Burnout-Syndrom (Burnout)

In Österreich leiden nach verschiedenen Studien rund 1,5 Millionen Menschen an Burnout. Was ist ein Burnout-Syndrom, wie äußert es sich und welche Behandlungs- und Präventionsmöglichkeiten gibt es?

Burn-Out-Syndrom Das Burnout-Syndrom beschreibt einen Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung. (Foto by: MichalLudwiczak / Depositphotos)

Schnell-Übersicht

  • Was ist das Burnout-Syndrom: Burnout zählt zu den Folgekrankheiten und beschreibt einen Zustand des Ausgebranntseins und totaler Erschöpfung in der Lebensbewältigung.
  • Symptome: Die Anzeichen können je nach Person stark variieren. Oft sind es jedoch vemehrte Müdigkeit, starke Lustlosigkeit, ungewöhnliche Distanzierung von den Mitmenschen, fehlende Glücksgefühle, oder auch körperliche Symtome wie Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen.
  • Ursachen: Vermehrt gilt der Einfluss des Umfelds als Auslöser für Burnout. Die Arbeitssuche, Mehrfachbelastungen, die Pflege von Familienmitgliedern, Leistungsdruck, sozialer Druck und vieles mehr.
  • Behandlung: Es gilt die Ursprünge der hohen Belastungen zu erfassen und an diesen zu arbeiten. Mit gezielten Gesprächstherapien und eventuell Medikamenten, wird langsam ein Weg zurück aufgebaut.
  • Mögliche Komplikationen: Ohne Behandlung kann ein Burnout schnell auch in eine richtige Depression wandeln und ohne gezielte Hilfe, kann es im Schlimmsten Fall zu suizidalen Gedanken und deren Ausführung kommen.
  • Heilung: Burnout ist kein Schnupfen. Wie lange es dauert aus einem Tief wieder heraus zu kommen, ist bei jeder Person anders.
  • Vorbeugung: Niemand sucht sich ein Burnout aus. Auch jemand mit einem äußerlich perfekten Leben, kann an Burnout erkranken. Doch frische Luft, eine gesunde Ernährung, Bewegung und eine ehrliche Selbstaufmerksamkeit, können helfen kritische Situationen vorzubeugen.

Was ist Burnout?

Für die medizinische Diagnostik eines Burnout-Syndroms werden zwei Manuale (von der WHO und der American Psychiatric Association) herangezogen, die sich gegenseitig ergänzen. Diese ermöglichen den Ärzten eine Zuordnung von Krankheiten zu bestimmten übergeordneten Kriterien.

  1. Das eine Manual erkennt an, dass Burnout zu Folgekrankheiten, wie beispielsweise Depressionen führen kann.
  2. Das zweite Manual benennt Burnout als Ausgebranntsein, als Zustand der totalen Erschöpfung auf und sieht darin eine Form der Probleme bei der Lebensbewältigung.

Burnout wird insgesamt als Prozess verstanden, bei dem verschiedene Krankheitssymptome zusammenfallen und sich unterschiedliche Ausprägungen entwickeln. So sind beim Burnout-Syndrom auch Anteile von Depressionen oder Angst- und Panikstörungen anzutreffen. Burnout selbst ist nach diesen Klassifikationen also keine eigenständige Krankheit – die Auswirkungen des Burnouts können dies aber sehr wohl sein.

Ursachen von Burnout

Bis vor wenigen Jahren wurden die Erscheinungen des Burnout als reine Persönlichkeitsfaktoren bewertet. Hierin wurde folgendes gesehen:

  • eine mangelhafte Kondition zur Aufgabenbewältigung, vor allem im Beruf
  • das Vorliegen eines ehrgeizigen, wettbewerbsorientierten Charakters
  • das zugrundeliegende Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Anerkennung

In zweiter Linie

  • eine Abgrenzungsproblematik (nicht "nein" sagen können)
  • eine ängstliche Persönlichkeit
  • Stress
  • zu wenig Entspannung in der Freizeit

Heute wird anerkannt, dass nicht allein die charakterlichen Eigenschaften für ein Burnout verantwortlich sind, sondern ein komplexes Zusammenspiel aus äußeren Ereignissen und den eigenen Verhaltensweisen.

