Stevia - Was ist das eigentlich?
Im Supermarkt gibt es Stevia meist in Form von zuckerweißem Pulver, als klare Flüssigkeit oder als süßstoffähnliche Tablette. Gewonnen wird das Süßungsmittel aus den Blättern einer Pflanze: Stevia rebaudiana ist ein Gewächs aus der Familie der Lippenblüter und stammt ursprünglich aus Südamerika, wird aber mittlerweile in tropischen und subtropischen Gebieten rund um den Globus kultiviert.
Wer die Pflanze nicht kennt, den erinnert sie durch ihre Blattform mit etwas Fantasie an die heimische Brennessel. Kaum vorstellbar, welch süße Überraschung dieses Gewächs bereithält!
Eine Geschichte voller Missverständnisse
In ihrer südamerikanischen Heimat schätzt man die Steviapflanze schon lange als natürliches Süßungsmittel. Auch ihr Siegeszug in andere Teile der Welt begann bereits vor Jahrzehnten. Besonders in asiatischen Ländern wie Japan oder Korea ersetzte Stevia schon in den 1970er Jahren nicht selten den Zucker im Tee.
Die Europäer indes taten sich bei der Bewertung der Pflanze deutlich schwerer. Zwar wurden nie belastbare Studien veröffentlicht, die Gesundheitsschäden durch Steviakonsum nachgewiesen hätten.
Dennoch erhielt Stevia erst im Dezember 2011 eine Zulassung für den europäischen Markt. Freilich halten viele Skeptiker an ihrer These fest, das südamerikanische Süßkraut könne sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken. Dass seither viele Millionen Europäer gerne auf dieses natürliche Süßungsmittel zurückgreifen, ohne irgendwelche gesundheitlichen Einschränkungen zu verspüren, wird dabei allerdings ignoriert.
Der Geschmackstest
Bereits der Vergleich zwischen Zucker und lang bewährten Süßstoffen verdeutlicht, wie groß die geschmacklichen Unterschiede sein können. Da die meisten Menschen schon seit Kindertagen an das Aroma von Zucker gewöhnt sind, empfinden sie diese Geschmacksrichtung als "neutrales Süß". Stevia weicht deutlich davon ab.
Bei der Geschmacksprobe des reinen Pulvers wird zwar schnell klar, dass die Süßungskraft stärker ist als beim Kristallzucker, der Geschmack tendiert aber eindeutig in Richtung Lakritz. Wer dieses Naschwerk ohnehin liebt, könnte von Stevia also richtig begeistert sein!
Es empfiehlt sich aber auch dann, die Eignung in kleinsten Einheiten zu testen: Schmeckt der Kaffee oder Tee genauso gut wie mit Zucker? Wie schmeckt der Kuchen mit Stevia gesüßt? Eine objektive Antwort auf derlei Fragen gibt es freilich nicht, denn Geschmäcker sind verschieden!
Weitere Eigenschaften von Stevia
- Während sich andere Süßstoffe wie Xylitol oder Aspartam aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften nur bedingt zum Kochen oder Backen eignen, ist Stevia vollkommen temperaturbeständig.
- In reinster Form ist die für den süßen Geschmack verantwortliche Substanz, das Steviosid, bis zu dreihundert mal süßer als Kristallzucker. Der Konsum von Stevia bewirkt jedoch keine Ausschüttung von Insulin, weshalb es zu den diabetikerfreundlichen Süßstoffen gezählt werden darf.
- Ähnlich positiv fällt das Urteil der Zahnärzte aus: Die Bildung von Karies durch den Genuss von Stevia gilt als ausgeschlossen.
Medizinische Wirkung
Die EU hat sich festgelegt: Stevia ist ein Nahrungsmittel und kein Medikament. Zwar gibt es Überlieferungen aus Südamerika, wonach Stevia auch blutdruck- und blutzuckersenkende Eigenschaften zugewiesen werden und es zudem gegen Übergewicht wirken soll. Diese Beobachtungen sind allerdings wissenschaftlich noch nicht hinreichend belegt.
Zwei oft ins Feld geführte Argumente gegen den Gebrauch von Stevia sind ein möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko sowie eine angeblich genotoxische Wirkung. Auch wenn diese Risiken nicht gänzlich widerlegt sind, wird ihnen vom Großteil der Fachwelt keine allzu große Bedeutung beigemessen: Im Tierversuch wurden Ratten mit extrem großen Mengen frischer Stevia-Blätter gefüttert.
Es liegt also nahe, dass eine gesundheitsschädliche Wirkung nur dann eintreten kann, wenn man täglich eine Überdosis Stevia zu sich nimmt. Würde man den durchschnittlichen Zuckerverbrauch eines Erwachsenen allerdings komplett durch Stevia ersetzen, könnte man dennoch von einer unbedenklichen Menge sprechen.
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