Zwei Experten erklären: Warum Fleischverzicht so schwer fällt

Dr. Roman Braun sowie Hermann und Thomas Neuburger erzählen in dem Interview über Fleischkonsum, Fleischersatz und Fleischverzicht.

Fleischverzicht Vielen Menschen fällt es schwer auf Fleisch zu verzichten. (Foto by: lisovskaya / Depositphotos)

FitundGesund.at: Warum essen wir eigentlich Fleisch und warum fällt der Verzicht so schwer?

Hermann und Thomas Neuburger: Zum einen essen wir Fleisch aus Gewohnheit – weil wir es immer schon getan haben. Zum anderen enthalten tierische Produkte viele wichtige Nährstoffe, in gut verwertbarer Form.

Um gesund zu leben ist es nicht notwendig, komplett auf Fleisch zu verzichten. Wenn man sowohl die geliebten Schnitzel- als auch fleischfreie Tage in den Ernährungsplan einbaut, bekommt der Körper auch ganz leicht Stoffe, die er benötigt.

Dr. Braun: Verzichten fällt uns so schwer, weil wir oft einem grundlegenden Missverständnis unterliegen: Wir tun die Ernährungsumstellung als kleine Veränderung ab. Aber das Gegenteil ist der Fall: Wer plötzlich vom Fleischesser zum Vegetarier wird, der ändert ganz entscheidend etwas an seiner Identität und das ist eine große Sache!

Die Ernährung ist tief in unserem Selbstbild verankert, denn gerade beim Fleischverzicht entscheidet man sich mitunter für einen ganz neuen Lebensstil.

Hinzu kommt, dass Familie und Freunde nicht selten unterschiedliche Werte als man selbst haben und die neue Ernährungsweisen nicht verstehen. Wenn man kein Schnitzel bestellt, sondern Tofu-Gemüse, wird man schnell belächelt und es entsteht sozialer Druck. Der Verzicht ist dann umso schwieriger.

FitundGesund.at: Wie oft sollte Fleisch pro Woche verzehrt werden? Gibt es hierfür allgemeine Empfehlungen?

Hermann und Thomas Neuburger: Mehrere Studien haben inzwischen gezeigt, dass täglicher Fleischkonsum nicht unbedingt gesund ist. Das liegt unter anderem daran, dass heutzutage viel verarbeitetes Fleisch gegessen und in der Tierhaltung bereits bei kleinsten Krankheitserscheinungen oder sogar vorbeugend mit Medikamenten gearbeitet wird.

Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung, ist aber auch der komplette Verzicht auf tierische Produkte nicht notwendig. Der Nährstoffbedarf wird mit 2 Fleischgerichten pro Woche gut abgedeckt, wobei die Qualität eine wesentliche Rolle spielt. Das gilt auch bei der Auswahl von vegetarischen Alternativen.

FitundGesund.at: Wie gelingt der Verzicht bzw. das Vorhaben weniger Fleisch zu konsumieren?

Dr. Braun: Ganz generell gilt: Wer einen Vorsatz umsetzten möchte, braucht Selbstvertrauen. Wenn man an Tag Eins bereits zweifelt, ob das Vorhaben noch nächste Woche klappt, dann ist das nicht das richtige Mindset.

Stattdessen sollte man sich bewusstmachen: „Ich habe meine Ziele diese Woche erreicht – dann kann ich es auch nächste Woche schaffen.“ Kleine Zwischenerfolge sollten dabei nicht unter die Bank fallen, sondern sind ein Grund zum Feiern – etwa, indem man sich mit einem besonderen Festessen, natürlich ohne Fleisch und ohne in alte Muster zu fallen, Gutes tut. So gelingt die Umgewöhnung in kleinen Schritten, von Woche zu Woche – und plötzlich merkt man, dass es gar nicht mehr so schwierig ist, seine Vorsätze einzuhalten.

Hermann und Thomas Neuburger: Jeder kann seine Vorhaben individuell gestalten und für sich definieren, wann und wieviel Fleisch man essen möchte.

Wenn man sich dafür entscheidet, neue Lebensmittel und Gerichte auszuprobieren, kann man sich anfangs mit gewohnten Gewürzen und Kräutern weiterhelfen. Dadurch wird die Ernährungsumstellung nicht so stark wahrgenommen und man tastet sich langsam an neue Essensgewohnheiten heran.

Das Feedback der Konsumenten zu unserer Hermann Fleischlos Linie hat beispielsweise gezeigt, dass sie ihnen unter anderem deshalb so gut schmeckt, weil wir mit ähnlichen Gewürzen wie bei Fleisch-Gerichten arbeiten. Diesen Trick kann man ganz einfach in der eigenen Küche anwenden.

FitundGesund.at: Welche (gesunden) Alternativen zu Fleisch gibt es? Wodurch kann eine Fleischmahlzeit ersetzt werden? Welche Grundzutaten verwenden Sie für Ihre Hermann Fleischlos-Produkte?

