Karpaltunnelsyndrom (KTS)

Immer mehr Leute arbeiten bis zu 40 Stunden am Tag im Büro und an einem Computer. Die wenigstens sind ergonomisch ausgestattet. Daher kommt es auch immer häufiger zu dem sogenannten Karpaltunnelsyndrom.

Karpaltunnelsyndrom Schmerzen Verschiedene Ursachen können zur Entstehung des Karpaltunnelsyndroms beitragen. (Foto by: imagepointfr / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist das Karpaltunnelsyndrom: Dabei kommt es zu einer Schädigung eines Nervs durch eine Einengung dessen.
  • Symptome: Zu Beginn bemerkt man meist eine eingeschlafene Hand, die auch kribbeln kann. Später werden die Schmerzen häufiger und stärker und es kommt zu Steifheit und Problemen beim Greifen.
  • Ursachen: Die Ursachen sind sehr vielfältig. Oft könenn Krankheiten wie Rheuma oder Arthrose dahinter stehen, jedoch sehr häufig auch eine Überanstrengung und ein ergonomisch mangelhafter Arbeitsplatz.
  • Behandlung: Möglich sind Schienen für die Hand, Behandlungen durch Kortison, einer Kältetherapie, aber auch einer lokalen Operation am Handgelenk.
  • Vorbeugung: Ein ergonomisch korrekter Arbeitsplatz kann vielen Menschen vorbeugend helfen.

Das Karpaltunnelsyndrom

Karpaltunnelsyndrom (KTS) ist als die Schädigung eines Nervs in Folge von Einengungsprozessen im so genannten „Karpaltunnel“ definiert. Dieser handflächenseitige, nach dem altgriechischen Begriff für „Handwurzel“ („Karpos“) benannte Tunnel stellt den Durchgang vom Unterarm in den Handgelenksbereich dar.

In diesem unten vor allem vom Handwurzelknochen und oben von einem breiten Bindegewebeband, dem Karpalband (Ligamentum carpi transversum, Retinaculum flexorum), gebildeten Tunnel verlaufen die Fingerbeugemuskel-Sehnen sowie der Mittelarmnerv (Nervus medianus). Dieser Nerv ist hauptverantwortlich für die Motorik der Unterarm-Beugemuskeln sowie für Reizausübung und Reizwahrnehmung in Fingern und Handinnenfläche zuständig.

Ursachen für das Karpaltunnelsyndrom

Für die als Auslöser für das Karpaltunnelsyndrom festgestellten Einengungsprozesse kommen neben angeborenen anatomischen Anomalitäten (relativ selten) und Vererbung eine Vielzahl von weiteren Ursachen in Betracht.

Dazu zählen unter anderem:

  • die zu Schwellungen führenden Sehnenscheiden-Entzündungen
  • Rheuma
  • Diabetes mellitus
  • Arthrose
  • ständige Überanstrengungen

In welchem Umfang zu diesen Überanstrengungen nicht nur körperlich deutlich belastende Körperhaltungen bei bestimmten Montage-, Vibrations- oder Hebebewegungen zu zählen sind, sondern auch ständig wiederkehrende leichtere Tätigkeiten (Computerarbeit) wird von Fachleuten strittig diskutiert.

Aber auch Tumore, schwangerschaftsbedingte Wassereinlagerungen oder Einblutungen nach Verletzungen können bewirken, dass sich die Platzverhältnisse im Karpalkanal verändern, dadurch Druck (Kompressions-Syndrom) auf den Mittelarmnerv aufgebaut wird und es somit zu einem Karpaltunnelsyndrom kommt.

Besonders gefährdete Berufsgruppen sind Landwirte, Reinigungskräfte und Bauarbeiter. Betroffen sind vor allem Menschen in der Lebensphase zwischen 40 und 60 Jahren. Karpaltunnelsyndrom-Erkrankte sind zu etwa 75 % weiblich. Dieses Ungleichgewichtigkeit ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass hormonelle, im Zusammenhang mit Schwangerschaften oder Wechseljahre stehende Änderungsprozesse im weiblichen Körper bei Frauen zu einer größeren Wahrscheinlichkeit für Gelenkinnenhaut-Schwellungen führen als bei Männern.

Symptome Karpaltunnelsyndrom

Wird dieser genannte Nerv beeinträchtigt, kommt es in der Regel zu einer Reihe von sich bei Nichtbehandlung verstärkenden Symptomen. Zumeist ist, zumindest zuerst, lediglich eine Hand von den Beschwerden betroffen. Aber auch gleichzeitige beidhändige Krankheitsbilder sind nicht selten.

