Chronische Darmentzündung (Colitis-ulcerosa)

Eine chronische Darmentzündung wird auch Colitis-ulcerosa genannt. Kennzeichen des Krankheitsbildes ist eine Entzündung des Mast- und Dickdarms, wobei der Dickdarm kontinuierlich betroffen ist.

Chronische Darmentzündung Colitis ulcerosa ist eine chronische Darmentzündung. (Foto by: stefanolunardi / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist eine chronische Darmentzündung: Entsteht meist im Dickdarm, wobei sich die Darmschleimhaut entzündet und so Geschwüre bilden kann.
  • Symptome: Hauptsymptom ist ein häufiger und flüssiger Stuhlgang, bei dem auch Blut auftreten kann und Bauchschmerzen verursacht. Darunter gibt es noch einige Begleiterscheinungen wie starke Blähungen, Fieber und Gewichtsabnahme.
  • Ursachen: Genaue Ursachen sind nicht bekannt. Möglich wäre eine genetische Veranlagung.
  • Behandlung: Zunächst wird mit Medikamenten die Entzündung aufs Möglichste eingeschränkt. Nur in schweren Fällen, muss operiert werden.
  • Vorbeugung: Eine vollständige Vorbeugung ist nicht möglich. Dennoch sollen eine gesunde Ernährung und Bewegung helfen, den Körper gesund zu halten.

Was ist eine chronische Darmentzündung?

Bei der Colitis ulcerosa ist vor allem der Dickdarm betroffen. Hier entzündet sich die Darmschleimhaut, wodurch sich Geschwüre bilden. Die Krankheit beginnt im Mastdarm und breitet sich von dort ständig weiter aus. Wenn nur der Mastdarm betroffen ist, spricht man von einer Proktitis. Wenn die Entzündung bis ins Sigma reicht, dann spricht man von einer Proktosigmoiditis. Bei einer linksseitigen Colitis dringt die Entzündung weiter in den Dickdarm vor und reicht bis zur linken Krümmung. Wenn der gesamte Dickdarm betroffen ist, so wird dies als totale Colitis bezeichnet.

Ähnlich wie bei der Morbus Crohn-Krankheit tritt die Colitis-ulcerosa schubweise auf. Das bedeutet, dass die Betroffenen Phasen erleben, in denen sie unter den Beschwerden leiden und Phasen, in denen keinerlei Probleme auftreten. Die chronische Darmentzündung tritt in der Regel zwischen dem 20. und dem 35. Lebensjahr das erste Mal auf.

Ursachen einer chronische Darmentzündung

Die Ursachen sind nicht bekannt. Die herrschende Meinung geht allerdings von einer genetisch bestimmten Immunreaktion der Darmflora aus. In Forschungen konnten mehrere Genmutationen beobachtet und identifiziert werden. Man zieht Parallelen zur Morbus Crohn-Erkrankung, bei der der NFkB-Transkriptionsfaktor kontinuierlich aktiv zu sein scheint. NFkB ist ein Transkriptionsfaktor, der nahezu in allen Zellen und Geweben vorkommt.

Er kann die Transkription, also die Synthese von Ribonukleinsäure, von abhängigen Genen beeinflussen. Neben den vermuteten genetischen Determinanten sind vor allem Umweltfaktoren ausschlaggebend für den Ausbruch und den Verlauf der Krankheit. Hier spielen die Ernährungsweise und die individuelle Hygiene eine tragende Rolle. Weiterhin können körperliche und psychische Belastungen, allen voran Stress, den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen. Belastungen führen oftmals zu den schmerzhaften Schüben der Krankheit.

Symptome einer chronische Darmentzündung

Häufiger Stuhlgang

Das Hauptsymptom sind blutige Durchfälle, die meist mit Schleim versetzt sind. Erkrankte Personen müssen sehr oft am Tag die Toilette aufsuchen. Sie haben das beständige Gefühl, dass der Darm noch nicht vollständig entleert wurde.

Bauchschmerzen

Krampfartige Bauchschmerzen gehören ebenfalls zu dem Krankheitsbild. Hier ist vor allem der linke Unterbauch betroffen.

Begleiterscheinungen

Gerade die zwanghaften Stuhlgänge und die Stuhlinkontinenz erschweren die Alltagsbewältigung enorm. Der Körper wird geschwächt und plagende Begleiterkrankungen machen den Gesamtzustand mehr als unangenehm. So können zum Beispiel starke Blähungen auftreten und während einer Schubphase zu einer höheren Stuhlfrequenz führen. Arthritis und Osteoporose können als Begleiterkrankungen auftreten.

Wenn ein akuter Schub auftritt, so kommt es zu den typischen klinischen Beschwerden, wie dem blutigen Durchfall und einem ständigen Stuhldrang. Die Betroffenen müssen täglich ungefähr 40-mal auf die Toilette. Bei einem schweren fulminanten Schub kommt es zu blutigen Durchfällen und zu Fieber, das über 39°C steigen kann.

Gewichtsabnahme und ein schwacher Allgemeinzustand sind die Folge. Herzrasen und Blutarmut können als Begleitsymptome in Erscheinung treten. Beim chronischen Verlauf ist es typisch, dass die klinischen Symptome der Schubphasen trotz medikamentöser Behandlung fortbestehen. Die Symptome können zwar gelindert werden, jedoch kann keine völlige Remission bewirkt werden.

