Drei-Monats-Koliken (Regulationsstörungen)

Wenn das Baby schreit, sind vor allem junge Eltern häufig verzweifelt. Sie fragen sich, was ihrem Kind fehlt und wie sie ihm helfen können. So unterschiedlich jedes Kind ist, so verschieden können auch die Ursachen sein. Eine davon ist die Drei-Monats-Kolik.

Schreibaby Dreimonatskoliken (Schreibaby) sind heftige, unstillbare Schreiattacken bei Säuglingen. (Foto by: brebca / Depositphotos)

Schnell-Überblick

  • Was sind Drei-Monats-Koliken: Babys schreien dabei oft ohne erkenntlichen Grund bis zu drei Stunden täglich, mindestens drei Tage die Woche und scheinen sichtbar zu leiden.
  • Symptome: Babys schreien dabei ohne einen ersichtlichen Grund, haben Probleme einzuschlafen und bekommen oft rote Gesichter vom vielen Schreien.
  • Ursachen: Meist kommen die Symptome von starken Blähungen, Stress, Allergien, aber auch Problemen wie Einsamkeit und Vernachlässigung.
  • Behandlung: Meist hilft bereits eine sanfte Bauchmassage, etwas warme Zuneigung, oder eine vom Arzt empfohlene Ernährungsumstellung. Nicht immer kann dem Kind geholfen werden und oft müssen Kinder und Eltern durch diese Phase abwarten.
  • Heilung: Nach einer Behandlung sollten die Symptome jedoch meist nach wenigen Tagen wieder verschwinden.
  • Vorbeugung: Wichtig ist eine Stressvermeidung, Angewöhnung einer richtigen Tragestellung des Babys und langes Stillen (falls möglich).

Was sind Drei-Monats-Koliken?

Drei-Monats-Koliken treten besonders in den ersten drei Lebensmonaten des Kindes auf. Sogenannte "Schreianfälle" können in diesem Zeitraum zu unterschiedlichen Zeiten auftreten. Häufig sind diese so extrem und langanhaltend, dass viele Eltern es mit der Angst zu tun bekommen.

Als Regel wird häufig angeführt, dass das Kind mindestens drei Tage die Woche für mindestens drei Stunden schreit. Dies ist aber keine grundsätzliche Voraussetzung, denn jedes Kind ist anders und reagiert auf Schmerzen und Reize individuell.

Das Kind zieht seine Beine bei einer Drei-Monats-Kolik häufig an seinen Bauch. Allerdings wurde auch schon beobachtet, dass manche Kinder eher dazu neigen, die Beine von sich zu strecken. Zudem wird ein harter Bauch beim Kind beobachtet. Dies ist allerdings meist auf die beim Schreien angespannten Bauchmuskeln zurückzuführen und weniger auf die eigentliche Kolik.

Ursachen einer Drei-Monats-Kolik

Das Schreien eines Kindes kann vieles bedeuten. Nicht immer ist es gleich eine Drei-Monats-Kolik. Sobald bemerkt wird, dass ein Kind häufig in den ersten drei Lebensmonaten schreit, sollte man zunächst die allgemeinen Ursachen ausschließen. Erst wenn sicher gestellt ist, dass das Kind weder Durst noch Hunger hat, seine Windel nicht voll ist und es auch sonst keinerlei Erkrankung zeigt, sollte eine Drei-Monats-Kolik in Erwägung gezogen werden.

Auch fehlende Zuwendung lassen Kinder in dieser Zeit häufig schreien. Zudem sollte man gerade, wenn man von dem Stillen auf Flaschennahrung umstellt, im Hinterkopf haben, dass das Kind eventuell auf Milch allergisch reagiert könnte.

Allergien spielen immer häufiger eine Rolle. So ist es auch ratsam, auf Allergien anderer Familienangehöriger zu schauen, um eine diesbezügliche vererbte Allergie bei dem schreienden Kind auszuschließen. Erst, wenn alles andere nicht in Frage kommt, könnte eine Drei-Monats-Kolik vorliegen.

