Titerbestimmung

Mit Hilfe einer Titerbestimmung kann angegeben werden, wie viele Antikörper gegen bestimmte Krankheiten vorhanden sind. Der Titer (oder auch Schutz- bzw. Impftiter) misst also die Immunität des Körpers gegen bestimmte Krankheitserreger.

Titerbestimmung Der Titer misst die Immunität des Körpers nach einer erfolgten Impfung. (Foto by: trans961 / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist eine Titerbestimmung?
    Bei der Titerbestimmung wird (in der Regel 1-3 Monate) nach einer Impfung die Konzentration der Antikörper im Blut von bestimmten Erregern gemessen.
  • Wieso macht man eine Titerbestimmung?
    Darüber können vage Rückschlüsse über die Länge eines effektiven Infektionsschutzes gezogen werden und zu welchem Zeitpunkt eine Auffrischungsimpfung vorzunehmen ist.
  • Wie erfolgt eine Titerbestimmung?
    Eine allgemeine Titerbestimmung kostet zwischen 20 € und 80 € und erfolgt über venöse Blutabnahmen – es kann vor allem bei Kindern mit Stress und Angst verbunden sein.
  • Wann ist eine Titerbestimmung sinnvoll?
    Ob eine Titerbestimmung sinnvoll und durchgeführt werden soll kann nur in Absprache mit dem Haus- bzw. Kinderarzt geklärt werden. In den meisten Fällen ist es jedoch sinnvoller, die Impfung einfach aufzufrischen.

Eine Titerbestimmung ist nichts anderes als ein Antikörper-Test – im Prinzip eine Impferfolgskontrolle bzw. eine Prüfung ob oder wann eine Impf-Auffrischung gemacht werden sollte.

Anwendungsgebiete

Notwendigkeit einer Impfung

Eine Titerbestimmung kommt immer dann zum Einsatz, wenn es um die Ermittlung der Antikörper gegen bestimmte Krankheiten geht. Mittels Titerbestimmung (Antikörper-Test) lässt sich klären, ob die Notwendigkeit einer Impfung besteht bzw. ob der Körper über genügend Eigenschutz verfügt.

Kontrolle des Impfschutzes

Mit Hilfe der Titerbestimmung lässt sich auch überprüfen, ob der Schutz nach einer Impfung ausreichend ist, wann die nächste Impfkontrolle stattfinden sollte und ob es zu einer Infektion gekommen ist.

Bei zu niedrigem Titerwert sollte erneut geimpft werden.

Titerbestimmung Kinderwunsch und Schwangerschaft

Gerade bei schwangeren Frauen spielt die Titerbestimmung eine große Rolle: Bei den serologischen Untersuchungen (Blutuntersuchung) erfolgt eine Überprüfung des Titers. Die Ergebnisse werden in den Mutterpass eingetragen - je höher der Titer, also der Gehalt an Antikörpern, desto besser der Schutz. Beispielsweise bei Röteln wird ein Titer ab 1:32 als ausreichender Schutz betrachtet.

Auch bei Frauen mit Kinderwunsch erscheinen Titerbestimmungen notwendig: So wird der Nachweis eines ausreichenden Varizellen-Schutzes sichergestellt.

Hepatitis B und Tollwut

Darüber hinaus kann eine Titerbestimmung auch bei Hepatitis B (potentielle geneteische Disposition) oder Tollwut (beruflich bedingtes Risiko) durchaus berechtigt sein. Auf jeden Fall sollte eine Titerbestimmung „nach“ einer Hepatitis-B-Impfung erfolgen: Diese ist vor allem deshalb von so großer Bedeutung, weil es bei nicht wenigen Geimpften selbst nach der dritten Impfung noch nicht zur ausreichenden Bildung von Antikörpern gekommen ist.