Die Gefahr einer chronischen Erkrankung liegt in der Medikamentenabhängigkeit. Je länger die Medikamente eingenommen werden, desto schwächer werden deren Wirkungen. Darum besteht die Gefahr, vermehrt Medikamente einzunehmen, um die Linderung der Symptome zu bewirken. Es kann zu ungewollten Abhängigkeiten kommen.

Untersuchungen und Diagnose

Die klassischen Verfahren zur Diagnose von Colitis-ulcerosa sind Laboruntersuchungen und die Endoskopie.

Laboruntersuchungen

Wenn die Laboruntersuchungen zeigen, dass das CRP und die Blutsenkung erhöht sind und dass eine Leukozytose vorliegt, dann werden diese drei Ergebnisse als Hinweise auf eine Entzündung angenommen. In der Mehrzahl der Fälle lassen sich zudem antineutrophile cytoplasmatische Antikörper nachweisen.

Endoskopie

Das Wort „Endoskopie“ bedeutet übersetzt „in das Innere sehen“. Es handelt sich um ein Verfahren zur Betrachtung von Hohlorganen und Körperhöhlen im menschlichen Körper mithilfe eines Endoskops. Es gibt starre und flexible Endoskope, die eingeführt werden können, um den Darm von innen sehen zu können. Es findet also eine Darmspiegelung statt.

Biopsie

Meist wird auch eine Biopsie durchgeführt, um anschließend eine feingewebliche Untersuchung durchführen zu können. Um die Krankheit genau diagnostizieren zu können, sind Abgrenzungen zu ähnlichen Krankheitsbildern, wie Morbus Crohn oder einer infektiösen Kolitis, vorzunehmen.

Behandlung, Therapie und mögliche Komplikationen

Es gibt unterschiedliche Behandlungs- und Therapiemethoden.

Medikamente

Behandlung Colitis ulcerosa Meist werden zur Behandlung Medikamente eingesetzt, um die Entzündung im Darm zu vermindern. (Foto by: Wavebreakmedia / Depositphotos)

Meist werden aber Medikamente eingesetzt, die oral und/oder rektal zugeführt werden. Das wichtigste Ziel ist es, die Entzündung im Darm zu vermindern. Intravenös werden Medikamente dann verabreicht, wenn der Darm die Wirkstoffe nicht ausreichend aufnehmen kann.

Bei längerer Anwendung der Medikamente kommt es zu mehr oder weniger starken Nebenwirkungen, so dass eine langfristige medikamentöse Behandlung nicht vorgenommen wird.

Mesalazin und 5-ASA-Präparat

Zur Dauerbehandlung werden Mesalazin und ein 5-ASA-Präparat empfohlen. Mesalazin führt nur zu geringen Nebenwirkungen. Das 5-ASA-Präparat wirkt entzündungshemmend und senkt das Darmkrebs-Risiko. In unterschiedlichen Studien konnten die positiven Effekte von E-Coli-Nissle-1917-Bakterien nachgewiesen werden. Diese Bakterien sind in Apotheken erhältlich und dienen der Remissionserhaltung. Seit 2012 ist der TNF-alpha-Blocker Adalimumab zugelassen. Im Handel ist er unter dem Namen „Humira“ erhältlich.

Operation

In schweren Fällen wird operiert. Der Dickdarm wird dann vollständig entfernt. Aus dem Dünndarm wird ein künstlicher Enddarm geschaffen, der die Funktionen des entfernten Mastdarms übernehmen soll. Der Dünndarm wird an den Darmausgang angeschlossen. So können die Patienten wie gewöhnlich auf Toilette gehen. Bei Operationen ist das Risiko der Nebenwirkungen hoch, aber sie ermöglichen eine vollständige Heilung.

Mangelerscheinungen ausgleichen

Weil es aufgrund der Entzündung im Körper zu Mangelerscheinungen kommt, besteht ein wesentlicher Therapieschritt darin, diese Mangelzustände auszugleichen. Wasser, Kalium, Natrium, Eisen, Calzium und Folsäure müssen reguliert werden. Zur grundlegenden Behandlung gehören eine angepasste Ernährungsweise und eine sorgfältige Hygiene.

Prävention und was ich selbst tun kann

Wer einer chronischen Darmentzündung vorbeugen möchte, muss auf jeden Fall auf seine Ernährung achten. Diese sollte so ausgeglichen wie möglich sein. Außerdem sollte man ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen und den Körper in Bewegung halten. Bewegung stärkt nachweislich den Verdauungstrakt. Entspannung und Erholung sind ebenso nicht zu unterschätzen, weil Stress und andere Belastungen negativ auf den Körper Einfluss nehmen.

Wer bereits einmal unter der Colitis-ulcerosa gelitten hat, muss sich und die eigene Verdauung konsequent beobachten und regelmäßige Arztuntersuchungen zulassen. Außerdem ist eine eiweiß- und ballaststoffreiche Diät hilfreich. Man sollte die Ernährung auf leicht verdauliche Kost umstellen. Für Colitis-Patienten haben sich vor allem probiotische Milchsäurebakterien bewährt. Man kann sich Joghurt mit Lactobacillus acidophilus aus der Apotheke selbst machen.


Bewertung: Ø 4,6 (37 Stimmen)

Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 20.01.2010
Überarbeitet am: 09.12.2020

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