Ursache für eine Kolik ist meist ein unreifes Verdauungssystem der Kinder, sodass dieses mit Blähungen reagiert. Aber auch neue Eindrücke, die ein Kind jeden Tag gewinnt, können ursächlich sein. Bei zu vielen neuen Eindrücken kann es zu einer Reizüberflutung kommen, indem das Kind erschreckt und verängstigt wird.

Die Ursache kann allerdings auch beim Trinken liegen, wenn das Kind dabei zu viel Luft schluckt. Je nachdem welche Ursache zu einer Drei-Monats-Kolik führt, sind unterschiedliche Behandlungsmethoden anzuwenden.

Symptome einer Drei-Monats-Kolik

Das Schreien der Babys setzt urplötzlich ein, es ist sehr heftig und kann oft stundenlang andauern. Die Schreibabys lassen sich schwer beruhigen. Ein Schreibaby ballt die Händchen zu Fäusten und zieht die Beinchen krampfartig an. Der Bauch des Säuglings ist während der Schreiattacke empfindlich auf Druck und gespannt. Blähungen treten zumeist wegen des Schreiens auf, nicht durch eventuelle Verdauungsprobleme.

Das Baby wird manchmal sehr blass, es kann aber auch rot anlaufen und zusätzlich schwitzen. Die Symptome treten kurz nach den Mahlzeiten und am späten Nachmittag sowie am frühen Abend auf. In ganz seltenen Fällen ist der Stuhl des Babys auffällig, auch treten keine Wachstumsstörungen auf. Allerdings kann es zu Futter- oder Schlafstörungen kommen. Schreibabys hören in der Regel nach drei bis sechs Monaten mit den Schreiattacken auf.

Untersuchungen und Diagnose

Erst muss, sofern möglich, die Ursache für das Schreien gefunden werden. In erster Linie sollten die Eltern sehr beruhigend auf das Baby einwirken, es sanft wiegen, singen oder beruhigende Musik vorspielen. Oft hilft es auch, den Bauch sanft zu massieren. Unbedingt erforderlich, wenn auch oft schwer umzusetzen, ist die Gelassenheit der betreuenden Person. Wenn diese Maßnahmen gar nicht greifen, ist der Arzt aufzusuchen.

Ist der Auslöser nahrugsbedingt, hilft eine Nahrungsumstellung – entweder bei hungernden Babys auf Flaschennahrung oder bei Allergien auf eine hypoallergene Nahrung. Eine kann hilfreich sein.

Ist die Ursache eine psychische, muss das Thema unbedingt angesprochen und eventuell in einer Eltern-Säuglings-Psychotherapie behandelt werden.

Behandlung, Therapie und mögliche Komplikationen

Behandlung Drei-Monats-Kolik Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten stehen bei Dreimonatskoliken zur Verfügung. (Foto by: dnamoid / Depositphotos)

In einer ärztlichen Behandlung wird die Drei-Monats-Kolik mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt, die meist in Tropfenform angeboten werden. Das wohl bekannteste Medikament ist „Carminativum babynos“. Es handelt sich hierbei um ein pflanzliches Arzneimittel, das krampflösend und beruhigend auf die Muskulatur des Magens und des Verdauungstraktes wirkt. Des Weiteren hilft es, dass die störenden, in großen Mengen vorhandenen, Darmgase besser entweichen. Allerdings sollte man bei diesen Tropfen den hohen Alkoholgehalt von 36 Prozent beachten.

Vor allem muss man hier bedenken, dass Schwangeren der Verzehr von Alkohol zum Wohle des Kindes nicht ohne Grund abgeraten wird. Daher sollte ein Verabreichen von Medikamenten mit einem hohen Alkoholgehalt in den ersten Lebensmonaten des Kindes keinesfalls die erste Wahl der Behandlung sein.