Titerbestimmung bei Kindern

Titerbestimmung und Babys Von einer Titerbestimmung bei Babys ist generell abzuraten. (Foto by: rbvrbv / Depositphotos)

Trifft diese positive Einschätzung aber auch auf Kleinkinder (Babys) zu? Keine Frage: Manche Eltern meinen, mit einer Titerbestimmung könnten sie ihren Kindern – auch Babys - die ein oder andere Impfung ersparen. Sie fürchten mögliche Nebenwirkungen nach Impfungen. Eltern argumentieren deshalb nicht selten dahingehend, man könne doch beispielsweise nach zwei Sechsfach-Impfungen einfach den Titer bestimmen lassen - und sofern ausreichend Antikörper vorhanden seien, könne man dem Kind doch die dritte Impfung ersparen.

Nicht unerwähnt bleiben sollte aber: In der Regel sind Blutabnahmen bei Kleinkindern doch etwas belastender als Impfungen. Auch sind sie technisch schwieriger.

Doch bei der Diskussion „Titerbestimmung versus Impfung“ geht es nicht in erster Linie um einen Vergleich „Nadel hier – Nadel da“, sondern um die Möglichkeit den Körper eines Kleinkinds nicht unnötig zu belasten. Die Tendenz geht hier in Richtung Impfung bei Kleinkindern: Es scheint in den meisten Fällen also nicht angezeigt, vor einer erneuten oder erstmaligen Impfung eine Titerbestimmung vorzunehmen.

Ablauf einer Titerbestimmung

Die Titerbestimmung erfolgt an normalem Blutserum, weshalb der Arzt zuvor Blut aus der Vene des Patienten entnimmt. Es wird nicht viel Blut benötigt - lediglich wenige Milliliter, die ein Serumröhrchen füllen. Man muss nicht einmal nüchtern zur Blutabnahme erscheinen.

Die entnommene Blutprobe wird sukzessive verdünnt, und diese Verdünnungen werden dann einem Test unterzogen. In der Regel erfolgt die Verdünnung des Blutserums in Zweierstufen: 1:2, 1:4, 1:8, 1:16 etc.

Anschließend werden die Verdünnungen auf (mit einem Virus infizierte) Zellkulturen gegeben. Mit Hilfe eines Antikörpertests (ELISA) lässt sich so die Konzentration der Antikörper im Blut ermitteln. Diese Konzentration wird in IU/I (International Units) oder IE/I (Internationale Einheiten pro Liter) angegeben.

Um die Aussagekraft eines Titers gewährleisten zu können, muss er wenigstens vierfach sein.

Ein Anstieg gilt als Indikator für eine frische Infektion, ein Abfall deutet auf das Abklingen einer Infektion hin. Das Ergebnis der Titerbestimmung sollte innerhalb einer Woche vorliegen.

Wieviel kostet eine Titerbestimmung?

Die Kosten einer Titerbestimmung belaufen sich je nach Labor auf etwa 20-50 €, bei speziellen Titern kann es auch schonmal etwas teurer werden.

Da sich einige Impfungen auf demselben Preisniveau wie eine Titerbestimmung bewegen, erscheint es in bestimmten Fällen durchaus attraktiv, die Auffrischung einer Impfung vorzuziehen. Jedoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Körper so mit einer neuerlichen Impfbelastung konfrontiert wird.

Insbesondere für Impfskeptiker bietet daher die Titerbestimmung eine willkommene Gelegenheit, auf die ein oder andere Auffrischungsimpfung zu verzichten: Immer dann, wenn der Titer hoch genug ist, kann man sich eine erneute Impfung ersparen.

Worauf deuten (Impf-)Titer hin?

Eine Unterteilung der Impftiter in verschiedene Stufen ist obligatorisch. Ausschlaggebend ist die Höhe der Antikörperkonzentration im Blut. Ist der Körper über einen längeren Zeitraum nicht mit einem bestimmten Erreger in Berührung gekommen, kommt es meist zur Unterschreitung einer bestimmten Grenze. Dieser Fall liegt vor, wenn jemand relativ lange nicht mehr gegen eine bestimmte Krankheit geimpft worden ist.

