Hyposensibilisierung (Allergieimpfung)

Die Augen brennen und die Nase läuft. Eine Allergie kann wirklich die Lebensqualität einschränken und in schweren Fällen sogar richtig gefährlich werden. Durch eine Hyposensibilisierung ist es jedoch möglich, das Übel bei der Wurzel zu packen.

Die subkutane Injektion ist einer der häufigsten Methoden zur Behandlung einer Allergie. Die subkutane Injektion ist einer der häufigsten Methoden zur Behandlung einer Allergie. (Foto by: foremniakowski / Depositphotos)

Schnell-Überblick

  • Was ist Hyposensibilisierung?
    Eine Hyposensibilisierung ist im Prinzip nichts anderes als eine Allergie-Impfung (=spezifischen Immuntherapie oder Allergie-Immuntherapie).
  • Warum macht man eine Hyposensibilisierung?
    Bei einer Hyposensibilisierung werden nicht nur die Allergie-Symptome gelindert sondern sie bekämpft auch die Ursachen.
  • Wann kann man eine Hyposensibilisierung machen?
    Eine Hyposensibilisierung sollte man dann versuchen, wenn andere Medikamente nicht wirken, oder man durch die Einnahme dieser Medikamente, Beschwerden auftreten.
  • Woraus besteht ein Hyposensibilisierungs-Präparat?
    Bei der Impfung werden Präparate injiziert, die natürlich Inhaltsstoffe bzw. Allergene enthalten, welche direkt aus Pollen von Birken, Gräsern oder auch Tierhaaren gewonnen wurden.
  • Wie erfolgt eine Hyposensibilisierung?
    Sie wird vom Arzt verschrieben und über eine Injektion verabreicht, kann aber auch per Tabletten oder über Tropfen eingenommen werden.
  • Welche Nebenwirkungen können bei einer Hyposensibilisierung auftreten?
    Es kann zu Schwellungen, Juckreiz, Kribbeln im Mund, an der Zunge oder auch im Ohr, aber auch zu Rötungen oder Schwellungen an der Einstichstelle kommen.
  • Wie lange muss ich die Hyposensibilisierung durchführen?
    Durch die Hyposensibilisierung wird versucht das Immunsystem zu trainieren, um die Allergiebeschwerden zu verhindern - dies kann bis zu 3 Jahre dauern.

Was ist eine Hyposensibilisierung?

Eine Hyposensibilisierung, oftmals auch als Desensibilisierung bezeichnet, ist eine spezifische Immuntherapie. Dieses Verfahren wird in der Allergologie angewendet. Mithilfe dieser Therapieform können Allergien behandelt und geheilt werden. Bislang ist diese Methode die einzige ursächliche Behandlung, die Allergiepatienten zur Verfügung steht.

Eine Allergie ist eine erworbene oder angeborene Veränderung des Reaktionsmusters des Immunsystems auf unschädliche, körperfremde Stoffe. Diese Substanzen werden als Allergene bezeichnet. Bei Kontakt mit diesen Allergenen reagiert der Körper mit einer übertriebenen Immunreaktion an der Bindehaut, dem Gefäßsystem, an der Haut, dem Magen-Darm-Trakt und der Nasen-, Rachen- oder Bronchialschleimhaut.

Bei der Hyposensibilisierung wird der Betroffene gegen die Allergie auslösenden Allergene desensibilisiert. So wird nach einigen Jahren eine Toleranz gegen diese Allergene erzeugt.

Allergien und Alter für eine Hyposensibilisierung?

Die Hyposensibilisierung wird vor allem bei einer Schimmelpilzallergie, Hausstauballergie oder Pollenallergie (Heuschnupfen) angewendet. Auch bei einer Insektengiftallergie wird diese Behandlungsmöglichkeit eingesetzt.

Grundsätzlich ist eine Immuntherapie sinnvoll, wenn:

  • es sich um eine allergische Reaktion vom Soforttyp handelt. Das bedeutet, allergische Beschwerden treten nach dem Kontakt mit dem Allergen auf.
  • sich der Allergieauslöser nicht meiden lässt und sich die Beschwerden nur schwer durch Medikamente in Schach halten lassen.
  • der betroffene Allergiker stark unter den allergischen Beschwerden und Reaktionen leidet.
  • der Allergiker älter als fünf Jahre ist.
  • die Risiken der Therapie geringer sind als der Nutzen.

