Erkältungsmythen auf dem Prüfstand: Wahr oder falsch?

Zwei- bis dreimal pro Jahr wird ein erwachsener Mensch von einer Erkältung geplagt. Kinder erkranken daran noch häufiger. Lösungen für eine Besserung gibt es wie Sand am Meer, jedoch gilt das auch für viele Mythen und Missinformationen!

Erkältungsmythen Auch um das Thema Erkältung kursieren viele Mythen und Unwahrheiten. (Foto by: Subbotina / Depositphotos)

1. Kälte verursacht Erkältungen

Diese Kausalität ist so nicht zwingend gegeben. Zwar kann Kälte zur Schwächung des Immunsystems beitragen, wodurch die allgemeine Abwehrfähigkeit gegen Erkrankungen gemindert wird. Ein direkter Bezug zur speziellen Auslösung einer Erkältung ist jedoch nicht gegeben.

Vielmehr wird eine Erkältung durch Viren hervorgerufen, von denen die Schleimhäute vor allem im Mund-, Nasen- und Bronchienbereich befallen werden. Durch die Beschädigung und Zerstörung von Zellschichten entstehen dabei Beschwerden wie Schnupfen, Husten und Halsschmerzen.

Menschen erkälten sich deswegen überwiegend in den kälteren Jahreszeiten, weil sich Viren unter diesen Bedingungen deutlich besser vermehren und verbreiten können. Außerdem führt die Heizungsluft zur verstärkten Austrocknung der besagten Schleimhäute und macht sie dadurch anfälliger für Erkältungen.

2. Vitamin C bietet Schutz vor Erkältungen

Die Hoffnung, durch eine verstärkte Aufnahme von Vitamin C eine Erkältung verhindern zu können, ist leider illusorisch. Eine Nährstoffunterversorgung durch zu wenig Vitamin C kann über längere Zeit ebenfalls die allgemeine Wirksamkeit des Immunsystems nachteilig beeinflussen.

Jedoch führt eine höhere Dosierung des täglichen Tagesbedarfs von Vitamin C nicht zur erfolgreichen Erkältungsabwehr. Dies belegen jedenfalls eindeutig neuere wissenschaftliche Studien, nachdem tatsächlich in der Vergangenheit versucht wurde, die These des Erkältungsschutzes durch mehr Vitamin C zu belegen.

Während einer akuten Erkältung helfen Vitamin C Zugaben überhaupt nichts, da hierdurch keine Viren vertrieben werden können. Zur Erkältungsvorbeugung ist nur eine geringe Einflussnahme durch Vitamin C zu verzeichnen.

3. Medikamente verkürzen eine Erkältung nicht

Diese Behauptung ist zutreffend. Es sind keine wirksamen Arzneimittel zur Behandlung einer Erkältung bekannt. Allenfalls können dadurch schmerzlindernde Effekte erzielt werden. Die Bekämpfung der Erkältung erfolgt durch das körpereigene Immunsystem. Dazu ist eine bestimmte Zeit erforderlich, die nicht verkürzt werden kann. Während des Erkältungsverlaufs können lediglich die Symptome wie Schnupfen oder Husten gelindert werden. Ausreichende Bettruhe und viel Trinken sind chemischen Produkten vorzuziehen, da diese oft Nebenwirkungen haben.

4. Erhitztes Bier hilft bei Erkältungen

warmes Bier bei Erkältung Warmes Bier soll bei Erkältungsbeschwerden für Linderung sorgen - wahr oder falsch? (Foto by: resnick_joshua1 / Depositphotos)

Hierfür gibt es keinen Beweis. Es ist eher das Gegenteil anzunehmen. Wer das erwärmte Bier als Einschlafhilfe probieren soll oder dadurch angeregt werden soll, ins Bett zu gehen, kann auf gesündere Alternativen zurückgreifen. Dies gilt auch für den möglichen Effekt, durch die Biertemperatur ins Schwitzen zu geraten. Durch einen zu hohen Alkoholkonsum kann außerdem das Immunsystem geschwächt werden.

5. Eine Grippeschutzimpfung wirkt auch vorbeugend bei Erkältungen

Eine Grippeschutzimpfung kann vor einer Virusgrippe, auch Influenza genannt, schützen. Der Impfstoff enthält Bestandteile einiger Influenzavirenstämme. Dadurch soll das Immunsystem dazu angeregt werden, gezielte Abwehrzellen gegen diese häufig vorkommenden Viren zu entwickeln. Eine Schutzwirkung gegen die andersgearteten Viren, die Schleimhautprobleme bei Erkältungen verursachen, besteht jedoch nicht. Eine Impfung ist daher nur sinnvoll, um die Abwehrchancen gegen eine echte Grippe zu erhöhen.