Ist der Impftiter zu niedrig, befinden sich nicht ausreichend Antikörper gegen einen bestimmten Krankheitserreger im Blut. Dies kann verschiedene Ursachen haben:

  • Der Patient spricht nicht auf die Impfung an.
  • Die richtige Verabreichung des Impfstoffs ist nicht erfolgt.
  • Der Impfstoff war nicht mehr wirksam.
  • Die letzte Auffrischungsimpfung liegt schon zu lange zurück.

Hier sollte der Arzt entscheiden, ob eine einmalige Auffrischungsimpfung ausreichend Schutz bietet.

Wer gegen eine bestimmte Erkrankung geimpft ist und mit diesen speziellen Krankheitserregern in Kontakt kommt, sollte mit dem Ansteigen seines Titers rechnen.

Doch gerade bei Krankenhauspersonal ist nicht selten eine besondere Immunität, also ein ausreichend hoher Impftiter, zu beobachten. Letzterer ist jedoch nicht zwingend Folge einer Impfung oder Krankheit, sondern wird allein schon durch den über viele Jahre wiederholten Kontakt von Krankenschwestern & Co. mit infizierten Personen hervorgerufen.

Normalwerte bei Titer-Kontrollen?

Impfung Durch eine Titer-Überprüfung zeigt, ob man nach einer Impfung ausreichend geschützt ist. (Foto by: dml5050 / Depositphotos)

Diphterie (Impfkontrolle: Diphterie-Antikörper)

Liegt der ermittelte Wert im Bereich 1,0-1,4 IU/ml wird eine Auffrischung nach 5 Jahren empfohlen, bei einem Wert von 1,5-1,9 IU/ml sollte die Auffrischung gegen Diphtherie nach 7 Jahren erfolgen, bei mehr als 2,0 IU/ml ist eine Auffrischung erst nach 10 Jahren notwendig.

FSME (Impfkontrolle: FSME-IgG-ELISA)

Bei mehr als 18,0 ist von ausreichendem Impfschutz gegen FSME - Frühsommer-Meningoenzephalitis auszugehen.

Hepatitis-A (Impfkontrolle: HAV-IgG-ELISA)

Bei mehr als 20 mIU/ml ist von ausreichendem Impfschutz auszugehen.

Hepatitis-B (Impfkontrolle: Anti-HBs-ELISA)

Bei mehr als 100 U/l ist von ausreichendem Impfschutz auszugehen.

Influenza (Impfkontrolle: Influenza A/B-IgG-IFT)

Bei 1: mehr als 10 ist von ausreichendem Impfschutz gegen Influenza auszugehen.

Masern (Impfkontrolle: Masern-IgG-ELISA)

Bei mehr als 0,20 IU/ml ist von ausreichendem Impfschutz gegen Masern auszugehen, bei 0,15-0,20 IU/ml ist der Impfschutz fraglich, deshalb wird eine Auffrischung empfohlen, bei weniger als 0,15 IU/ml liegt kein ausreichender Impfschutz vor, deshalb wird eine Grundimmunisierung empfohlen.

Mumps (Impfkontrolle: Mumps-IgG-ELISA)

Bei mehr als 100 U/ml ist von ausreichendem Impfschutz auszugehen, bei 70-100 U/ml ist der Impfschutz fraglich, deshalb wird eine Auffrischung empfohlen, bei weniger als 70 U/ml liegt kein ausreichender Impfschutz vor, deshalb wird eine Grundimmunisierung gegen Mumps empfohlen.

Polio (Impfkontrolle: Polio-Neutralisationstest)

Weisen alle 3 Neutralisationstests Werte von 1:16 oder höher auf, ist von einer Immunität gegen alle 3 Poliomyelitis-Virus-Typen (Typ 1, Typ 2, Typ 3) auszugehen.

Röteln (Impfkontrolle: HAHT)

Bei HAHT 1:32 und höher ist von ausreichendem Impfschutz auszugehen, bei HAHT 1:16/HAHT 1:8 ist der Impfschutz fraglich, deshalb wird eine Auffrischung empfohlen, bei HAHT 1:<8 liegt kein ausreichender Impfschutz vor, deshalb wird eine Grundimmunisierung gegen Röteln empfohlen.

