Panikattacken

Begleitet von Herzrasen, Atemnot, Brustschmerzen und Schweißausbrüchen kommen sie wie aus dem Nichts. Es scheint nur zwei mögliche Erklärungen zu geben: Ich bin todkrank oder ich werde verrückt. Panikattacken greifen dramatisch ins Leben ein. Doch zum Glück sind sie therapierbar.

Panikattacke Eine Panikattacke tritt plötzlich ohne erkennbaren Grund auf. (Foto by: SIphotography / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was sind Panikattacken: Es kommt zu einem Angstanfall, ohne einen erkennbaren, äußerlichen Auslöser.
  • Symptome: Typische Anzeichen sind Herzrasen, Atemnot, Schweißausbrüche, Schwindelgefühle, Übelkeit, vermehrtes Zittern, und das Gefühl die Kontrolle über das eigene Handeln zu verlieren.
  • Ursachen:  Häufig sind die Auslöser traumatische Erlebnisse, aber auch Faktoren wie Stress, Unterzuckerung, oder die Folgen eines Beziehungsendes.
  • Behandlung: Hypnosen und Entspannungstherapien sind sanfte Wege zur Lösung. Es gibt aber auch Psychopharmaka, oder die Methode einer direkten Konfrontation mit den Ängsten.
  • Mögliche Komplikationen: Tritt eine Panikattacke mehr als einmal im Monat auf, entwickelt es sich zu einer Panikstörung.
  • Vorbeugung: Die Entstehung der Ängste selbst, lässt sich nicht vorbeugen. Doch bevor es zu einer Panikattacke ausartet, kann man sich in entspannenden Aktiviäten üben, so wie Yoga und Atemtechniken, die helfen sich zu entspannen. Suchtmittel wie Nikotin und Alkohol sowie Auslöser von Stress, sollten gemieden werden.

Was ist eine Panikattacke?

Unter einer Panikattacke wird ein Angstanfall verstanden, der plötzlich und ohne erkennbaren, äußeren Auslöser stattfindet. Sie beginnt unvermittelt, steigert sich bis zu einem Höhepunkt und flacht dann wieder ab. Die Attacke äußert sich in heftigen, körperlichen, bzw. psychosomatischen Symptomen, die dazu führen, dass der oder die Betroffene glaubt, schwer erkrankt zu sein.

Meist führen Panikattacken dazu, dass die Situation, in der solch ein Angstanfall erlebt wurde, fortan gemieden wird. Dadurch entsteht eine Spirale aus Vermeidung, meist weiteren Panikattacken und immer weniger Handlungsspielraum. Sie gipfelt häufig in der Angst vor freien Plätzen und dem Kontakt mit Menschen (Agoraphobie) sowie der Angst vor der Angst selbst (Phobophobie). Bei mehr als einem Angstanfall im Monat spricht man von einer Panikstörung.

Häufig werden Panikattacken zuerst nicht als solche diagnostiziert, was zu einem langen Leidensweg aus ergebnislosen Therapieversuchen führen kann.

In der österreichischen Gesundheitsstatistik von 2011, die auf eine Gesundheitsbefragung der Bürger und Bürgerinnen über die "häufigsten, selbst berichteten Erkrankungen" zurückgeht, stehen Angststörungen zusammen mit Depressionen auf Platz fünf der zehn häufigsten Erkrankungen. Auf den ersten Plätzen stehen Wirbelsäulenerkrankungen, Allergien, Arthrose und Migräne. Experten nehmen an, dass etwa 20% der Österreicher/innen unter Angststörungen leiden.

Ursachen von Panikattacken

Traumatische Erlebnisse

Gründe für die plötzlichen Angstanfälle können traumatische Erlebnisse sein, die noch nicht verarbeitet wurden. In einer Situation, die das Unterbewusstsein an die Ursprungssituation erinnert, erleben die Betroffenen eine blitzschnelle Aktivierung des Körpers durch die Stresshormone Adrenalin und Kortisol. Der Körper wird damit auf eine lebensbedrohliche Lage vorbereitet, die aktuell jedoch gar nicht vorhanden ist.