6. Bei einer Erkältung ist ein Saunabesuch wohltuend

Lieber nicht, denn bei einer Erkältung ist der Körper geschwächt, Herz und Kreislauf werden bei einem Saunabesuch zusätzlich belastet. Gegen einen Saunagang bei gesunden Menschen ist nichts einzuwenden, denn somit wird sogar das Immunsystem gestärkt.

7. Bei Halsschmerzen hilft heiße Milch mit Honig

Die einzige Hilfe, die durch das Trinken von warmer oder heißer Milch mit Honig geboten werden kann, ist eine vorübergehende Reizlinderung bei trockenem Husten. Ansonsten ist die Wirkung bei Erkältungen eher kontraproduktiv. Bei Schleim produzierendem Husten wird der Rachen durch die Milch zusätzlich verschleimt. Bei zu warmer Milch breitet sich außerdem die Halsentzündung noch stärker aus. Aufgrund der geringen Menge ist eine antibakterielle und antivirale Wirkung des Honigs unwahrscheinlich. Jedenfalls gibt es hierfür keinen Nachweis. Bei einer Erhitzung der Milch auf über 40 Grad Celsius würden solche Wirkstoffe im Honig ohnehin abgebaut. Eine Reiz lindernde Alternative ist lauwarmer Salbeitee.

8. Vor Erkältungen ist keine wirksame Vorsorge möglich

Diese Aussage ist falsch. Die Ansteckungsgefahr kann durch verschiedene Verhaltensmaßnahmen verringert werden:

  • Durch eine gesunde Ernährung und ausreichenden Schlaf sowie verstärkte Bewegung und die Vermeidung von Stress kann das Immunsystem gestärkt werden.
  • Als weitere Unterstützung helfen regelmäßige Wechselduschen.
  • Außerdem sind eine witterungsgerechte Kleidung und eine gründliche Hygiene vorteilhaft, um eine Erkältung zu verhindern. Dazu zählt insbesondere das Händewaschen, vor allem vor dem Essen.
  • Größere Menschenansammlungen und dichtes Gedränge sollten nach Möglichkeit vermieden werden.
  • Ein Überhitzen der Räume mit zu trockener Raumluft sollte ebenfalls unterbleiben.

9. Küssen ist bei Erkältungen erlaubt

Mythos Küssen bei Erkältung Durch das Küssen werden Erkältungsviren besonders schnell übertragen. (Foto by: SolominViktor / Depositphotos)

Das Küssen kann auch bei Erkältungen das Wohlbefinden bekanntlich steigern. Dies liegt aber nicht an erkältungslindernden Eigenschaften, sondern vielmehr an den dabei ausgeschütteten Glückshormonen. Ansonsten wirkt das Küssen bei Erkältungen ansteckend. Dabei werden per Tröpfchenübertragung hochansteckende Viren transportiert. Daher ist also doch Zurückhaltung angesagt.

10. Bei verstopfter Nase helfen Nasenspülungen

Eine konventionelle Nasendusche mit Salzwasser kann bei Erkältungen zur Spülung der Nasenschleimhaut im Regelfall verwendet werden. Dabei können sich auf natürliche Weise Schleim, Viren und Pollen zur Linderung der Beschwerden lösen. Wird jedoch das übliche Abfließen der Spülflüssigkeit aufgrund einer zu stark angeschwollenen Nasenschleimhaut erheblich erschwert, sollte auf die Anwendung einer Nasendusche verzichtet werden. Dies gilt ebenfalls bei Entzündungen der Nase.

11. Benutzte Taschentücher sind ansteckend

Gegen den Virustyp der eigenen akuten Erkältung ist der Körper circa sechs Wochen lang immun. Dadurch wird ein weiteres ständig neues Anstecken verhindert. Die Ansteckungsgefahr besteht natürlich für andere Personen. Benutzte Taschentücher sollten insofern nicht ungeschützt in Räumen liegen bleiben. Sofort nach einem Gebrauch sollten die ansteckend wirkenden Taschentücher abgedeckt im Mülleimer entsorgt werden.

12. Kalte Füße verursachen eine Erkältung

Kalten Füßen wird oft die Schuld für eine Erkältung gegeben. Jedoch sind sie meist das erste Symptom, das auf eine Erkältung hinweist. Aufgrund der Erkrankung werden die Füße weniger durchblutet und sind kalt.

13. Gippe und grippaler Infekt sind dasselbe

Da gibt es sehr wohl Unterschiede. Zwar treten ähnliche Symptome auf, jedoch verläuft eine Grippe (Influenza) schwerer als ein grippaler Infekt (Erkältung).

14. Bei einer Erkältung helfen Antibiotika

Dieser Mythos ist zu widerlegen, denn Antibiotika können nur wirksam gegen Bakterien eingesetzt werden. Schnupfen, Husten und Co werden hauptsächlich vonn Viren verursacht, wobei Antibiotika wirkungslos sind.


Bewertung: Ø 4,7 (21 Stimmen)

Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 19.10.2016
Überarbeitet am: 09.11.2020

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