Hermann und Thomas Neuburger Anstelle von Fleisch verwenden Hermann und Thomas Neuburger Bio-Pilze für ihre Produkte. (Foto by: Neuburger)

Hermann und Thomas Neuburger: Das Problem bei vielen vegetarischen und veganen Produkten ist, dass diese hochindustriell verarbeitet und mit Aromen und E-Nummern „schmackhaft“ und haltbar gemacht werden. Viele Menschen sind sich dessen jedoch nicht bewusst und konsumieren solche Erzeugnisse im Glauben, ihrem Körper etwas Gutes zu tun. Die chemische Aufbereitung macht leider aus vielen gesunden Lebensmitteln ungesunde Gerichte.

Wir wollten bewusst einen anderen Weg gehen und Abstand von der industriellen Produktion nehmen. Die Basis für alle Hermann Fleischlos Produkte ist zum ersten Mal bei so einer Art von Produkten ein Pilz, der Kräuterseitling, der von uns selbst angebaut und mit einfachen Verfahren verarbeitet wird. Wir verzichten dabei komplett auf Zusatzstoffe und Konservierungsmittel.

Regionalität hat bei uns ebenfalls einen hohen Stellenwert, weshalb wir zusätzlich nur ausgewählte Zutaten aus biologischer Landwirtschaft verwenden, wie Hühnerei-Eiweiß oder Gewürze.

FitundGesund.at: Wie gesund ist Fleischverzicht? Leben Vegetarier bzw. Veganer gesünder als Fleischesser? Welche Auswirkungen hat eine fleischlose Ernährung auf unseren Körper, Umwelt und Gesundheit? Gibt es auch Nachteile – Stichwort: Mangelerscheinungen?

Hermann und Thomas Neuburger: Für eine gesunde Lebensweise ist es nicht notwendig ganze Lebensmittelgruppen aus der Ernährung zu streichen. Gerade wenn man tierische und pflanzliche Produkte kombiniert, kann man Mangelerscheinungen vorbeugen, die bei einer einseitigen Ernährung auftreten können.

Eine Reduktion des Fleischkonsums macht für jeden Menschen aus unterschiedlichen Gründen Sinn. Die einen wollen die Umwelt weniger belasten, die andern entscheiden sich aus ethnischen Gründen dafür, weniger Fleisch zu essen. Wie vorhin erwähnt, müssen jedoch Alternativprodukte nicht zwingend umweltfreundlicher oder gesünder sein.

Dr. Roman Braun Dr. Roman Braun gibt in dem Interview Tipps, wi e es leichter fällt, auf Fleisch zu verzichten. (Foto by: Trinergy International)

Dr. Braun: Allgemein hat eine gesündere Lebensweise zusätzlich auch eine tolle Wirkung auf unsere Psyche. Es liegt ganz tief in unserem Wesen, dass wir uns ständig verbessern wollen. Heinz von Förster hat das in den schönen Satz gebracht: „We are not human beings, but human becomings.“ Das bedeutet, dass wir dynamische Wesen sind, die sich entwickeln und unsere bisherigen Grenzen immer wieder überschreiten wollen – sei es, indem wir unsere Ernährung verbessern oder andere Bereiche unseres Lebens optimieren.

Das Bewusstsein, dass wir uns zu einer gesünderen Ernährung bewegen, ist quasi die Befriedigung zu diesem Trieb – und das löst natürlich positive Gefühle aus, die uns gut tun.

FitundGesund.at: Wer nicht ganz auf Fleisch verzichten mag und kann – was sollte man beim Kauf von Fleisch beachten?

Hermann und Thomas Neuburger:  An den Tagen, an denen Fleisch gegessen wird, sollte auf die Qualität und im Idealfall auch auf die Regionalität und biologische Erzeugnisse geachtet werden. So tut man seinem Körper sowie auch der Umwelt und dem Klima etwas Gutes.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über Hermann Fleischlos

Nach jahrelanger Entwicklung haben Hermann und Thomas Neuburger im Herbst 2016 die Produktlinie Hermann Fleischlos gelauncht, die eine Innovation in der Lebensmittelherstellung darstellt. Erstmals in Europa bildet ein Pilz, der Kräuterseitling die Grundlage. Die erste Premium-Alternative zu Fleisch schmeckt nicht nur gut, sondern kann man auch mit gutem Gewissen genießen. Denn anders als in vergleichbaren Produkten stecken in Hermann Fleischlos nur beste biologische Zutaten, ganz ohne Zusatzstoffe.

Über Dr. Roman Braun

Dr. Roman Braun M.Ed. ist Geschäftsführer von Trinergy International, Doktor der Pyschologie, NLP-Master-Trainer, Master-Coach der ICF, zertifizierter Lebens- und Sozialberater und Bestseller Autor.


Bewertung: Ø 3,8 (20 Stimmen)

Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 21.12.2017
Überarbeitet am: 13.01.2020

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