Sexualität in der Stillzeit

Ist das Kind erstmal da, wird oft erwartet, dass der Alltag, auch in sexueller Hinsicht, wieder ganz normal abläuft. Doch ganz so einfach ist das nicht, ein Kind verändert das Leben stark. Vor allem für Frauen, deren Körper noch stark belastet wird.

Sex in der Stillzeit Das Interesse an Sex ist für viele Frauen während der Stillzeit eher gering. (Foto by: mimagephotos / Depositphotos)

Volle Konzentration auf das Baby

Stillende Mütter erleben ein völlig neues Körpergefühl, auch das Selbstbewusstsein kann gestärkt werden.

Für den Vater und gleichzeitig Partner ist diese Umstellung, die völlige Konzentration der Partnerin auf das Baby, oft schwieriger. Sie müssen ihre Wünsche nun zurückstellen. Was aber nicht heißt, dass eine Beziehung durch ein Baby und eine stillende Mutter nicht noch stabiler und intensiver werden kann.

Keine Lust auf Sex?

Allerdings kann sich auch eine Interessenlosigkeit der stillenden Mutter gegenüber sexueller Handlungen einstellen. Dafür könnte der niedrige Östrogenspiegel verantwortlich sein. Setzt die Menstruation wieder ein und das Baby wird älter, kommt auch die Lust zurück. Solange sollte der Partner Verständnis zeigen und in den meisten Fällen tut er das ja auch.

Manche Frauen klagen allerdings, auch wenn sie durchaus Lust auf Sex haben und diesen auch während der Stillzeit praktizieren, dass die Scheide nicht feucht genug wird und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr die Folge sind. Folgendes kann Abhilfe schaffen:

  • Gleitmittel
  • mehr Stimulation
  • eine andere Position

Frauen sollten keinesfalls auf Sex während der Stillzeit verzichten, wenn sie Lust dazu haben.

Es kann allerdings passieren, dass aufgrund hormoneller Schwankungen beim Orgasmus ein Milchspendereflex ausgelöst wird, das kann als störend empfunden werden. Ansonsten können die Brüste natürlich ganz normal ins Liebesspiel einbezogen werden, was jedoch auch wiederum nicht von allen Frauen als angenehm empfunden wird.

Der Partner kann sich durch eine mögliche Interessenlosigkeit am Sex der stillenden Mutter vernachlässigt fühlen, Stress und große Belastungen für die Partnerschaft sind vorprogrammiert.

Wichtig ist es über seine Gefühle zu reden und dem Partner die Liebe und Zuneigung spüren zu lassen und ihm zu erklären, dass einfach momentan aufgrund der Geburtsnachwirkungen und des Stillens der Wunsch nach Sex nicht so vorhanden ist.

Ist der Partner bereit, ein paar Dinge im Haushalt zu übernehmen und die Frau damit zu entlasten, kann es sehr schnell wieder zu einer entspannten, harmonischen Beziehung kommen, auch zu dritt.

Verhütung nach der Geburt

sexuelle Verhütung während der Stillzeit Auch während der Stillzeit kann frau schwanger werden, deshalb ist Verhütung wichtig. (Foto by: mast3r / Depositphotos)

Während der Schwangerschaft musste man sich über das Thema Verhütung keine Gedanken machen. Doch wie sieht es nun in der Stillzeit aus? Kann eine Frau kurz nach der Geburt schwanger werden kann?

Das Ammenmärchen, dass während der Stillzeit eine Schwangerschaft nicht möglich ist, ist tatsächlich ein Märchen. Zwar sorgt das Hormon Prolaktin dafür, dass die Muttermilch sich in den Milchdrüsen bilden kann und gleichzeitig verringert sich durch ebendieses Hormon die Aktivität in den Eierstöcken – doch das bedeutet nicht, dass nicht doch ein Ei heranreifen kann. Und das bedeutet wiederum, dass eine Frau während der Stillzeit durchaus schwanger werden kann.

Um das zu verhindern, sollte auf Verhütungsmittel nicht verzichtet werden. Folgende Methoden eigenen sich in der Stillzeit:

  • Kondome
  • Die Spirale (erst nach rund einem halben Jahr nach der Geburt empfehlenswert).
  • Gestagenfreie Präparate wie die Minipille oder die Drei-Monats-Spritze. Besonders gut verträglich sind östrogenfreie Pillen.

Auf das Einnehmen der üblichen Kombinationspille sollte verzichtet werden, da dieses Präparat auf die Muttermilch einwirken kann und die Zusammensetzung der Milch verändert. Weiters wird die Milchproduktion vermindert.

Neben dem Kondom kann auch ein Diaphragma verwendet werden. Dieses ist aber vom Gynäkologen/der Gynäkologin anzupassen. Meist kommt es in etwa in der 30. Woche nach der Geburt zur ersten Regelblutung. Wird nicht gestillt, setzt die Periode schon früher ein, um die 6. bis 10. Woche nach der Geburt.

Unser Fazit

Manche Frauen praktizieren Sex ganz schnell nach der Geburt und in der Stillzeit, andere Frauen zeigen eher Desinteresse. Stress, der völlig neu geordnete Alltag und die Verantwortung für das Baby fordern eine Frau besonders.

Oft kommt der Partner dabei zu kurz und fühlt sich vernachlässigt – nun gilt es, darüber zu reden, dass dies nicht zu einem Problem werden kann. Hier ist gegenseitiges Verständnis gefragt. Fühlt sich die Frau in ihrem Körper nicht wohl, so lässt sich vielleicht der Partner mit einem Handjob befriedigen.

Letztendlich ist auch darauf zu achten, dass es sich nicht um eine Postnatale Depression bei der Frau handelt und im Fall rechtzeitig Hilfe gesucht wird.


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Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 28.10.2009
Überarbeitet am: 13.01.2021

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