden sein. In ihnen wird der Neurotransmitter Dopamin produziert. Ihre Reizung kann zu einer Besserung oder sogar Heilung des Syndroms führen.

Selbsthilfemaßnahmen für die Betroffenen

Alternative Möglichkeiten zur medikamentösen Behandlung gibt es wenige. Mit sanften Alternativen, wie Meditation, Autogenem Training, der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson oder mit Yogaübungen kommen die Patienten jedoch meist ein gutes Stück weiter.

Oft hilft ihnen auch, über ihre Probleme zu sprechen. Dazu gibt es Selbsthilfegruppen.

Neben Entspannungsübungen können auch Sport und Bewegung gegen die Beschwerden bei RLS helfen. Neben Entspannungsübungen können auch Sport und Bewegung gegen die Beschwerden bei RLS helfen. (Foto by: puhhha / Depositphotos)

Auch ausreichend Bewegung ist den Patienten anzuraten. Gerade Sport hat sich als Linderung der Beschwerden bewährt. Möglicherweise liegt das am Ermüdungseffekt für die Muskulatur, möglicherweise aber auch daran, dass Sport den Stoffwechsel reguliert und das Immunsystem aktiviert.

Auch wenn der Körper mit dem RLS ein Zur-Ruhe-Kommen verhindert, sollten die Patienten doch auf ausreichende Ruhezeiten achten. Ein geregelter Schlaf-/Wachrhythmus, der über Monate beibehalten wird, wirkt sich auch positiv auf das RLS aus.

Orthomolekularmediziner empfehlen, keine schweren Mahlzeiten mehr vor dem Zubettgehen einzunehmen und geben stattdessen eine Kombination aus Vitamin B6, Zink und Magnesium. Diese Stoffe bewirken eine natürliche Müdigkeit, die das Syndrom lindern kann.

Manche Patienten haben nur mit Magnesium gute Erfolge verzeichnen können. Für einen Selbstversuch ist es allerdings wichtig, das richtige Präparat einzunehmen. So wird beispielsweise Magnesiumoxid sehr schlecht vom Körper aufgenommen. Magnesiumcarbonat und Magnesiumcitrat sind die besseren Produkte. Je nach der eingenommenen Menge können sie aber zu Nebenwirkungen wie beispielsweise Durchfall führen.

Eine Alternative am Abend wäre hier beispielsweise ein Magnesium-Bad. Dazu nimmt man 300 Gramm Magnesiumchlorid oder Epsom Salz (Magnesiumsulfat, Bittersalz), und löst es in warmem Badewasser auf. Beide Stoffe gibt es in der Apotheke. In diesem Bad sollte der Patient bis zu dreißig Minuten lang baden. Das Magnesium wird dabei über die Haut aufgenommen, während gleichzeitig Giftstoffe ausgeschieden und durch das Magnesiumsalz neutralisiert werden. Eine zusätzliche Bürstenmassage verstärkt diesen Effekt. Ein solches Magnesiumbad macht müde. Selbst RLS-Patienten können danach oft ungestört schlafen!

Homöopathie bei RLS

Entsprechend ausgebildete Heilpraktiker können individuelle homöopathische Behandlungspläne ausarbeiten, um den Patienten zu helfen. Ist beispielsweise nach Erkenntnis des Homöopathen zu viel Druck der Auslöser der Erkrankung, kann er eine Therapie mit Causticum (Ätzkalk) helfen. Bewährt haben sich auch hus toxicodendron (Giftefeu), Sepia (Tintenfisch), Sulfur (Schwefel), Valeriana officinalis (Baldrian), Zincum (Zink) oder Arsenicum (Arsen).

Es gibt in der Homöopathie jedoch kein Mittel, das allen Betroffenen gleichermaßen hilft. Der Patient muss sich auf den Heilpraktiker einlassen und mit ihm die Behandlungsansätze ausarbeiten.

Möglicherweise hilft dem Patienten auch der Einsatz von Schüssler Salzen. Auch hier sollte ein ausgebildeter Therapeut hinzugezogen werden.

Prävention und Linderung durch Ernährung

Unter anderem können durch eine gesunde Ernährung die Symptome bei RLS gelindert werden. Unter anderem können durch eine gesunde Ernährung die Symptome bei RLS gelindert werden. (Foto by: AlexSmith / Depositphotos)

Mittlerweile ist bekannt, dass eine gesunde Ernährung RLS-Symptome lindern kann. Die Betroffenen sollten auf Genussgifte wie Alkohol, Nikotin und auch Kaffee verzichten. Gerade das Koffein hält die Beine in Bewegung! Leider enthalten auch andere Lebensmittel Koffein, wie beispielsweise schwarzer oder Mate-Tee, Cola-Getränke und leider auch Schokolade. Auch auf sie sollte im Rahmen der Ernährung bei RLS verzichtet werden.


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ICD-10: G25.81 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 26.03.2019
Überarbeitet am: 07.08.2020

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