Eine Alternative ist zum Beispiel das häufig verabreichte Medikament „Sab simplex“. Auch dieses Medikament verschafft schnelle Abhilfe bei Blähungen und wirkt beruhigend. Der große Vorteil besteht darin, dass hier kein Alkohol vorhanden ist. Allerdings sollten vor allem die Personen aufpassen, in deren familiären Umfeld sehr viele Allergien herrschen. Denn wenn diese dem Baby vererbt wurden, kann es auf Grund der vielen Bestandteile dieses Medikamentes zu Beschwerden kommen. Eine ausführliche Beratung von einem Fachmann ist daher unerlässlich um das Wohl des Kindes nicht zu gefährden.

Hausmittel

Eine Alternative sind sogenannte Hausmittel. Für ein beliebtes Rezept, was man ohne große Probleme selber zu Hause anrühren kann, braucht man folgende Zutaten: Fenchel, Anis und Kümmel. Je ein Teelöffel davon zermahlen und anschließend mit einem Viertel Liter Wasser übergießen. Diese Mischung wird nach dem Abkühlen gut durchgesiebt, bevor es bequem in einer Babyflasche dem Kind zugeführt werden kann. Auch reiner Fenchel-, Anis- oder Kümmeltee bewirken eine rasche Heilung und Linderung.

Prävention und was ich selbst tun kann

Bei einer Drei-Monats-Kolik muss man nicht immer gleich zu Medikamenten greifen. Häufig helfen schon bestimmte Verhaltensweisen.

Sollte das Baby zum Beispiel nur an einer Reizüberflutung von zu vielen neuen Eindrücken leiden, so ist meist schon Abhilfe damit geschaffen, neue und ungewohnte Situationen für das Kind zu vermeiden. Es sollte in diesem Fall nicht häufig einen Ortswechsel mitmachen und der Besuch, der das Kind zu sehen bekommt, sollte nicht täglich und schon gar nicht durch ständig wechselnde Personen erfolgen. Nach nur kurzer Zeit wird sich eine deutliche Besserung einstellen.

Besonders hilfreich erweist sich auch das Tragen des Babys in der sogenannten „Fliegerstellung“. In dieser Lage können die Gase am leichtesten aus dem Körper entweichen.

Des Weiteren sollte man darauf achten, dass das Baby bei jedem Essen und auch bei jedem Trinken oft aufstößt, so kann eine Drei-Monats-Kolik durchaus verhindert werden.

Beim Trinken gibt es eine weitere Besonderheit, wenn das Baby mit der Flasche versorgt wird. Hier sollte man dringend darauf achten, dass das Loch im Sauger nicht zu groß ist. Denn sonst saugt das Kind zu viel Luft und eine Drei-Monats-Kolik ist unumgänglich.

Am besten ist es natürlich, wenn alle Mütter so lange wie möglich versuchen zu stillen, um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen. Es gibt also eine Viehzahl von Möglichkeiten, die man ohne große Probleme beachten kann, damit es dem eigenen Kind besser bzw. gar nicht erst schlecht geht.

Man sollte sich keinesfalls unterkriegen lassen, denn für jedes Problem gibt es eine Lösung, solange man sein Kind gut beobachtet und ein wenig kreativ die verschiedenen Behandlungsmethoden versucht.


Bewertung: Ø 4,2 (6 Stimmen)

Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 23.09.2009
Überarbeitet am: 31.07.2020

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Neugeborenengelbsucht

Neugeborenengelbsucht

Neugeborenengelbsucht (Neugeborenen Ikterus) ist nichts seltenes und verläuft meistens sehr harmlos und kurzzeitig.

weiterlesen
Hodenhochstand

Hodenhochstand

Fehlen bei einem Neugeborenen ein oder beide Hoden im Hodensack, dann handelt es sich um einen Hodenhochstand.

weiterlesen
Babyakne

Babyakne

Bereits wenige Tage bis Wochen nach der Geburt kann es bei manchen Babys zu einem großen Ausbruch von Akne kommen. Grund zur Sorge besteht nicht.

weiterlesen
Hand-Mund-Fuß-Krankheit

Hand-Mund-Fuß-Krankheit

Die sogenannte Hand-Mund-Fuß-Krankheit ist eine Viruserkrankung, die hochansteckend, aber meist harmlos ist.

weiterlesen

User Kommentare