Formen der Hyposensibilisierung?

Nach einer Allergiediagnostik wird beispielsweise mithilfe eines Prick-Tests das Allergen ermittelt, was Probleme bereitet.

Grundlegend gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Durchführung einer Hyposensibilisierung:

  • Subkutane Injektion: Diese Allergieimpfung ist eine der häufigsten und wirksamsten Methoden. Vor allem bei Allergien, die sich auf die Atemwege auswirken und bei Insektenallergien, wird diese Möglichkeit angewendet.
  • Sublinguale Immuntherapie: Das Allergen wird entweder in Tropfen- oder Tablettenform unter der Zunge eingenommen.

Der allergieauslösende Stoff wird, egal in welcher Form, stark verdünnt dem Körper zugeführt.

Ablauf einer Hyposensibilisierung

Ablauf Subkutane Injektion

Vor dem Beginn einer Hyposensibilisierung muss zuerst eine genaue Anamnese erfolgen. Besonders wichtig ist immer die Frage nach dem Allgemeinempfinden. Bei einer Impftherapie muss auch immer vom allergologisch erfahrenen Arzt erfragt werden, wie die letzte Impfung vertragen wurde.

Da es gerade bei der ersten Einnahme bzw. Impfung zu Nebenwirkungen kommen kann, ist es wichtig, die Hyposensibilisierung nur bei bestimmten Ärzten durchführen zu lassen. Geeignet sind dafür Fachärzte für Dermatologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Allergologen, Pulmologie und Kinder –und Jugendmedizin.

Bei der Impftherapie ist es ratsam, nach jeder Verabreichung der allergieauslösenden Substanz für 30 Minuten unter ärztlicher Aufsicht zu sein. Wenn auch selten, kann es nämlich zu Nebenwirkungen kommen.

Je nach Behandlungsschema können an einem Tag eine oder mehrere Injektionen notwendig sein. Meist beginnt die Impftherapie aber zunächst mit einer einmaligen Impfung pro Woche. Das Ganze wiederholt sich für 4 bis 8 Wochen. Danach verlängern sich die Abstände zwischen den Impfungen auf bis zu vier bis acht Wochen.

Ablauf Sublinguale Therapie

Fallt die Entscheidung auf die sublinguale Therapie, dann müssen täglich Tropfen oder Tabletten unter der Zunge eingenommen werden.

Die Einnahme sollte wenn möglich auf nüchternen Magen und immer zur gleichen Zeit erfolgen. Innerhalb von einer Minute löst sich die Tablette bei der Gabe unter der Zunge auf. Tropfen sollen für zwei bis drei Minuten unter der Zunge bleiben, bevor wieder Speichel geschluckt wird.

Wichtig ist bei der Tabletteneinnahme, dass nach dem Zergehen unter der Zunge für weitere 5 Minuten nichts gegessen oder getrunken wird. Die Ersteinnahme sollte aber auch bei diesen Methoden immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, denn auch hier kann es zu Nebenwirkungen kommen.

Bei der Tropfen- und der Impftherapie wird die Dosis nach und nach gesteigert. Ab einem bestimmten Niveau wird die Dosis beibehalten. Nur bei der Tabletteneinnahme bleibt die Dosis von Anfang an bestehen. Damit so eine Behandlung aber auch wirklich erfolgreich ist, muss sie für mindestens 3 Jahre bzw. 5 Jahre bei einer Insektengiftallergie konsequent durchgezogen werden.

Vorteile einer Hyposensibilisierung

Allgemein liegt die Erfolgsquote bei einer Hyposensibilisierung bei 90 Prozent. Allgemein liegt die Erfolgsquote bei einer Hyposensibilisierung bei 90 Prozent. (Foto by: megaflopp / Depositphotos)

Eine erfolgreiche Behandlung hat viele Vorteile für den Betroffenen:

  • Mit der Hyposensibilisierung können die lästigen Symptome gelindert und der Verbrauch an Medikamenten gesenkt werden.
  • Zudem kann bei einer frühzeitigen Anwendung auch das Risiko reduziert werden, dass die Erkrankung fortschreitet und dadurch ein allergisches Asthma entsteht.

Die Immuntherapie ist zwar zeitlich aufwendig, allerdings lohnt sich die Behandlung für die Hälfte bis zu zwei Drittel der Patienten.

