Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)

Menschen mit Laktoseintoleranz können den in Milchprodukten vorhandenen Milchzucker Laktose nicht abbauen. Das benötigte Enzym Lactase wird in zu geringen Mengen in ihrem Dünndarm produziert. Die Folge sind Blähungen, Durchfall, oder Erbrechen.

Milchprodukte Laktoseintoleranz ist eine Unverträglichkeit gegen Milchzucker (Foto by: Katyjay / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist Laktoseintoleranz: Hierbei kommt es zu einer genetisch bedingten Unverträglichkeit von Laktose. Laktose ist der Zucker, welcher natürlich in Milch enthalten ist.
  • Symptome: Häufige Symptome sind Blähungen, Magenkrämpfe und Durchfall nach dem Verzehr von Milchprodukten. In manchen Fällen kann es auch zu Schwindel und Erbrechen kommen.
  • Ursachen: Diese Intoleranz wird meist genetisch vererbt. Dabei fehlt es ihnen an einem Enzym, dass für die wichtige Aufspaltung von Laktose verantwortlich ist. Die Intoleranz wird in drei Untergruppen aufgeteilt.
  • Behandlung: Da Laktoseintoleranz keine Krankheit ist, gibt es auch keine wirkliche Behandlung dagegen. Es gilt schlicht die strenge Vermeidung von Produkten mit Laktose.
  • Mögliche Komplikationen: In seltenen Fällen kommen Kinder mit einer kongenitalen Laktoseintoleranz auf die Welt. Sie reagieren schon sehr früh auf die Intoleranz bei der Muttermilch und sollten dringend getestet werden um schlimmeres zu vermeiden.
  • Vorbeugung: Eine Vorbeugung ist hier nicht möglich.

Was ist eine Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz bezeichnet die Unverträglichkeit von Laktose, dem Zucker, der in Milch enthalten ist, und in kleineren Mengen auch in Milchprodukten.

Laktoseintoleranz wird nicht als Störung eingestuft, sondern als genetisch verursachte Charakteristik. Menschen mit Laktoseintoleranz produzieren geringere Mengen von Lactase, dem Enzym, das für die Aufspaltung von Laktose in Galactose und Glucose verantwortlich ist. In den meisten Fällen löst der Verzehr von Milch bei den Betroffenen eine Reihe von Nebenerscheinungen aus.

Bei einigen Menschen mit Laktoseintoleranz kann der Konsum von Milch eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung auslösen.

Woher kommt die Laktoseintoleranz?

Die meisten Säugetiere produzieren als Säuglinge Lactase, doch entwickeln nach dem Abstillen eine Laktoseintoleranz. Doch einige menschliche Populationen entwickelten eine Toleranz, die die Bildung von Lactase mit ins Erwachsenenalter hinübernimmt.

Es wurde festgestellt, dass 75% der Weltbevölkerung eine Reduzierung in der Lactase-Produktion im Erwachsenenalter entwickelt. In Nordeuropa beträgt der Anteil lediglich 5%, bis zu 70% im äußersten Süden von Europa, und bis zu 90% in den größten Teilen Afrikas und Asiens. Es wird mittlerweile davon ausgegangen, dass sich die Lactase-Produktion vor allem in den Regionen und Populationen aufrecht erhielt, in denen Milch eine gesicherte und regelmäßige Nahrungsquelle war.

Ursachen einer Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz wird in der Regel durch geringe Mengen von Lactase ausgelöst, dem zuständigen Enzym im Dünndarm. Die dort produzierte Lactase bindet den Milchzucker Laktose und spaltet ihn in einfachen Zucker Glucose und Galactose; in dieser Form können sie vom Blutkreislauf aufgenommen werden.

Ohne genug Lactase wandert die durch die Nahrung aufgenommene Laktose weiter in den Dickdarm, wo die weiteren Verdauungsbakterien auf sie treffen. Es folgen die klassischen Symptome von Blähungen, Magenrumoren und Übelkeit.

Die Ursachen von Laktoseintoleranz können in drei verschiedene Untergruppen unterteilt werden.