Dem Gefühl der Überforderung auf Seiten der Betroffenen steht eine ausgeübte Überforderung durch das Umfeld gegenüber. Der Patient fühlt sich also nicht nur überlastet, sondern er wird überlastet und die Möglichkeiten zur Problemlösung werden zunehmend geringer.

Folgende Faktoren bilden die Rahmenbedingungen für Burnout:

Den Betroffenen fehlen zunehmend die Strategien, um diesen Anforderungen begegnen zu können. Auch der sogenannte "Freizeitstress" kann eine Ursache sein - schließlich werden hohe Ansprüche an die Betroffenen herangetragen, zu alledem noch das gesunde Quantum an Sport mit in die Tagesplanung einfließen zu lassen und auch die gesellschaftlichen Kontakte, sei es persönlich oder in sozialen Netzwerken, nicht zu vernachlässigen.

Passt dies alles nicht mehr in den Kalender und man hat das Gefühl die Zeit ist für alles zu knapp, ohne dass erste Erschöpfungsanzeichen auftreten, muss ein Zeitmanagement her, um Termine noch besser und passgenauer zu koordinieren.

Über allem schwebt permanent das Damokles-Schwert der vermeintlichen persönlichen Unzulänglichkeit, diese Aufgaben nicht alle unter einen Hut bringen zu können.

12 Stadien einer Burnout-Erkrankung

Der New Yorker Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger beschäftigte sich intensiv mit der Thematik Burnout und teilte das "Ausbrennen" im zwölf Stadien ein. Jedoch müssen nicht alle Phasen bei jedem Betroffenen nacheinander auftreten, manchmal wird eine Phase übersprungen oder dauert unterschiedlich lange an.

Phase 1

Betroffene verspüren den Zwang sich selbst beweisen zu müssen, sind sehr ehrgeizig und berufliche Selbstverwirklichung steht im Vordergrund. Jedoch verwandeln sich diese positive Faktoren in Verbissenheit und Leistungszwang. Der innere Druck den Kollegen und vorwiegend sich selbst beweisen zu müssen, dass man seine Arbeit gut macht, wird immer größer und man ist nicht bereit Misserfolge hinzunehmen.

Phase 2

Um den übertriebenen Anforderungen nachzukommen wird noch mehr gearbeitet und Kraft investiert. Betroffenen fällt es schwer Arbeit an andere abzugeben und haben das Gefühl alles selbst machen zu müssen.

Phase 3

Die eigenen Bedürfnisse, wie Entspannung, Schlaf oder Essen werden immer mehr vernachlässigt, die Arbeit steht an erster Stelle. Auch das Treffen mit Freunden oder Bekannten verliert an Wichtigkeit.

Phase 4

Konflikte und Probleme werden verdrängt und verleugnet. Der Gedanke daran, dass eine Auseinandersetzung mit den Problemen eine Krise auslösen könnte, macht Angst. In diesem Stadium einer Burnout-Erkrankung können auch erste körperliche Beschwerden auftreten.

Phase 5

Was früher wichtig war, wie soziale Kontakte oder Hobbys, werden als unbedeutend abgetan. Die Wahrnehmung verändert sich, das einzig relevante im Leben ist der Job.

Phase 6

Aggressive Verhaltensweisen, Ironie und Zynismus können in dieser Phase von Burnout auftreten, oft werden Mitmenschen als blöd, faul oder ohne Benehmen wahrgenommen und niedergemacht. Soziale Kontakte werden als belastend empfunden. Man hat das Gefühl nichts mehr auf die Reihe zu bekommen.

Phase 7

In dieser Phase von Burnout besteht kaum noch Kontakt zu seinen Mitmenschen. Betroffene fühlen sich von Familie, Freunden und Bekannten unverstanden. Die Besorgnis wird als Kritik verstanden. Hoffnungs- und Orientierungslosigkeit machen sich breit. Der Griff zu Suchtmitteln wie Alkohol oder Medikamenten ist in diesem Stadium keine Seltenheit.

Phase 8

Angst und Apathie regieren die Gefühlswelt.

Phase 9

Persönliche Bedürfnisse werden nicht mehr wahrgenommen, man fühlt sich wertlos.