Tetanus (Impfkontrolle: Tetanus-IgG-ELISA)

Bei mehr als 0,2 U/ml ist von ausreichendem Impfschutz gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) auszugehen, bei 0,1-0,2 U/ml ist der Impfschutz fraglich, deshalb wird eine Auffrischung empfohlen, bei weniger als 0,1 U/ml liegt kein ausreichender Impfschutz vor, deshalb wird eine Grundimmunisierung empfohlen.

Windpocken/Gürtelrose - Varizella-Zoster-Virus (Impfkontrolle: VCV-IgG-ELISA)

Bei mehr als 80 mlU/ml ist von ausreichendem Impfschutz auszugehen, bei 60-80 mlU/ml ist der Impfschutz fraglich, deshalb wird eine Auffrischung empfohlen, bei weniger als 60 mlU/ml liegt kein ausreichender Impfschutz vor, deshalb wird eine Grundimmunisierung empfohlen.

Vor- und Nachteile einer Titerbestimmung

Keine Frage: Impfstoffe besitzen ein Nebenwirkungspotential, welches Impfkritiker gerne auf den Plan ruft. Immer wieder stellt sich natürlich auch die Frage, wann bzw. bei welchen Impfungen eine Titerbestimmung als sinnvoll zu betrachten ist.

Kostspielig

Das Thema „Titer“ wird sowohl in Fachkreisen als auch in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Es wird sogar von einer Titerbestimmug abgeraten. Getreu dem Credo „lieber impfen als messen“ wird auch damit argumentiert, dass Messungen Blutentnahmen erforderten, und diese kosten Geld.

Weiter heißt es, dass die „allgemein“ zugänglichen Labortests zu Antikörperbestimmungen nicht zum Nachweis des Impfschutzes konzipiert worden seien.

Generell nicht notwendig erscheinen Impferfolgskontrollen bei Routineimpfungen. Doch es gibt Ausnahmen, bei denen eine Titerbestimmung angezeigt ist: Hierzu gehören Patienten, welche an einer Krankheit leiden, die ihr Immunsystem schwächt.

Auch sollte eine Titerbestimmung zur Abklärung vor einer (potentiellen) Impfung als „Beleg“ zum Einsatz kommen – als Nachweis, ob eine Krankheit bereits stattgefunden hat oder eine schon erfolgte Impfung einfach vergessen wurde.

keine Auskunft über die Dauer des Schutzes

Die ermittelten Werte können keine Prognose liefern. Das bedeutet: Die einfache Titerbestimmung gibt keine Auskunft über die Dauer eines serologischen Schutzes. Das liegt an der unterschiedlichen Konzentration von Antikörpern – sie weicht von Mensch zu Mensch voneinander ab. Deshalb wird im Einzelfall zu prüfen sein, wann eine Titerbestimmung angezeigt ist.

Es kann auch der Fall eintreten, dass eine Titerbestimmung nicht zwingend ein Indikator für Schutz bzw. Nichtschutz ist. Denn immer wieder sind Erkrankungsfälle zu verzeichnen, in denen geimpfte Personen - trotz einer hohen Konzentration von Antikörpertitern - zum Beispiel an Tetanus erkranken. Die gemessene Höhe der Antikörper sagt also nicht immer alles über den Schutz aus.

Nebenwirkungen, Komplikationen und Risiken

Wer auf einen bestehenden vergleichsweise hohen Titer geimpft wird, der sollte eher mit Nebenwirkungen/neurologischen Schäden rechnen. An dieser Stelle kommt die Titerbestimmung ins Spiel: Um etwaige Schäden zu verhindern, erscheint eine Titerbestimmung vor Auffrischung angezeigt. Am Ende kann eine Titerbestimmung die Impfung erparen. Damit erhält die Titerbestimmung ihre Legitimation.

Vor allem bei Hochrisikopatienten empfiehlt es sich, vier bis acht Wochen nach dem Impfen den Titer zu bestimmen, vor allem, wenn man unsicher ist, ob die Impfung wirksam war.


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Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 10.07.2013
Überarbeitet am: 09.09.2020

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