1. Primäre Laktoseintoleranz

Bei der primären Laktoseintoleranz spielt lediglich das ansteigende Alter eine Rolle. Üblicherweise produziert der Körper große Mengen an Lactase in der Säuglingszeit, wenn Muttermilch eine primäre Nahrungsquelle ist. Bei ansteigenden Alter des Kindes wird dieses immer weniger abhängig von Milch und entwickelt folglich weniger Lactase.

2. Sekundäre Laktoseintoleranz

Bei einer sekundären Laktoseintoleranz resultiert der Mangel an Lactase aus einem Unfall, einer Verletzung, oder einer Operation. Entzündungen oder Infektionen des Dünndarms können die Lactase-Produktion einschränken. Die erfolgreiche Behandlung der Erkrankung im Dünndarm kann mit der Zeit auch die Laktoseintoleranz heilen.

3. Kongenitale Laktoseintoleranz

In seltenen Fällen werden Kinder auch vollkommen ohne Lactase-Aktivität geboren (Kongenitale Laktoseintoleranz). Dies ist ein genetisch weitergegebener Defekt, eine autosomal rezessiv erbliche Störungen. Dies bedeutet, dass der Defekt sowohl von Seiten der Mutter, als auch des Vaters weitergegeben werden muss. Daher die Seltenheit. Diese Kinder entwickeln bereits bei der Geburt Durchfall und müssen mit einem speziellen Muttermilchersatz ohne Laktose ernährt werden. Wenn sie jedoch ansonsten gesund sind, droht hier keine Mangelernährung.

Symptome bei Laktoseintoleranz

Symptome Laktoseintoleranz Krämpfe, Blähungen, Durchfall und Erbrechen sind typische Symptome für eine Laktoseintoleranz. (Foto by: AndreyPopov / Depositphotos)

Die typischen Symptome von Laktoseintoleranz ereignen sich beim Verzehr von Milch oder Milchprodukten, bzw. allen Nahrungsmitteln in denen Milchzucker enthalten ist.

Folgende Symptome können auftreten:

Diese Symptome setzen 30 Minuten bis zwei Stunden nach dem Verzehr des Nahrungsmittel ein. Die Ernsthaftigkeit der Symptome nimmt in der Regel mit der Menge des Milchzuckers zu, der konsumiert wurde. Die meisten Menschen mit Laktoseintoleranz können kleinere Mengen an Milchzucker konsumieren, ohne krankhafte Symptome zu erleiden.

Menschen mit Kongenitaler Laktoseintoleranz, die keine Lactase-Aktivität im Dünndarm besitzen, kann die Störung, besonders in früheren Zeiten, lebensgefährlich werden. Vor der Entwicklung laktosefreier Ersatzprodukte für die Muttermilch starben viele dieser Kinder, da die Ernährung nur schwer sichergestellt werden konnte und der Grund des Erbrechens nicht ersichtlich war.

Untersuchungen und Diagnose einer Laktoseintoleranz

Durch verringerte Lactase-Produktion reagiert der Verdauungstrakt auf Milchprodukten mit Schwierigkeiten.  Laktoseintoleranz gilt es zu unterscheiden von Milchallergie, einer Abwehrhaltung des Immunsystems gegen Milchproteine. Diese tritt ebenso bei dem Konsum von laktosefreier Milch auf und richtet sich nicht speziell gegen den Milchzucker.

Zur Diagnose einer Laktoseintoleranz stehen vier verschiedene Tests zur Verfügung.

Hydrogener Atemtest

Es werden auf leeren Magen 25 Gramm Milchzucker in einer Wasserlösung eingenommen. Falls die Laktose nicht verarbeitet werden kann, wird von den Bakterien im Darm Hydrogen ausgestoßen, welches zusammen mit Methan in der Atemluft nachgewiesen werden kann.

Bluttest

Während eines Bluttests werden alle 10-15 Minuten die Glucose-Werte im Blut gemessen, nachdem Milchzucker eingenommen wurde. Menschen mit einer 'normalen' Lactase-Aktivität zeigen hier deutlich höhere Werte, während Menschen mit einer Laktoseintoleranz keine wirklichen Veränderungen zeigen.

