Capoeira: brasilianischer Kampftanz als Trendsport

Tanzend anmutende Tritte, ästhetische Körperdrehungen, schöne musikalische Klänge im Hintergrund und in der Regel natürlich auch wohl definierte Oberkörper. Die Kampfkunst Capoeira ist in jeder Hinsicht ein wahrer Augenschmaus ohne unnötige Aggression.

Trendsport Capoeira Capoeira besteht aus einer Mischung aus Tanz, Spiel, Kampf, Akrobatik, Geschicklichkeit und Kultur. (Foto by: michaeljung / Depositphotos)

Wie der Kampfsport Capoeira entstand

Der aus Brasilien stammende Kampfstil besteht aus den drei Ebenen des Kampfes, der Musik und der sogenannten „Roda“ als gesellschaftlichen Rahmen, in dem das Spektakel stattfindet. Jeder Kampf ist also weit mehr als nur das bloße Antreten gegen einen Gegner, sondern ein kulturell tief verankertes Ritual.

Nachweislich bis ins 18. Jahrhundert reicht die Geschichte der Kampfsportart zurück. Capoeira wurde vor allem von den nach Brasilien verschleppten afrikanischen Sklaven ausgeübt und hat auch heute noch als „Capoeira Angola“ eine lange Tradition.

Weiterhin gibt es noch das „Capoeira Regional“, das über die Jahrhunderte hinweg Einflüsse aus anderen Kampfsportarten, besonders aus den asiatischen Raum, erfuhr.

Dementsprechend unterscheiden beide Richtungen sich mittlerweile deutlich und werden jeweils in verschiedenen gesellschaftlichen Rahmen abgehalten.

Bis 1937 war die Kampfkunst in Brasilien verboten und Capoeiristas wurden streng verfolgt, nachdem Banden sich im 19. Jahrhundert mittels der Kampfart die Herrschaft über ganze Stadtviertel in den größeren Hafenstädten wie Rio de Janeiro oder Salvador da Bahia verschafften.

Was ist Capoeira?

Im Zentrum des Capoeira steht die sogenannte „Malícia“, die Seele des Kampfsports. Wörtlich übersetzt bedeutet Malícia soviel wie „Bösartigkeit“, doch in diesem Zusammenhang ist eher die Rede von „Gerissenheit“.

Die Capoeiristas, die gegeneinander antreten, können so die Stärken und Schwächen und letztlich auch die Persönlichkeit ihres Gegenübers einschätzen und sich so selbst in eine bessere taktische Position bringen. Da beide Kontrahenten aber versuchen, sich gegenseitig einzuschätzen, wird gleichzeitig auch selbst versucht, so wenig wie möglich von seinen eigenen Stärken und Schwächen preiszugeben.

Dieses taktische Spiel ist Grundlage der Kampfkunst und reicht bis über die bloßen Kämpfe hinaus als anwendbare Methode im Alltag. Die Fähigkeit, andere Menschen zu durchschauen, ihre Absichten, Wünsche und Ängste und schließlich auch ihre Bewegungen zu kennen und vorherzusehen, macht Capoeira zu weit mehr als einen bloßen Kampfsport.

Im Einzelnen besteht Capoeira aus einem riesigen Repertoire an Bewegungen, Würfen, Schlägen und Tritten für den Angriff und Ausweich- und Fluchtbewegungen für die Abwehr. Innerhalb eines Kreises, der Roda, findet der Kampf statt und findet immer zu traditioneller Musik statt. Auch wenn es kaum übergreifend festgeschriebene Regeln gibt, wird der Sport je nach Region selbstverständlich immer nach einem entsprechenden Regelwerk ausgetragen.

In professionellen und traditionellen Kämpfen ist es oft zu sehen, dass nur wenige Schläge und Tritte den Gegner treffen. Anders als bei anderen Kampfsportarten liegt das Hauptaugenmerk ganz klar auf der Defensive, also der Abwehr und dem Ausweichen vor den Angriffen des Gegners. Bei Angriffen wiederum soll es bei Wettkämpfen niemals das Ziel sein, den Gegner ernsthaft zu verletzen. Anstatt also durch einen K.O. des Gegners zu gewinnen, steht hier bei einem Sieg das Prestige im Vordergrund.

Abhängig von der Stilrichtung gibt es beim Capoeira bestimmte farbliche Kampfkleidung:

  • Beim Capoeira Angola tragen die Kämpfer beispielsweise schwarze Hosen und gelbe Oberteile
  • Beim Capoeira Regional sind die Kämpfer meistens in einem weißen Outfit zu sehen.