Umwelteinflüsse

Äußere Faktoren wie Stress, Hitze, Unterzuckerung oder ein aktuell belastendes Erlebnis wie z.B. eine Trennung, können die erste Attacke auslösen.

Vorhandene Ängste

Umgekehrt können auch bereits vorhandene Ängste dazu führen, dass eine Panikattacke auftritt. Diese Möglichkeit besteht besonders in Situationen, in denen kein Ausweichen möglich ist. Zum Beispiel kann aus einer leichten Angst vor Spinnen in einem geschlossenen Raum, mit Kontakt zu einem der Krabbeltiere, eine Panikattacke entstehen.

Ebenfalls spielt die Biografie eine Rolle: Menschen mit besonders ängstlichen Eltern und/oder Bindungsproblemen in der Kindheit neigen eher zu Angststörungen als Menschen ohne diese Erfahrungen.

Symptome von Panikattacken

Typisch für die plötzlichen Angstanfälle sind folgende Symptome:

  • Herzrasen- und/oder Stolpern
  • Enge der Brust mit Atemnot
  • Schweißausbrüche
  • Schwindelgefühle
  • Muskelschmerzen
  • Übelkeit und Zittern
  • das Gefühl, nicht mehr in sich zu sein (Depersonalisation)

Hinzu kommt die Angst, die Kontrolle über sich und das eigene Handeln zu verlieren oder ohnmächtig zu werden sowie der starke Drang, den Ort oder die Situation sofort zu verlassen. Am schlimmsten ist vermutlich das Empfinden, zu sterben oder den Verstand zu verlieren.

Die reale Situation wird als irreal wahrgenommen (Derealisation), so dass die Betroffenen außerstande sind, sich mit hilfreichen Tatsachen zu beruhigen. Diese Gefühle können minutenlang anhalten oder sich bis zu einer Stunde ausdehnen. Einen Angstanfall zu erleben, löst weitere Ängste aus, die sich gegenseitig hochschaukeln können. Besonders die Furcht davor, eine weitere Panikattacke erleben zu müssen, ist übermächtig. In den meisten Fällen werden die Situationen oder Orte, in denen die Attacke erlebt wurde, von nun an möglichst gemieden.

Untersuchungen und Diagnose

Die Diagnose einer Panikattacke lässt oft lange auf sich warten. Die meisten Betroffenen vermuten hinter ihrem Erleben körperliche Krankheiten, weshalb sie sich zuerst an Allgemeinmediziner wenden. Diese finden jedoch keine physische Erklärung für die beschriebenen Symptome. Besser aufgehoben sind die Betroffenen bei Medizinern, die sich mit psychosomatischen Beschwerden auskennen, sowie bei Psychologen, Psychotherapeuten oder Psychiatern.

Eine Häufung von Anfällen - mehr als eine Panikattacke im Monat die nicht mit Phobien - wie z.B. einer Spinnenphobie - in Verbindung stehen und nicht in allgemein angstauslösenden Situationen stattfanden, werden als Panikstörung bezeichnet. Diese Krankheit wird häufig mit Agoraphobie in Verbindung gebracht.

Die genaue Diagnose erfolgt nach dem internationalen Diagnoseklassifikationssystem ICD-10. Um als Panikstörung anerkannt zu werden, müssen mehrere der beschriebenen Angstsymptome innerhalb einer Attacke empfunden werden. Abgegrenzt werden die Angstanfälle einer Panikstörung von denen, die im Zusammenhang mit Phobien auftreten, sowie jenen, die als Symptom einer Depression auftreten.

Behandlung, Therapie und mögliche Komplikationen

Behandlung Panikattacke Innerhalb einer Psychoanalyse können die Betroffenen den Ursachen ihrer Ängste auf den Grund gehen (Foto by: photographee.eu / Depositphotos)

Sich der Angst sellen

Viele Therapeuten äußern sich sehr zuversichtlich, was die Behandlung von Panikattacken angeht. Wichtig sei hier vor allem, dass die Betroffenen auf keinen Fall in die Vermeidungshaltung gehen dürfen. In der klassischen Verhaltenstherapie zum Beispiel, lernen die Patienten, sich mit den Situationen auseinanderzusetzen, die sie als angstauslösend erlebt haben.

