Fitundgesund.at: Frau Jonas, worum geht es in Ihrem neuen Buch „Meditation & der Körper im Glück“?
In meinem Buch beantworte ich 48 Fragen meiner Klienten zum spannenden Gebiet der körperorientierten Innenschau. Ich bin keine klassische Meditationslehrerin, sondern Körpertherapeutin, und schaue deshalb von einem sehr anderen Blickwinkel aus auf die Bedingungen, unter denen der menschliche Organismus zur Ruhe kommt.
„Körperliche Entspannung sehe ich als Voraussetzung dafür an, dass sich der Zustand von Meditation, von innerer Stille und Zentriertheit einstellen kann.“
Ein großer Teil der Fragen stammt von Menschen mit gesundheitlichen Problemen, wie z.B. Schlafstörungen, Atemprobleme, Schmerzen, Rückenschmerzen, stressbedingte Erschöpfungszustände bis hin zum Burnout. Hier zahlt sich ein körperorientierter Zugang zu Meditation insofern aus, dass der symptomerfahrene Organismus zunächst einmal empfänglich für Stille gemacht werden muss.
Wer unter Rückenschmerzen leidet, sollte beispielsweise eine Meditationstechnik finden, die seine Beschwerden nicht noch verstärkt, sondern idealerweise in den Hintergrund treten lässt. Deshalb der Untertitel des Buches: "Warum der Körper beim Meditieren happy sein muss.”
Fitundgesund.at: Warum schreiben Sie als Körpertherapeutin über Meditation?
Durch meine 20jährige Tätigkeit auf dem Gebiet der Körperbewusstheit und meiner genauso langen Meditationserfahrung habe ich sehr viele Zusammenhänge erkannt. Ich selbst habe meine erste meditative Erfahrung innerhalb einer Bewegungssequenz aus der Feldenkrais-Methode gemacht. So beginnt auch das Buch. Ganz unerwartet bin ich beim Bewegen in einen Zustand absoluter Stille hineingeraten. Deshalb weiß ich, dass das Erfahren des Zustandes von Meditation nicht notwendigerweise an genormtes Sitzen gekoppelt sein muss.
„Aktives, bewegungsbezogenes Meditieren ist für viele Meditierer sogar leichter und diese Erfahrung versuche ich weiterzugeben.“
Darüber hinaus sehe ich meine Klienten. Einigen von ihnen empfehle ich zu meditieren, weil Meditation die Aufmerksamkeitsnetzwerke im Gehirn reorganisiert und daher auf den ganzen Organismus einschließlich Symptome Einfluss nehmen kann. Andere Klienten meditieren bereits, aber sie verschenken die Vorzüge von Meditation, weil sie die Bedürfnisse ihres Körpers übergehen. Hier biete ich ihnen Unterstützung, um einen körperfreundlichen Ansatz zu entwickeln und ihre Meditationserfahrung zu vertiefen.
Fitundgesund.at: Was ist körperorientierte Meditation?
Wenn ich von körperorientierter Meditation spreche, bezieht sich das darauf, den Körper mit seinen aktuellen Bedürfnissen beim Meditieren zu berücksichtigen. Um diesen gerecht zu werden, empfehle ich, aktive bzw. bewegungsbezogene Meditationsmethoden in Erwägung zu ziehen. Diese stimmen den Organismus schrittweise auf Stille ein und entsprechen der Funktionsweise des menschlichen Nervensystems, welches von einem hohen Erregungszustand erst 'runterfahren' muss. Klienten, die unter Stress stehen, wissen sofort, was ich damit meine.
„Bewegungen oder Sinnesfunktionen werden dazu benutzt, dass sich das Nervensystem systematisch beruhigen kann.“
Eine meiner Lieblingstechniken ist die Osho-Nataraj-Meditation, eine Tanzmeditation, in der intuitives Bewegen nach einer speziell komponierten Musik benutzt wird, um eine meditative Erfahrung zu bahnen. In meinem Buch stelle ich solche Beispiele einschließlich praktischer Anleitungen vor, sodass der Leser sofort aktiv werden kann.
Fitundgesund.at: Was würden Sie Meditationseinsteigern empfehlen?