Kosten einer Hyposensibilisierung

Die Kosten an sich können nicht pauschal genannt werden. Es kommt immer auf das individuell verwendete Präparat, die Dauer und die Therapiemethode an.

Wenn das Präparat von einem Arzt verschrieben wird, werden die Kosten dafür von der Krankenkasse übernommen. Lediglich die Rezeptgebühr muss selbst übernommen werden.

Hyposensibilisierung in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft ist es nicht empfehlenswert, eine Hyposensibilisierung zu beginnen. In bestimmten Fällen kann aber eine bereits vor der Schwangerschaft begonnene Therapie weitergeführt werden. Die Entscheidung sollte im Einzelfall immer vom behandelnden Arzt nach einer sorgfältigen Nutzen- und Risikenabwägung getroffen werden.

Bei einer Hyposensibilisierung gegen einer Pollen- oder Hausstaubmilbenallergie, die bereits vor der Schwangerschaft begonnen wird, ist es besser, die Einnahme zu unterbrechen. Zwar heißt es in den Leitlinien der allergologischen Berufsverbände, dass die Therapie in der Schwangerschaft fortgeführt werden kann, wenn sie ohne Komplikationen vertragen wird, allerdings werden die meisten Ärzte davon abraten.

Mögliche Komplikationen und Risiken

Im schlimmsten Fall kann es zu einem anaphylaktischen Schock mit Kreislaufversagen kommen. Diese Nebenwirkung ist zwar sehr selten, allerdings kann sie dennoch auftreten vor allem beim Therapiestart. So eine Reaktion gefährdet die Sauerstoffversorgung des Kindes. Wenn nicht unbedingt notwendig, sollte dieses Risiko deshalb vermieden werden, auch wenn es bislang keine Hinweise dafür gibt, dass es zu Embryoschädigungen kommen kann.

Anders sieht das bei einer lebensbedrohlichen Wespen- und Bienenallergie aus. Hier kann es sogar ratsam sein, die Therapie weiterzuführen. Schließlich kann ein Stich einen allergischen Schock auslösen. Eine erfolgreiche Hyposensibilisierung kann dafür das Risiko deutlich mindern. Schlussendlich sollte diese Entscheidung aber immer individuell vom behandelnden Arzt getroffen werden.

Hyposensibilisierung bei Kindern

Besonders Kinder und Jugendliche können von einer Hyposensibilisierung profitieren. Besonders Kinder und Jugendliche können von einer Hyposensibilisierung profitieren. (Foto by: racorn / Depositphotos)

Besonders Kinder und Jugendliche können von einer Hyposensibilisierung profitieren. Je früher damit begonnen wird, desto eher kommt es zu keinen Folgeschäden wie einer Asthmaerkrankung.

Auch die Erfolgsquote ist bei Kindern und Jugendlichen höher als bei Erwachsenen.

Eine Immuntherapie bei Insektengiftallergie kann grundsätzlich in jedem Alter erfolgen. Bei allen anderen Hyposensibilisierungen sollte das Schulalter abgewartet werden. Unter 5 Jahren sollte keine Therapie durchgeführt werden. Bei Kindern ist die Verträglichkeit dieser Medikamente zumeist sehr gut.

Hyposensibilisierung mit Anti-Baby-Pille oder Antibiotika

Hyposensibilisierung und die Anti-Baby-Pille

Die Hyposensibilisierung hat keinen Einfluss auf die Wirkung der Pille. Solche Präparate greifen im Gegensatz zur Anti-Baby-Pille nicht in den Hormonhaushalt ein. Deshalb kann dieses Verhütungsmittel ruhig während der Hyposensibilisierung eingenommen werden, ohne die Wirkung zu verlieren.

Hyposensibilisierung und Antibiotika

Es gibt zwar einige Medikamente, die während einer Hyposensibilisierung nicht genommen werden sollten, allerdings gehört Antibiotika im Regelfall nicht dazu.7

Anders verhält es sich mit Betablockern oder ACE-Hemmer. Beides sind spezielle Herz- und Blutdruckmedikamente.

Egal, ob die Pille oder Antibiotika eingenommen wird, im Zweifel ist es immer ratsam, den Arzt darüber zu informieren. Er kann danach individuell entscheiden, ob diese Medikamente eingenommen werden können, oder ob die Präparate durch andere Mittel ersetzt werden müssen.