Im Anfangsstadium eines Karpaltunnelsyndrom treten die Beschwerden nur vorübergehend und lediglich bei stärkerer Belastung der Hand (z. B. bei Überdehnung des Handgelenks) auf. Sie äußern sich häufig als eher harmlos erscheinende Empfindungen (eingeschlafene Hand, diffuser Druck, Kribbeln, u. ä.).

Diese Erscheinungen steigern sich langsam zu zunehmend schmerzhaften Empfindungen (Brachialgia nocturna parästhetica) und treten schließlich auch in Ruhephasen auf.

Im weiteren Verlauf eines Karpaltunnelsyndrom kommen vermehrt Schwierigkeiten beim Greifen hinzu. Die Betroffenen sind dann typischerweise oft nicht mehr in der Lage, Drehverschlüsse, z. B. an Flaschen oder Marmeladengläsern, zu öffnen. Die Tatsache, dass in dieser Phase die Störung weniger schmerzhaft wird, ist dem Umstand geschuldet, dass die für das Schmerzempfinden zuständigen Fasern im Mittelarmnerv massiv angegriffen sind.

Im weiterem Stadium eines Karpaltunnelsyndroms kommt es zum Abbau von Muskelgewebe, insbesondere im Daumenballen, sowie zur weitgehenden Funktionsschwäche von Daumen, Zeige- und Mittelfinger bis hin zu Lähmungen. Die beiden restlichen Finger sind in der Regel weniger beeinträchtigt.

Untersuchungen und Diagnose

Die Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind oft so prägnant, dass der behandelnde Arzt in den meisten Fällen gezielt im Ausschlussverfahren untersuchen wird, ob es sich tatsächlich um das vermutete Karpaltunnelsyndrom handelt. Dazu gehören:

  • starke Handgelenk-Beugungen (Phalen-Zeichen)
  • Greiftest (Flaschentest)
  • das Abklopfen des Karpaltunnels (Hoffman-Tinel-Test), um KTS-typische Missempfindungen zu provozieren
  • Nervengeschwindigkeits-Messungen
  • Ultraschalluntersuchungen

Behandlung und Therapie

Behandlung Karpaltunnelsyndrom Meist müssen die Beschwerden beim Karpaltunnelsyndrom mittels einer Operation behoben werden. (Foto by: g_studio / Depositphotos)

In leichteren Fällen des Karpaltunnelsyndroms kommen medikamentöse Behandlungen (Kortison) in Betracht. Entlastend können auch Kältetherapien und in etlichen Varianten wählbare Handgelenksschienen wirken. Ferner werden, in der Fachwelt umstrittene, osteopathische Behandlungen sowie Bewegungsübungen zur Linderung angeboten.

Operation bei Karpaltunnelsyndrom

In einer Vielzahl der Fälle kommen Arzt und Patient aber nicht umhin, sich für eine Operation zu entscheiden. Dabei kann fast immer auf Vollnarkose verzichtet werden. Es genügt in der Regel die Regionalanästhesie des jeweiligen Armes. Voraussetzung für die eigentliche Operation ist die Herstellung von Blutleere im Arm. Ziel dieser OP ist die Entlastung des Nervus medianus durch Beseitigung der Einengung. Dieses Ziel wird durch die operative Spaltung des Karpalbandes erreicht. Dabei kann der Operateur zwischen offenen und endoskopischen Operationsmethoden wählen.

Diese zumeist nicht länger als zehn Minuten dauernde OP gilt als Standard-Methode mit geringem Risiko und ausgesprochen hoher Erfolgsquote. In den meisten Fällen erholt sich der vom Druck befreite Nerv innerhalb kurzer Zeit und das Karpalband wächst wieder zusammen. Der Patient ist in den meisten Fällen fast sofort vollkommen beschwerdefrei und binnen weniger Wochen wieder voll arbeitsfähig.

Zur Nachbehandlung gehören vom Arzt empfohlene Handübungen, um Beweglichkeit und Tastsinn zu unterstützen.

Komplikationen, die bei einem Karpaltunnelsyndrom auftreten können

In Fällen, in denen der Nerv bereits zu stark geschädigt worden ist, kann eine OP keine Heilung mehr bewirken. Wer an einer Hand an einem Karpaltunnelsyndrom leidet, muss mit erheblicher Wahrscheinlichkeit damit rechnen, dass auch die andere Hand mittelfristig von einem Karpaltunnelsyndrom betroffen sein wird.

Prävention und was ich selbst tun kann, um ein Karpaltunnelsyndrom vorzubeugen

Wegen der Vielzahl der möglichen Karpaltunnelsyndrom-Ursachen kann keine generelle Aussage zu einer Vorbeugung getroffen werden. Allgemein empfohlen wird bestimmte Tätigkeiten, die zur Überlastung des Handgelenks führen, nach Möglichkeit zu vermeiden.


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ICD-10: G56 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 29.02.2016
Überarbeitet am: 10.12.2020

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