Geburt im Privatspital: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Die Aufenthalte für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind in den österreichischen Privatkrankenanstalten in den letzten Jahren um über 10 Prozent gestiegen. Was sind die Gründe für diese Beliebtheit und was gilt es dabei zu beachten?

Geburt im Privatspital Immer mehr Frauen setzen auf eine private Versorgung bei der Entbindung. (Foto by: FamVeldmann / Depositphotos)

Welche Vorteile hat eine Geburt im Privatspital?

Keinerlei Zeitdruck bei der Geburt, viel Rücksicht auf individuelle Wünsche und eine unkomplizierte Anmeldung sind nur die drei häufigsten Faktoren, warum sich immer mehr werdende Mütter für eine Geburt im Privatspital entscheiden.

Die Mischung aus ruhigem, entspannten Ambiente und dem höchsten fachlichen Niveau schafft die idealen Bedingungen für eine komplikationslose, sichere Geburt.

Dies betrifft auch die Tage nach der Geburt, das Wochenbett. Die Aufnahme der Neugeborenen im Zimmer der Mutter (Rooming-in) und die einfühlsame Betreuung durch die KrankenpflegerInnen ermöglichen einen sanften, entspannten Start. Auch Stillberatung und erste Rückbildungsgymnastik gehören zum Standardangebot in den österreichischen Privatkliniken.

Braucht man eine private Krankenzusatzversicherung, um in einem Privatspital zu entbinden?

Nein, auch ohne eine private Krankenzusatzversicherung steht einer Geburt im Privatspital nichts im Weg. Ein Teil der Kosten wird von der Sozialversicherung rückerstattet, der Rest ist selbst zu bezahlen.

Die Preise hierfür unterscheiden sich von Klinik zu Klinik (Geburtspauschale mit 5-tägigem Aufenthalt ab ca. 1700 Euro, exkl. Arzthonorare).

Allerdings gibt es auch bei bereits bestehender Schwangerschaft die Möglichkeit, eine Zusatzversicherung abzuschließen, die alle Kosten für Schwangerschaft, Entbindung und Wochenbett übernimmt. Eine Aufstellung über die Gesamtkosten können bei der Privatklinik selbst erfragt werden.

Bis wann muss man sich zur Geburt anmelden?

„In einem Privatspital braucht man keine Angst vor einem Engpass haben. Jede Schwangere kann sich daher so viel Zeit wie nötig lassen, um sich für die richtige Klinik zu entscheiden, und kann sich dann jederzeit anmelden“, berichtet Dr. Georg Semler, Vizepräsident des Verbands der Privatkrankenanstalten und Vorstand des Rudolfinerhauses in Wien mit einer fast 100jährigen Geschichte im Bereich der Geburtshilfe.

Die Anmeldung ist meistens online und auf persönlichem Weg möglich. Möchte man einen Geburtsvorbereitungskurs in dem ausgewählten Krankenhaus besuchen, sollte die Registrierung hierfür natürlich rechtzeitig erfolgen. Der richtige Zeitpunkt für den Start des Geburtsvorbereitungskurses ist etwa zwischen der 28. und 30. Woche.

Welche (individuellen) Geburtsvorbereitungskurse werden in einer Privatklinik angeboten?

Die Privatkrankenanstalten gehen schon während der Schwangerschaft individuell auf die Wünsche der werdenden Mutter ein. Angeboten werden, unter anderen, neben dem klassischen Geburtsvorbereitungskurs auch ganzheitliche Methoden, Schwangerschaftsgymnastik, Schwangerschaftsyoga oder Stillberatung sowie geburtsvorbereitende Akupunktur.

Ist auch eine ambulante Geburt möglich?

Unter den Voraussetzungen, dass die Entbindung ohne Komplikationen verläuft und das Baby völlig gesund ist, kann sich jede Frau auch für eine ambulante Geburt entscheiden. In diesem Fall dauert der Aufenthalt nur höchstens 48 Stunden.

Für Frauen, die sich in ihrem gewohnten Umfeld sicherer fühlen, ist das eine ausgezeichnete Option“, erklärt Prof. Fritz Nagele, Leiter der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Ärztlicher Leiter der Goldenes Kreuz Privatklinik, die mit etwa 1.500 Geburten jährlich zu den beliebtesten Geburtskliniken gehört.

Nagele erläutert: „Besonders wichtig ist dabei, dass ein(e) Kinderarzt/Kinderärztin  und eine Hebamme zur Verfügung stehen. Nur so kann die notwendige Versorgung zu Hause gewährleistet werden.“ Jedes Privatspital unterstützt gerne bei der Organisation, um den Wunsch nach einer ambulanten Geburt bestmöglich umzusetzen.

Kann man in einem Privatkrankenhaus entbinden, wenn man keine(n) eigene(n) Arzt/Ärztin mitbringt?

Hebamme mit Neugeborenem Zur Entbindung in einem Privatkrankenhaus kann auch eine Wunschhebamme mitgebracht werden. (Foto by: Privatklinik Wehrle-Diakonissen / Bernhard Schramm)

Für werdende Mütter gibt es in diesem Fall mehrere Möglichkeiten. Sie können sich für einen Belegarzt/Belegärztin der gewünschten Klinik entscheiden und diesen bereits während der Schwangerschaft kennenlernen. Die bestmögliche Versorgung wird darüber hinaus dadurch sichergestellt, dass jederzeit ein(e) Facharzt/Fachärztin vor Ort bzw. in Bereitschaft ist.