Phase 10

Eine innere Leere macht sich breit, man fühlt sich ausgebrannt und kraftlos. Krampfhaft wird versucht diesen Gefühlszustand zu bewältigen, indem man sich eine exzessive Beschäftigung sucht.

Phase 11

Betroffene sehen im Leben keinen Sinn mehr. Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung machen sich breit. In diesem Stadium gleicht das Burnout-Syndrom einer Depression.

Phase 12

In diesem Stadium erleiden Betroffene meist einen kompletten Zusammenbruch auf psychischer und physischer Ebene, Suizid-Gedanken können auftreten. Hierbei ist es wichtig, rasch ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen!

Symptome einer Burnout-Erkrankung

Frau leidet an Burn-Out Erschöpfung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Schlafstörungen können Symptome von Burn-Out sein. (Foto by: Gladkov / Depositphotos)

Burnout ist ein langsamer und schleichender Prozess, der sich über Wochen, Monate und Jahre hin entwickelt und zunehmend Symptome ausbildet. Für die Betroffenen wird Burnout oft erst spät erkennbar, nämlich dann, wenn die Situation schon äußerst beschwerlich ist oder wenn vor Erschöpfung schon gar nichts mehr geht.

Einige der nachfolgenden Symptome sind nur erste Anzeichen für ein Burnout-Syndrom und können auch anderen Erkrankungen zugrunde liegen. Nicht alle Betroffenen müssen an den gleichen Symptomen leiden, dies ist individuell sehr verschieden und hängt zu einem gewissen Teil auch von deren Persönlichkeit ab.

Erschöpfung und Müdigkeit

Nicht mehr nur "Winterschlaf" und "Frühjahrsmüdigkeit", sondern länger andauernde Erschöpfungszustände, die sich auch durch ansonsten erholsame Freizeitaktivitäten nicht mehr beheben lassen können auf ein Burnout-Syndrom hindeuten. Auch Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit zählen zu den Anzeichen.

Distanzierung

Um innerlichen Abstand gewinnen zu können, werden die Tätigkeiten oder Unternehmungen abgewertet, die sonst Freude und Erfüllung bereitet haben.

Fehlendes Glücksgefühl und Befriedigung

Erfüllende Tätigkeiten und Situationen verschaffen keine Entspannung oder Erfolgserlebnisse mehr. Es wird nur noch abgearbeitet.

Körperliche Symptome

Körperliche Beschwerden wie Herzrasen, nervöses Zittern, Schwindel, Ohrgeräusche, Übelkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Libido-Verlust, Impotenz, Konzentrationsschwächen, Rückenschmerzen, Magen-Darm-Probleme treten bei einem Burnout-Syndrom in den Vordergrund. Der Körper tritt auf die Bremse! Die Krankheitszeiten häufen sich zunehmend. 

Untersuchungen und Diagnose

Internettest

Im Internet werden einige Selbsttestverfahren angeboten, die mit einigen wenigen Fragen das Risiko für ein Burnout bewerten. Diese Internettests helfen bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen bewusst zu machen. Internettests können nicht klar bestimmen, ob ein Burnout vorliegt oder nicht. Deutet das Ergebnis des Internettests das vorliegende Risiko eines Burnouts an, dann kann dies mehrere Ursachen haben.

Der Test sollte folgend dazu sensibilisieren, über den ein oder anderen Punkt etwas intensiver nachzudenken, die eigenen Verhaltensweisen zu überprüfen sowie die Situation und sich selbst in den kommenden Tagen und Wochen genauer zu beobachten.

Gespräch mit Arzt

Bestätigen sich die eigenen Einschätzungen, dann ist das Gespräch mit einem Arzt oder Psychotherapeuten sinnvoll, um ein Burnout-Syndrom zu diagnostizieren. Sofern erforderlich, kann dann ein weiteres klinisches Testverfahren, wie eines der nachfolgend beschriebenen, durchgeführt werden, um genauere Aufschlüsse zu erhalten.

Klinische Tests

Die klinischen Tests sollten unter fachkundiger Anleitung, beispielsweise von Ärzten und Psychotherapeuten, durchgeführt werden. In der Anamnese werden auch die Entwicklungen der Lebensereignisse, die zum Burnout führten, erfragt. Die Ergebnisse werden ausgewertet, in einem gemeinsamen Gespräch erläutert und die weiteren therapeutischen Schritte besprochen.