Stuhltest

Vor allem bei Säuglingen findet eine Stuhluntersuchung Verwendung, um eine Laktoseintoleranz zu diagnostizieren. Wie bei den anderen Verfahren wird den Kindern Milchzucker verabreicht. Falls eine Intoleranz vorliegt, gelangt die Laktose in den Dickdarm, wo die Darmbakterien einen erhöhten Säuregehalt produzieren, der anschließend im Stuhl des Kindes nachweisbar ist.

DNA-Analyse

Vor allem bei der primären Laktoseintoleranz ist eine DNA-Analyse möglich, die keine invasiven Methoden benötigt, lediglich eine Entnahme von Blut.

Behandlung von Laktoseintoleranz

Laktoseintoleranz Zur Diagnose einer Laktoseintoleranz stehen vier verschiedene Tests zur Verfügung. (Foto by: gwolters / Depositphotos)

Laktoseintoleranz ist keine Krankheit, daher ist eine Behandlung auch nicht üblich. Abgesehen davon gibt es bis zum heutigen Tag keine erfolgreiche Methode die Lactase-Produktion im Körper ansteigen zu lassen. In Gesellschaften, in denen viele Milchprodukte konsumiert werden, wird die Intoleranz jedoch von vielen als lästig empfunden.

Einige Menschen mit einer Laktoseintoleranz berichten, dass ihre Fähigkeit Milchprodukte zu verarbeiten mit der Zeit schwanken kann. Besonders Frauen berichten von einer besseren Verträglichkeit während einer Schwangerschaft. Da der Grad der Intoleranz von Person zu Person variiert, kann es sehr unterschiedliche Varianten im Umgang geben. Von der totalen Vermeidung von Milchprodukten, bis hin zu einer kontrollierten Einnahme.

Individuell muss die Menge an Milchzucker evaluiert werden, die der Einzelne ohne Bedenken vertragen kann. Es kann hier hilfreich sein, den Laktosegehalt von verschiedenen Milchprodukten zu wissen. Da Laktose wasserlöslich, jedoch nicht fettlöslich ist, finden sich höhere Mengen an Laktose in fett-reduzierten Milchprodukten.

Auch Butter hat nur noch einen geringen Laktoseanteil, Butterschmalz ist beinahe vollkommen befreit von Laktose. Klassisch hergestellter Joghurt kann häufig ebenfalls besser verarbeitet werden als Milch, da während der Herstellung Lactase produziert wird.

Die meisten kommerziellen Joghurt-Marken werden jedoch mit Milch gestreckt. Bei Käse gilt in der Regel, je länger der Reifeprozess dauert und je höher der Fettanteil, desto geringer der Laktoseanteil. Ein weiteres Problem für Menschen mit einer Laktoseintoleranz ist die Produktion der Nahrungsmittelindustrie, die Laktose für Textur und Geschmack vieler Produkte verwendet, in denen man normalerweise keine Laktose erwarten würde. Dazu zählen Wurst, Aufschnitt, Margarine, Brot, Cornflakes, Kartoffelchips, etc.

Prävention und was ich selbst tun kann

Eine Prävention kann es nicht geben. Bei einer Laktoseintoleranz ist folglich darauf zu achten, wenig bis gar keine Laktose zu sich zu nehmen. Ein weitgehender Verzicht auf Milchprodukte (insbesondere Milch) ist die Folge. Die Einnahme einiger Mineralien sind in einer klassischen mitteleuropäischen Ernährung vor allem durch den Konsum von Milchprodukten gedeckt.

Menschen mit einer Laktoseintoleranz finden in folgenden Lebensmitteln eine gute Kalzium-Quelle:

  • Brokkoli
  • Lachs
  • Orangen
  • Rhabarber
  • Spinat 

Vitamin D könnte ein Problem werden. Bei zu geringen Werten sollte mit einem Arzt die Einnahme von Zusatzpräparaten besprochen werden. Bei einigen Menschen kann die zusätzliche Einnahme von Enzym-Tabletten vor einer Mahlzeit kurzzeitige Abhilfe bringen. Wenn also eine Mahlzeit mit erhöhten Laktosegehalt eingenommen wird, können die negativen Auswirkungen hiermit verhindert oder eingeschränkt werden.


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ICD-10: E73 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 20.01.2010
Überarbeitet am: 02.12.2020

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