Ich würde mich für vier Prämissen entscheiden:
1. Physischer Komfort
Ich ermutige Anfänger, beim Meditieren für physischen Komfort zu sorgen. Wie gesagt: Der Körper muss beim Meditieren happy sein, ganz besonders dann, wenn Symptome bestehen.
2. Die richtige Methode finden
Wer unerfahren ist, sollte so viele verschiedene Meditationsmethoden ausprobieren wie möglich, also stille und aktive, bewegungsbezogene und passive. Den Körper mit seinen Funktionen zu benutzen wie die Atmung, die Stimme, den Tastsinn oder Bewegung, erleichtert den Start. Mit der Zeit schälen sich Präferenzen heraus. Auf jeden Fall sollte eine Technik zur eigenen Konstitution passen.
3. Auf die Bedürfnisse des Körpers hören
“Eine Faustregel: Je größer der Stresspegel, die Anspannung in der Muskulatur oder der Überdruck im Kopf ist, desto bewegungsorientierter sollte eine Meditationstechnik sein. Je entspannter jemand ist, desto ruhiger darf es beim Meditieren werden.“
4. Regelmäßigkeit und Individualität
Zu Beginn empfiehlt es sich, die Technik regelmäßig zu praktizieren, um dem Nervensystem ein klares Zeichen zu setzen. Doch würde ich jede Regel dem individuellen Empfinden unterordnen. Ein Beispiel: Im Buch beziehe ich mich auf die Frage, wann die beste Zeit zum Meditieren ist. Und das ist absolut individuell. Für manche Meditierer ist es wertvoller, am Morgen zu meditieren, um zentriert in den Tag zu starten. Für andere ist es wichtiger, nach der Arbeit zur Ruhe zu kommen. Und ich erinnere mich an eine Klientin, die ihre meditative Pause zur Tagesmitte brauchte, weil ihre Leistungskurve da einen Knick machte. Was sich individuell als stimmig anfühlt, passt. Stricken Sie Ihre eigenen Regeln! Seien Sie kreativ!
Fitundgesund.at: Kann jeder Mensch Meditieren lernen?
„Ja. Ganz genau betrachtet müssen wir das Meditieren gar nicht wirklich neu erlernen, denn innerlich still zu sein gehört zu unserer innewohnenden Natur.“
Kleine Kinder haben die Fähigkeit, ganz und gar im Moment zu sein, oftmals noch verfügbar, aber die meisten Erwachsenen haben sich davon weit entfernt. Doch was vergessen oder negiert worden ist, kann wieder wach gerufen werden, und zwar unabhängig vom Alter, Beschwerden, Erfahrung, Kultur oder Talent.
Das kann ich so sicher sagen, weil ich in mehreren Ländern Europas einschließlich meiner Wahlheimat London arbeite. Wer sich dem Thema öffnet, kann an seine eigene Stille wieder anknüpfen. Und jeder, dem der Zustand von Meditation widerfährt, wird ihn sofort als etwas Normales anerkennen. Es ist natürlich, einfach ruhig zu sein.
Fitundgesund.at: Was lieben Sie an Ihrer Arbeit?
Ich mag es, wenn Menschen beginnen, ihren Körper zu verstehen und sich auf sein Empfinden einzulassen. Empfinden zu können heißt auch, entscheidungsfähig zu werden. Und das ist ja, was das Leben erst lebenswert macht. Und: Der menschliche Körper ist einfach ein Wunder! Mit seinen 100 Billionen Zellen leistet er eine gigantische Arbeit, die für mich einfach unermesslich ist. Es berührt mich immer wieder aufs Neue, wenn er sich sogar nach langen 'Durststrecken' wieder aufrappelt, wenn er sich erholt und heilt.
Wann immer ich meine Meditationserfahrungen weitergebe wie in Sessions, Privatretreats oder Workshops, freut es mich besonders mitzuerleben, wenn Menschen mit ihrer Innenwelt wieder vertraut werden und gewissermaßen zurück zu sich selbst finden. Ein seltenes Strahlen kommt in ihre Augen, das mehr als tausend Worte sagt.
Mehr Informationen und Kontaktdaten von Frau Jonas finden Sie .
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