Mithilfe einer Hyposensibilisierung können Allergien behandelt und geheilt werden. Mithilfe einer Hyposensibilisierung können Allergien behandelt und geheilt werden. (Foto by: kikkerdirk / Depositphotos)

Blut spenden während einer Hyposensibilisierung?

Beim Blutspenden kommt es auf das jeweilige Allergen an. Wird eine Hyposensibilisierung gegen tierische Allergene wie Milben, Wespen- oder Bienengift durchgeführt, dann muss ab dem Tag der Behandlung mindestens eine Woche gewartet werden. Das gilt sowohl für Injektionen als auch für die Tablettentherapie.

Zudem kommt es auch auf das Wohlbefinden des Spenders an. Bei einer Hyposensibilisierung gegen pflanzliche Stoffe wie Pollen oder Gräser darf ab dem Folgetag der Einnahme oder der Injektion wieder Blut gespendet werden, wenn es das Wohlbefinden des Spenders zulässt.

Sport und Alkohol während der Hyposensibilisierung?

Eine Hyposensibilisierung bedeutet immer eine Belastung für das Immunsystem. Deshalb kann es am Tag der Injektion auch zu einer Abgeschlagenheit kommen. Durch Sport oder Alkohol können Nebenwirkungen zusätzlich verstärkt werden. Deshalb sollte am Tag der Impfung auf beides verzichtet werden.

Risiken und Nebenwirkungen einer Hyposensibilisierung

Wie bei jeder anderen medizinischen Behandlung kann es auch bei der Hyposensibilisierung zu Nebenwirkungen kommen.

Unerwünschte Reaktionen fallen bei der Impftherapie leicht bis mittelschwer aus. Schwere Nebenwirkungen wie ein allergischer Schock sind sehr selten.

Möglich sind folgende Beschwerden:

  • Leichte bis starke Hautreaktionen wie Juckreiz, Rötungen oder Schwellungen an der Impfstelle.
  • In sehr seltenen Fällen Schweißausbrüche, Kribbeln an Fußsohlen und Handflächen, Abfall des Blutdrucks.

Bei der oralen Einnahme sind schwere Nebenwirkungen wie ein anaphylaktischer Schockzustand noch seltener als bei der Impftherapie. Bei bis zu 50 % kommt es jedoch zu Juckreiz oder Brennen im Mundbereich. Vor allem in den ersten 4 Wochen. Ebenfalls können Symptome im Magen-Darm-Breich auftreten.

Die ersten 30 Minuten nach der Impfung werden immer unter ärztlicher Aufsicht verbracht. Daher können Nebenwirkungen schnell behandelt werden. Auch die Ersteinnahme von Tropfen oder Tabletten erfolgt immer bei einem Arzt, der im Notfall schnell eingreifen kann.

Wie ist die Erfolgsquote bei einer Hyposensibilisierung?

Der Erfolg dieser Therapie ist immer vom Allergen, der angewendeten Behandlungsform und weiterer Umstände abhängig.

Beispielsweise ist die Behandlung einer Wespengiftallergie bei bis zu 95 % der Patienten erfolgreich. Allgemein liegt die Erfolgsquote bei 90 % und zwar lang anhaltend für mindestens 10 Jahre.

Kommt es danach wieder zu allergischen Reaktionen, kann für eine kurze Zeit der Allergieauslöser wieder eingenommen oder geimpft werden.

Der Erfolg stellt sich aber nie von heut auf morgen ein. Dafür brauchen Patienten Geduld. Erst nach Monaten stellen sich erste Verbesserungen ein.


Bewertung: Ø 3,9 (28 Stimmen)

Autor: Mag. Verena Schmidmaier
Infos zum Autor: freie Fachjournalistin
Erstellt am: 28.05.2019
Überarbeitet am: 30.11.2020

Quellen:

Allergie-Portal: www.allergiecheck.screencode.at (Abruf 27.5.2019)

Allergieinformationsdienst: www.allergieinformationsdienst.de (Abruf 27.5.2019)

Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: www.hno-aerzte-im-netz.de (Abruf 27.5.2019)

Blog des Blutspendedienstes des Bayerischen Roten Kreuzes: www.blutspendedienst.com (Abruf 27.5.2019)

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