Entspannungstechniken

Zudem üben sie, sich in einer angstauslösenden Situation selbst zu beruhigen. Mit Hilfe von Entspannungstechniken lernen die Patient/innen, realistisch zu denken und ihre körperlichen Reaktionen positiv zu beeinflussen.

Hypnose

Auch Hypnose kann hilfreich eingesetzt werden. Da die Ursache der Panikattacken im Unterbewusstsein liegt, wird der oder die Patient/in in einen Zustand versetzt, in dem das Unterbewusstsein direkt angesprochen werden kann. Mit Hilfe von Visualisierung und Suggestion wird das Unterbewusstsein als hilfreicher Verbündeter geworben. Damit wird der psychische Selbstheilungsprozess des/der Betroffenen angeregt.

Der Angst auf den Grund gehen

Innerhalb einer Psychoanalyse können die Patient/innen den Ursachen ihrer Ängste auf den Grund gehen und sie auflösen.

Psychopharmaka

Die schlimmsten Symptome können - besonders im akuten Zustand - mit Psychopharmaka behandelt werden. Durch die Medikamente erfahren die Patient/innen direkte Erleichterung. Außerdem wird ihnen wieder ein größerer Handlungsspielraum im Alltag ermöglicht. In Kombination mit einer Psychotherapie können sie sehr hilfreich auf dem Weg zur Genesung sein.

Schwierig wird es dann, wenn die Symptome lange nicht als das erkannt werden, was sie sind und keine psychologische Therapie einsetzt. Die Ängste können sich verstärken und die Vermeidungshaltung so stark werden, dass die Betroffenen das Haus nicht mehr verlassen können.

Prävention und was ich selbst tun kann

Besonders bei Menschen mit einer Neigung zu Ängsten oder Übervorsicht kann es vorkommen, dass vermehrter Stress, Lebenskrisen oder belastende Umstände Panikattacken auslösen.

Um diese zu vermeiden, ist ein gesunder Lebensstil förderlich:

  • Übungen zum Stressabbau
  • die Vermeidung von Überlastung im Allgemeinen
  • körperliche Fitness
  • regelmäßige Zwischenmahlzeiten

Außerdem trägt die Bewusstmachung und Konfrontation mit den bereits bestehenden Ängsten zur Minimierung des Panikattacken-Risikos bei. So sollte zum Beispiel dem Fahrstuhl nicht aus dem Weg gegangen werden, wenn eine Neigung zur Platzangst besteht. Stattdessen kann sich der/die Betroffene selbst trainieren, indem er oder sie sich - vielleicht in Begleitung einer Vertrauensperson - immer öfter der gefürchteten Situation aussetzt. Mehrere kleine oder große Erfolgserlebnisse überzeugen das Unterbewusste davon, dass die Situation keine Bedrohung darstellt und die Angst wird immer kleiner.

Folgende Methoden können zu einer guten Wahrnehmung des eigenen Körpers beitragen und dafür sorgen, dass sich ungünstige Faktoren weniger dramatisch auf den Geist und den Körper auswirken:

Wer nicht weiß, ob die Symptome Teile einer Panikattacke waren, kann zum Einen Hilfe zur Einschätzung in entsprechenden Foren im Internet finden, zum Anderen mit einem Arzt seines oder ihres Vertrauens sprechen.

Meiden sollten Betroffene Alkohol und Nikotin, diese können die Ängste noch verstärken.

Wer eine Panikattacke erlebt, sollte sich bewusst machen, dass die körperlichen Symptome keinesfalls lebensbedrohlich sind. Sie entstehen, weil das Unterbewusste entsprechende Botenstoffe im Gehirn ausschütten lässt und klingen wieder ab. Hilfreich ist es in der Situation, tief und ruhig zu atmen und langsam von zehn rückwärts zu zählen.


Bewertung: Ø 4,2 (18 Stimmen)

ICD-10: F41.0 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 17.12.2009
Überarbeitet am: 03.08.2020

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