Außerdem führt nicht jede(r) Gynäkologe/Gynäkologin Geburten durch. In diesem Fall besteht die Möglichkeit der so genannten Zuweiser-Geburtshilfe. Das bedeutet, dass die werdende Mutter während der Schwangerschaft ihre(n) Arzt/Ärztin nicht wechseln muss, sie sich aber dennoch für eine Geburt im Privatspital entscheiden kann.

Diese wird in diesem Fall von einem(einer) diensthabenden Geburtshelfer/Geburtshelferin in der gewählten Privatklinik durchgeführt. Für die Wochenbettbetreuung hat die Mutter dann wiederum die Wahl zwischen dem/der Gynäkologen/Gynäkologin oder einem/einer Belegarzt/Belegärztin der Krankenhauses.

Darüber hinaus ist in jedem Fall rund um die Uhr ein(e) Facharzt/Fachärztin vor Ort bzw. in Bereitschaft, ebenso ein(eine) Anästhesist/Anästhesistin, der(die), falls etwa eine PDA gewünscht ist, beigezogen wird.

Kann man eine eigene Hebamme mitbringen?

„Genauso wie jede werdende Mutter ihren vertrauten Arzt mitbringen kann, ist es auch möglich, die eigene Wunschhebamme zur Geburt im privaten Krankenhaus hinzuzuziehen. Die Eins-zu-eins-Betreuung gibt ein zusätzliches Gefühl der Sicherheit und beeinflusst den Geburtsverlauf nachweislich positiv“, so Georg Semler. In jedem Privatspital stehen allerdings auch mehrere Hebammen zur Verfügung, die sich mit viel Expertise und Einfühlungsvermögen um die Betreuung von Mutter und Kind kümmern.

Welche Geburtsmethoden und -positionen kommen in den Privatkliniken zum Einsatz?

Entbindungszimmer Privatklinik Die Geburtsstationen im Privatkliniken verfügen über eine Vielzahl von Hilfsmitteln. (Foto by: Privatklinik Wehrle-Diakonissen / Wildbild)

In den österreichischen Privatkliniken wird das Augenmerk auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der werdenden Mütter gelegt. Um diese so gut wie möglich berücksichtigen zu können, verfügen die Geburtsstationen über eine Vielzahl von Hilfsmitteln, wie etwa

  • Gebärwannen
  • Gebärhocken
  • Sprossenwände
  • Pezzibälle

Die Geburt in einer für die Frau angenehmen Position wird befürwortet: Diese kann im Wasser, auf dem Hocker, im Bett und in allen geburtstechnisch sinnvollen Positionen erfolgen und je nach Befinden gewechselt werden.

Zur Schmerzlinderung können alternativmedizinische Therapien, Medikamente  oder eine PDA herangezogen werden.

Werden auch Kaiserschnitte in Privatkliniken durchgeführt?

Ja, sollte eine Sectio nötig sein, kann diese in jedem Privatspital umgehend unter Beiziehung eines(einer) Kinderarztes/Kinderärztin durchgeführt werden. Auch die Durchführung geplanter Kaiserschnitte ist in den österreichischen Privatkliniken Standard.

Kann der Partner mitaufgenommen werden, darf er im Zimmer übernachten?

nach der Geburt In den privaten Geburtsstationen gibt es so genannte Familienzimmer. (Foto by: Privatklinik Wehrle-Diakonissen / Wildbild)

Ja, in den privaten Geburtsstationen gibt es so genannte Familienzimmer und es kann gerne auch eine Begleitperson (z.B. der Partner) mit der werdenden Mutter gemeinsam aufgenommen werden. Gerade für die ersten Tage des Wochenbetts ist es für die frisch gebackenen Eltern eine gute Möglichkeit, in einer geschützten Atmosphäre und mit liebevoller wie erfahrener Unterstützung das neue Familienmitglied kennenzulernen und mit der neuen Rolle vertraut zu werden.

Übersicht der privaten Krankenanstalten mit Geburts-Schwerpunkt

, Lazarettgasse 16-18, 1090 Wien

, Heiligenstädterstraße 55-63, 1190 Wien

, Billrothstraße 78, 1190 Wien

, Guggenbichlerstraße 20, 5026 Salzburg

Sanatorium Kettenbrücke der Barmherzigen Schwestern, Sennstraße 1, 6020 Innsbruck

Privatklinik Graz Ragnitz, Berthold-Linder-Weg 15, 8047 Graz

Über den Verband

Der Verband der Privatkrankenanstalten Österreichs ist seit 1953 die Interessensvertretung für Rechtsträger privater Krankenanstalten und verfügt über eine eigene Kollektivvertragsfähigkeit. Er repräsentiert eine der tragenden Säulen des österreichischen Gesundheitswesens.


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Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 13.07.2017
Überarbeitet am: 22.09.2020

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User Kommentare

Gigilla
Gigilla am 10.05.2018 um 18:37 Uhr

Ich kann dies bestätigen, die Enscheidung für ein privates Spital für die Geburt, meine Erfahrungen mit einer Geburtsklinik in Wien bezieht sich jetzt rein auf das Rudolfinerhaus, aber es war wirklich total super, das Team, vor allem auch die Schwestern waren extrem bemüht. Man kann sich sehr viel Platz einräumen und eben auch die Familienzimmer sind ein Hit. Dazu viel Verständnis und gute Ärzte, das hat es nicht schwer gemacht sich dafür zu entscheiden. Mir hat das sehr viel Last vor meiner Geburt abgenommen, ich habe mich aufgehoben gefühlt. Auch nach der Geburt konnte ich einfach mehr und mehr durchatmen, ich würde die Wahl also wieder treffen. Sehr gut recherchierter Artikel!

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