Wie auch zum Beispiel beim Judo gibt es beim Capoeira Regional verschiedene Gürtelstufen, die über den Grad des Trägers Auskunft geben. Um die nächste Stufe zu erreichen müssen diverse und je nach Region unterschiedliche Anforderungen erfüllt werden.

Capoeira etabliert sich immer mehr als Trendsport

Mittlerweile ist Capoeira auch in der westlichen Kultur ein bekanntes Phänomen. Viele Kampfsportlehrer lehren Capoeira und es gibt in vielen westlichen Ländern nationale Wettbewerbe und Veranstaltungen rund um die Kampfkunst.

Auch in vielen Sportstudios werden Kurse angeboten, die aber selbstverständlich weniger die Kampfeskunst an sich, als die generelle sportliche Aktivität zum Ziel haben.

Die ständige Bewegung und Anspannung einer Vielzahl von Muskeln fordern den Körper enorm, sodass die Sportart immer beliebter wird und teilweise als Bestandteil von Sportart-übergreifenden Fitnessprogrammen ist.

Mit entsprechender Musik werden also gleichzeitig die präzisen Bewegungen der Kampfkunst geschult und eine Vielzahl an Muskeln in sämtlichen Körperpartien beansprucht und trainiert.

Neben dem gezielten Training von Kampfbewegungen, ist bei der Kampfkunst auch ein grundlegendes Fitnessprogramm notwendig, um alle Körperpartien gleichermaßen zu trainieren. Ein umfangreiches Ausdauer- und Krafttraining, Koordinations- und Rhythmusübungen sind oft Bestandteile der Trainingsprogramme.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit in speziellen Kampfsportzentren ein professionelles Training in Capoeira zu bekommen, dort sind die körperlichen Voraussetzungen aber essentiell für ein erfolgreiches Abschneiden. Für die grundlegenden Bewegungen und die körperliche Fitness ist ein Capoeira-Kurs in einem Fitnessstudio also durchaus ratsam.

Für wen ist Capoeira geeignet?

Capoeira eignet sich für jede Altersgruppe, da es in erster Linie um die Verbesserung des eigenen Leistungspotenzials geht. Dementsprechend sind am Anfang auch weder Vorerfahrungen in anderen Kampfsportarten oder besondere körperliche oder akrobatische Voraussetzungen vonnöten.

Mit geeigneter Musik kann nach den ersten Anweisungen auch zu Hause mit dem Training fortgesetzt werden. Wer allerdings über die Schnupperkurse hinaus bei der Sportart bleiben möchte, sollte sich eine gewisse Portion (Selbst-) Disziplin aneignen oder mitbringen, denn das Training ist – wie bereits erwähnt – mitunter sehr fordernd.

So nützen einem die größten Muskeln nichts, wenn beispielsweise das Ausdauertraining aus Bequemlichkeit vernachlässigt wird.

Capoeira Gruppe Der Kampf- und Trendsport Capoeira stammt aus Brasilien. (Foto by: oneinchpunch / Depositphotos)

Warum ist Capoeira so beliebt?

Capoeira ist nicht umsonst eine der sich am schnellsten ausbreitenden Trendsportarten bei uns. Kaum eine andere Sportart vereint körperliches und geistiges Training so geschickt mit dem Erlernen von ästhetischen und präzisen Bewegungen und macht gleichzeitig so viel Spaß. Durch die begleitende Musik wirken die Anstrengungen lockerer und das Rhythmusgefühl wird ebenfalls geschult.

Was benötige ich für Capoeira?

Ohne Vorwissen oder Erfahrungen und bei jeder körperlichen Voraussetzung kann Capoeira betrieben werden. Sportstudios oder Kampfsportschulen, die Kurse der Kampfkunst anbieten, gibt es in jeder größeren Stadt und außer entsprechender (am besten einfarbiger Kleidung) bedarf es keiner Materialanschaffungen für den Sport.

Unser Fazit

Die Sportart eignet sich sowohl ideal für Bewegungslustige und Sportbegeisterte, die nicht davon genug kriegen, neue Sportarten auszuprobieren, als andererseits auch für Leute, die nach der perfekten Sportart für ein umfassendes Trainingsprogramm, das dazu noch viel Spaß bereitet, suchen.


Bewertung: Ø 5,0 (2 Stimmen)

Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 25.02.2015
Überarbeitet am: 13.11.2020

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