Behandlung, Therapie und mögliche Komplikationen

Menschen mit einem Burnout kommen meist erst in die Behandlung, wenn der Zustand schon kritisch ist. Es steht der körperliche oder psychische Zusammenbruch bevor oder es haben sich in der Zwischenzeit bereits Folgeerkrankungen wie Depressionen, Angsterkrankungen oder Somatisierungen in verschiedenen Formen ausgebildet.

Deshalb kann es auch keine normierte Behandlung für ein vorliegendes Burnout geben, sondern diese muss sich an den begleitenden Situationen und Krankheiten orientieren. Erster Ansatz ist daher immer das Gespräch mit dem Arzt oder Psychotherapeuten. Diese werden auf der Grundlage der erhobenen Informationen bewerten, welche Therapieform angemessen und aussichtsreich ist. So kann in dem einen Fall eine begleitende medikamentöse Therapie angezeigt sein, in dem anderen Fall ist eine verhaltenstherapeutische Maßnahme bei einem Burnout zielführend. Wesentlich für den Erfolg ist jedoch der Wille zur Zusammenarbeit mit dem behandelnden Heilkundigen.

Was ich selbst tun kann, um ein Burnoutsyndrom vorzubeugen

Eine gesunde Lebensweise kann schon viel dazu beitragen, um einem Burnout vorzubeugen. Dazu zählen:

  • eine ausgewogene Ernährung
  • ausreichend Schlaf
  • Bewegung
  • Entspannung

Work-Life-Balance

Man sollte sich immer vor Augen führen, dass sowohl der Beruf aber auch die Familie, Partnerschaft und Hobbys im Leben gleichermaßen wichtig sind. Die Herausforderung dabei besteht darin das richtige Ausmaß an Arbeit und Freizeit zu finden, das einem gut tut und glücklich macht.

Selbstaufmerksamkeit für die Anzeichen eines Burnouts ist sehr wichtig, um nicht noch mehr in die Spirale aus Zeitnot, Überforderung, Anpassungsdruck, Stress und Ängsten hineinzugeraten.

Hilfreich, um ein Burnout-Syndrom vorzubeugen, ist es auch die Fähigkeit zur Abgrenzung zu entwickeln – Lernen „Nein“ zu sagen! Dabei spielen immer auch Ängste um den eigenen Arbeitsplatz oder in einer Situation zu versagen eine Rolle. Deshalb ist es auch bedeutsam, die eigenen Grenzen zu kennen und in entsprechenden Situationen konkret um Hilfe zu bitten. Dies ist leicht gesagt und in der Wirklichkeit nicht ganz so leicht umgesetzt. Gewohnheiten von Menschen, die sich über lange Zeit eingeschlichen haben, lassen sich auch selten von heute auf morgen ändern. Auch dies braucht seine Zeit, um neues auszuprobieren.

Weiters hilfreich, um ein Burnout-Syndrom vorzubeugen, können Kompromisse sein, die beispielsweise gegenüber dem Arbeitgeber ein Zugeständnis machen, dafür aber um einen Ausgleich bitten.

Auch können kleine Dinge das Leben erleichtern und können somit einer Burnout-Erkrankung vorbeugen. Diese müssen nicht immer kostspielig sein: Eine Haushaltshilfe kann für wenige Stunden in der Woche oder im Monat einige Arbeiten übernehmen. Manche Supermärkte bieten an, die Einkäufe im Internet zu bestellen und nach Hause zu liefern. Tagesmütter oder Pflegehelfer können die Betreuung von Angehörigen erleichtern. Nur sollte die dadurch gewonnene Freizeit nicht wieder mit Arbeit aufgefüllt werden! Man sollte sich Zeit zum Leben nehmen, sich selbst etwas Gutes tun und auf auf sein Gefühl hören.


Bewertung: Ø 4,0 (21 Stimmen)

ICD-10: Z73, Z73.0 mehr Infos


Autor: FitundGesund Redaktion
Infos zum Autor: Medizinredakteure und Journalisten
Erstellt am: 17.12.2009
Überarbeitet am: 02.08.2020

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